Landrat Mario Löhr zwischen den anderen Besucherinnen und Besuchern des ökumenischen Gottesdienstes vor der Langerner Kapelle.

Landrat Mario Löhr zwischen den anderen Besucherinnen und Besuchern des ökumenischen Gottesdienstes vor der Langerner Kapelle. © Sylvia vom Hofe

Premiere für Landrat Löhr: „War in 51 Jahren noch nie zuvor hier“

rnAntonius-Kapelle Langern

Eines der ältesten Gebäude des Kreises Unna ist die Antonius-Kapelle in Langern, Der Geheimtipp für Ausflügler ist so geheim, dass Landrat Mario Löhr zum ersten Mal da war. Und staunte.

Werne, Cappenberg

, 12.06.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schulterlanges fettiges Haar, ein verfilzter Bart und unter dem Arm ein quiekendes Schwein: Antonius punktet nicht mit gefälliger Schönheit. Aber mit Treue. Der seltsame Heilige steht den Menschen in der Bauerschaft Langern im „Drei-Länder-Eck“ von Werne, Lünen und Selm bereits seit fast 650 Jahren zur Seite – als Patron der Antoniuskapelle an der Straße Im Hoerm.

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Pfingstmontag 2022 an der Antonius-Kapelle Langern

Pfingstmontag 2022 in Langern: Rund 120 Menschen - darunter auch Landrat Mario Löhr - besuchten nicht nur einen ökumenischen Gottesdienst, sondern erlebten auch einen geselligen Frühschoppen. Anlässlich der 900-Jahr-Feier zur Stiftung Cappenbergs fand auch die kleine Kapelle zu Füßen von Schloss und Kirchen große Beachtung.
10.06.2022

Über seine Anfänge gibt das Langerner Gotteshaus selbst Auskunft: „1374 wird die Kapelle ,des guden sunte Antoneyeze‘ auf Biethmanns Hof in Ostick, wie Langern früher genannt wurde, erstmals erwähnt“, ist auf der Bronzeplatte neben der Tür zu lesen. Meistens ist sie verschlossen. Feste Gottesdienstzeiten gibt es dort nur zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten - jeweils am zweiten Feiertag so wie zuletzt am Pfingstmontag 2022.

120 Menschen feiern Pfingstmontag in Langern

Da kamen rund 120 Menschen aus dem ganzen Umkreis nicht nur zusammen, um während eines ökumenischen Gottesdienstes, den der evangelische Pfarrer Rüdiger Holthoff und sein katholischer Kollege Pater Dr. Joachim Hagel hielten, zu singen und zu beten, sondern auch um sich anschließend Grillwürstchen und kühle Getränke schmecken zu lassen, die der Schützenverein Langern anbot. Einer, der beides genoss, war Landrat Mario Löhr: gebürtiger Werner, lange Bürgermeister von Selm, jetzt zuständig für den gesamten Kreis - und zum ersten Mal bei dem idyllisch gelegenen kleinen Backsteingebäude.

„Ich lerne in meinem Amt als Landrat gerade, wie schön unser Kreis Unna ist“- „ Und die Langerner Kapelle zwischen Weiden, Spargelfeldern und Kartoffeläckern unweit der Lippe sei eine dieser Entdeckungen: ein echtes Kleinod, wie Löhr meinte - allerdings für Menschen, denen kein Auto zur Verfügung stehe und denen eine Radtour zu weit sein, nur schwer zu erreichen. Ob es demnächst eine Bushaltestelle vor der zur Kirchengemeinde St. Johannes Evangelist Cappenberg zählenden Kapelle geben wird, ist offen. Fest steht aber für den Selmer SPD-Politiker: Der öffentliche Personennahverkehr im Kreis werde besser werden. „Das verspreche ich.“

Kapelle zeigt: Wo ein Wille, ist ein Weg

Wo ein Wille, ist ein Weg: Das beweist die kleine Backsteinkapelle in Langern. Sie ist übrig geblieben, während andere Kapellen der Region längst verschwunden sind. Das hat mit dem Engagement der Menschen zu tun, wie Löhr erfuhr. Für Pflege und Unterhalt würden keine Haushaltsmittel verbraucht, sagte Andrea Bispinghoff vom Kirchenvorstand der Cappenberger Kirchengemeinde: weder städtische noch kirchliche. Der Schützenverein pflege das Umfeld, Frauen aus der Nachbarschaft das Gebäude selbst. Dass es überhaupt noch steht, geht auch auf die Initiative einzelner zurück: Die Erbschaft von Pfarrer Kemner machte 1830 eine erste rettende Sanierung möglich. 1953, 1983, 1997 und zuletzt vor etwa sechs Jahren folgten weitere Renovierungen, dann auch mit Denkmalfördermitteln. „Unsere Gesellschaft braucht solches Engagement“, sagte Löhr. „Und eine solche lebendige Gemeinschaft, wie sie hier anzutreffen ist.“

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Die kleine Kapelle steht im Schatten der berühmten Stiftskirche Cappenberg, die in den zurückliegenden zwei Jahren umfangreich restauriert wurden. Genauso wie das Cappenberger Schloss nebenan. Erstrahlt es im Jubiläumsjahr „900 Jahre Stift und Kirche“ in neuem Glanz. Von der einstigen Höhenburg des Grafen Gottfried von Cappenberg hinab fällt der Blick über das Ruhrgebiet bis ins Sauerland - und auch vorne auf die kleine Kapelle. Dass auch dort ein Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten - in diesem Fall die ökumenische Begegnung - stattfinden sollte, habe von vorne herein festgestanden, sagte Andrea Bispinghoff.

Lüner Künstler hat Statue geschaffen

Löhr wirbt seit seinem Besuch am Pfingstmontag auf unterschiedlichen Veranstaltungen in der Region für einen Ausflug zur weit und breit Ältesten Kapelle der Region. Wenn die Tür offen steht, kann auch der wilde Namenspatron bewundert werden: die Statue Ein Besuch der weit und breit ältesten Kapelle der Region lohnt sich – auch wenn die Ausstattung schlicht ist. Immerhin: Wer einen Blick hinein werfen kann, entdeckt die Antonius-Statue. Künstler Reinhold Schröder aus Lünen hatte die Figur des mönchsgewandeten Wilden mit Schwein 1990 geschaffen.