Auf dem Rodelhügel soll eine überdimensionale Lichtkuppel stehen. Die ausführende Firma Polenz steckt gerade im Insolvenzverfahren. © Arndt Brede
Polenz-Insolvenz
Polenz GmbH ist insolvent: Wie geht es mit dem Unternehmen weiter?
Wer Kunst im öffentlichen Raum mag, findet in Selm häufig Kunstwerke, die die Firma Polenz angefertigt hat. Ob ein spektakuläres Projekt realisiert werden kann, ist unklar. Polenz ist insolvent.
Gegen die Polenz GmbH und Co. KG ist am 23. Dezember 2019 vor dem Amtsgericht Münster unter dem Aktenzeichen 78 IN 60/19 das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Damit sind dem Unternehmen rein rechtlich nun die Hände gebunden.
Im Juristendeutsch heißt das so: „Verfügungen der Schuldnerin über Gegenstände ihres Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam.“
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Stephan Michels aus Münster bestellt worden. Ohne seine Zustimmung läuft bei Polenz nun nichts mehr.
Die Lüdinghauser Stadtspitze mit Bürgermeister Richard Borgmann (2.v.l.) und dem Beigeordneten Matthias Kortendieck (r.) hat die Firma Polenz - hier mit dem Unternehmenschef Jürgen Polenz (l.) und Geschäftsführer Bernd Eggenstein - schon besucht und sich ein Bild vom Unternehmen gemacht. © Stadt Lüdinghausen (A)
Was bedeutet das für die Mitarbeiter der Metallbau-Manufaktur Polenz? Bekommen sie ihr Gehalt weiter? Gehen sie zurzeit leer aus? Fragen, die die Redaktion dem vorläufigen Insolvenzverwalter Michels am Donnerstag, 2. Januar, gestellt hat. „Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich in meiner Eigenschaft als vorläufiger Insolvenzverwalter mit Zustimmungsvorbehalt zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskünfte erteilen kann“, antwortet der Rechtsanwalt aus Münster noch am selben Tag.
Wie es konkret bei Polenz aussieht, ob das Unternehmen seine Aufträge weiter ausführen kann, dazu äußert sich Stephan Michels dann doch noch: „Der Betrieb steht aufgrund der Weihnachtsferien geplant still. Die Arbeiten werden erst am kommenden Montag wieder aufgenommen.“
Nähere Informationen stellte Michels für die zweite Kalenderwoche in Aussicht. Er gehe davon aus, „dass die Geschäftsleitung in der nächsten Woche eine Pressemitteilung mit mir abstimmen wird“.
Top-Kunde Apple
Die Firma Polenz gehört zu den bekanntesten Unternehmen in der Region. So zählt seit Jahren der Tech-Konzern Apple zu seinen Kunden. Für den US-Konzern hat er weltweit Läden eingerichtet.
Aber auch für Luxusmarken wie Hermès und Louis Vuitton hat Polenz Shops gebaut. Um die verschiedensten Kundenwünsche erfüllen zu können, hatte Polenz Anfang 2018 die Kasseler Firma Lamparter mit rund 100 Mitarbeiter übernommen.
Andere Aufgaben übernommen
Der Unternehmens-Datenbank North Data ist zu entnehmen, dass Jürgen Polenz am 4. Mai 2018 Geschäftsführer des Unternehmens wurde. Seit dem 22. November 2018 ist er das allerdings nicht mehr.
In den vergangenen Monaten hat der innovative Lüdinghauser Unternehmer andere Aufgaben übernommen. So ist North Data zu entnehmen, dass er im März 2019 Geschäftsführer der Objektgesellschaft Iserlohn wurde. Seit dem 15. April 2019 ist er in gleicher Funktion bei der Schneider Strick Verwaltungs GmbH tätig.
Seniorenresidenz-Pläne platzten
Für Aufsehen hatte Jürgen Polenz in der Region im Herbst 2014 gesorgt. Der Geschäftsmann kaufte die Bikers Farm am Bulderner Samsonsee. Erklärte Pläne waren seinerzeit eine Seniorenresidenz mit etwa 100 Plätzen, ein kleineres Hotel und ein Restaurant, das am See vor Anker gehen sollte. Doch die Pläne platzen nur innerhalb weniger Wochen wie eine Seifenblase. Polenz kündigte gegenüber Bürgermeisterin Lisa Stremlau seinen Rückzug an.
Skulpturen auf und an Kreisverkehren
Das Unternehmen Polenz hat auch in Selm einige Spuren seines Schaffens hinterlassen. So stammt die Vogel-Skulptur auf dem Kreisverkehr B236/Netteberger Straße in Bork aus der Polenz-Produktion. Auch die Stelen von Selmer Gymnasiasten, die im Selmer Zentrum stehen, hat Polenz einst angefertigt.
An der Ecke Kreisstraße und Brückenstraße steht die blaue Stele seit Dienstag, 29. Oktober, wieder. © Pascal Albert
Nicht zu vergessen die Skulptur von Alfons Gockel mit den drei Ringen, die die drei Selmer Stadtteile symbolisieren. Auch an deren Produktion war Polenz beteiligt, transportierte die Skulptur auch zu ihrem jetzigen Standort vor dem Hallenbad am Sandforter Weg.
Die Skulptur von Alfred Gockel brachte die Firma Polenz zu ihrem Standort am Hallenbad in Selm. © Aileen Kierstein (A)
Und dann ist da ja noch eines der spektakulärsten Kunst-Projekte für Selm: die geplante überdimensionale Lichtkuppel auf dem Rodelhügel im künftigen Selmer Auenpark.
So sieht der Entwurf der Firma Polenz zur geplanten Lichtkuppel auf dem Rodelhügel in Selm aus. © Entwurf Polenz
Geplant ist, sie im Frühsommer aufzustellen. Der Entwurf der Firma Polenz fand überwiegend den Beifall der Selmer Politik. Aber: Kann er angesichts des Insolvenzeröffnungsverfahrens gegen die Polenz GmbH überhaupt realisiert werden? Darauf gab der vorläufige Insolvenzverwalter Michels keine Antwort.
„Millionengewinne verleiten einen“
In einer Interviewreihe der Zeitschrift Capital über die erste Million räumte Jürgen Polenz im vergangenen Jahr ein, dass „Millionengewinne auch verleiten. Ich habe jeden Wagen gefahren, den ich mir gewünscht habe. Man fühlt sich sehr erfolgreich und verschwendet keinen Gedanken daran, dass es auch wieder anders sein könnte.“
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