Mehrere Waffen beschlagnahmt

Polizei-Razzia bei Reichsbürger in Selm

Mit einem Spezialeinsatzkommando ist die Polizei am Mittwochvormittag zu einem Einsatz in ein Industriegebiet in Selm ausgerückt. Die Einsatzkräfte beschlagnahmten mehrere Waffen eines 53-jährigen "Reichsbürgers": Der widersetzte sich, weil er das Rechtssystem der Bundesrepublik nicht anerkenne - und liegt jetzt im Krankenhaus.

SELM

, 18.01.2017 / Lesedauer: 3 min

Erstmeldung 12.14 Uhr: Mit mehreren Mannschaftwagen war die Polizei am Mittwochmorgen vor dem Betrieb im Industriegebiet südlich der Werner Straße aufgefahren. Nach ersten Informationen der Polizei wurden Wohn- und Geschäftsräume in Selm durchsucht. Grund des Einsatzes sei ein Durchsuchungsbefehl wegen einer Waffe gewesen, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Einem Beteiligten sei die Erlaubnis zum Besitz der Waffe entzogen worden. Daraufhin hätte er sie abgeben müssen. Da dies nicht geschehen sei, wollte die Polizei die Waffe einziehen. 

Ob der Einsatz erfolgreich war und die Waffe gefunden und eingezogen war, konnte die Polizei noch nicht sagen.

Update 12.51 Uhr: Die Polizei hat für die Beschlagnahmung der Waffe eigene Kräfte, Hunde, eine Hundertschaft für die Durchsuchung und das SEK für den Zugriff angefordert. Dieser große Aufwand sei damit zu begründen, dass der Mann, dem die Waffe gehörte, zur Bewegung der "Reichsbürger" gehöre, sagte Vera Howanietz, Sprecherin der Polizei im Kreis Unna. Personen, die sich zu dieser Bewegung zählen, erkennen die Bundesrepublik  Deutschland als Staat und somit auch  ihre Gesetze und ihre Vertreter nicht an. Im Oktober hatte ein Mann in Bayern, der als "Reichbürger" eingestuft wird,  einen SEK-Beamten bei einer Razzia erschossen. Deshalb hatte auch die Polizei in Selm Vorsicht walten lassen und viele Kräfte angefordert, so Howanietz.

Der Mann, der auch Inhaber des Betriebs im Gewerbegebiet ist, sei vor einiger Zeit Jäger gewesen und habe legal eine Jagdwaffe besessen, sagte die Polizeisprecherin. Da der Waffenbesitzschein ausgelaufen war und er länger nicht an einer Jagd teilgenommen hatte und somit kein Grund mehr bestand, eine Jagdwaffe zu besitzen, war der Mann angeschrieben worden.

Er war aufgefordert worden, seine Waffe abzugeben oder die Vernichtung der Waffe nachzuweisen. Zudem sei der Selmer als unzuverlässig eingestuft worden, eine Waffe zu besitzen, da er die Bundesrepublik als Staat nicht anerkenne. Da der Mann die Vernichtung seiner Waffe nicht nachwies, habe die Polizei einen Durchsuchungsbeschluss durchsetzen wollen, um die Waffe einzuziehen, erklärte die Polizeisprecherin.

Dazu sind am Mittwochmorgen die Wohn- und die Geschäftsräume des Mannes durchsucht worden. Der Mann widersetzte sich den Beamten und wurde dabei leicht verletzt, berichtete Vera Howanietz auf Anfrage. Die Hundertschaft ist inzwischen von den Geschäftsräumen abgezogen worden. Der Einsatz laufe aber aktuell noch. Ob die Waffe gefunden wurde, könnte die Polizei deshalb noch nicht sagen.

Update 14:37 Uhr: Der Einsatz der Polizei ist inzwischen beendet. Die Beamten sind auch fündig geworden. Sie beschlagnahmten bei dem Selmer eine Langwaffe mit Munition, ein Softairgewehr, eine Softairpistole, zwei Luftgewehre und eine Luftpistole. Für die Softairwaffen und die Luftgewehre braucht man generell keine Genehmigung für den Besitz. Dem Selmer war der Besitz dieser Waffen allerdings bereits untersagt worden, sagte der Polizeisprecher Thomas Röwekamp auf Nachfrage.

Der Mann galt als nicht vertrauenswürdig, um Waffen zu besitzen. Seit längerem wisse die Polizei, dass der Mann der Reichsbürgerbewegung zuzuschreiben sei, so Röwekamp. Der Selmer bezeichne sich selbst als „Deutscher ohne deutsche Staatsangehörigkeit“. Nachdem die Behörden ihn zur Rückgabe seines Jagdgewehrs aufgefordert hatte, hatte er laut Polizei geäußert, dass er das Rechtssystem der Bundesrepublik nicht anerkenne.

Der Mann befindet sich derzeit im Krankenhaus. Er hatte sich dem Polizeieinsatz widersetzt und war dabei verletzt worden, sagt die Polizei auf Anfrage.

Update 15:31 Uhr: Die Polizei beschlagnahmte zwar mehrere Waffen - legale wie illegale. Diejenige, um die es eigentlich gegangen sei, habe man aber nicht gefunden, hieß es am Mittwochnachmittag. 

Der 53-Jährige habe Widerstand geleistet und habe fixiert werden müssen. So sei es zu der Verletzung gekommen, wegen der er nun im Krankenhaus ist.

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