GaKi und rhythmisierter Ganztag: Was soll das sein? Was steckt hinter dem Pilotprojekt, das nach den Sommerferien an der Overbergschule in Selm startet? Dazu gibt es hier Fragen und Antworten.
Dass die Bezeichnung noch etwas sperrig ist und vielen wahrscheinlich auch noch nicht so geläufig, das gibt Beigeordnete Sylvia Engemann in der letzten Sitzung des Schulausschusses gerne zu: Um die neue GaKi-Klasse an der Overbergschule geht es da. Um das Konzept des rhythmisierenden Ganztages. Was genau steckt hinter diesem Pilotprojekt, das an der Selmer Grundschule nach den Sommerferien startet? Wie unterscheidet es sich vom offenen Ganztag? Und was bedeutet das Projekt für einen möglichen Rechtsanspruch ab 2025? Fragen und vor allem Antworten zu dem Thema gibt es hier.
? Wofür steht denn überhaupt GaKi, was ist eine GaKi-Klasse und was hat das mit Selm zu tun?
GaKi ist die Abkürzung für Ganztagskinder. Eine GaKi-Klasse ist entsprechend eine Schulklasse in der ausschließlich Kinder sind, die von der Schule ganztags betreut werden. Und zwar nicht im offenen Ganztag nach Ende des Unterrichts, sondern im sogenannten rhythmisierten Ganztag. Die Stadt Selm als Schulträger, GANZ Selm als der Verein, der sich in Selm um die Ganztagsbetreuung kümmert, und die Overbergschule haben in den vergangenen Monaten ein Konzept erarbeitet, um so eine GaKi-Klasse in Selm zu etablieren. Nach den Sommerferien wird sie an der Selmer Grundschule starten - als Pilotprojekt und Ergänzung zu dem Konzept des offenen Ganztags, den es an der Overbergschule und an den anderen Selmer Grundschulen weiterhin gibt.
? Wie ist denn das Konzept für das Pilotprojekt?
„Wir haben versucht, ein bisschen anders zu denken. Vom Kind her zu denken“, erklärt dazu Christine Jücker, die Schulleiterin der Overbergschule. Im offenen Ganztag ist es so, dass die Grundschulkinder, die zur Ganztagsbetreuung angemeldet sind, nach dem Unterricht in ihre OGS-Gruppe gehen. Diese Gruppen sind gemischt: Kinder aus allen anderen Jahrgängen sind darin. Sie essen gemeinsam zu Mittag, machen Hausaufgaben, nehmen an anderen Freizeit-Angeboten teil, die die OGS anbietet. Von Schuljahr zu Schuljahr entscheiden Eltern neu, ob sie ihr Kind im offenen Ganztag anmelden.
In der GaKi-Klasse soll der Ganztag anders aussehen. Die Schüler dort bleiben den ganzen Tag im Klassenverband - verbringen montags bis freitags also von 8.10 bis 15 Uhr ihren Schulalltag gemeinsam. Und zwar verbindlich über den gesamten Zeitraum ihrer Grundschulzeit.
Die Ganztagsbetreuung bezieht sich dann nicht allein auf den Nachmittag nach Unterrichtsschluss, sondern ist vielmehr in den gesamten Tagesverlauf integriert. „Dreh- und Angelpunkt waren dabei die Hausaufgaben“, sagt Christine Jücker. Die, so sieht es das Konzept vor, gibt es in den GaKi-Klassen eigentlich nicht mehr. Die Kinder werden das Gelernte in der vierten Stunde in der sogenannten Lernzeit vertiefen. „Und nicht nach der Mittagspause mit vollem Bauch“, so Christine Jücker, die darauf anspielt, dass die Konzentration in den Nachmittagsstunden gemeinhin eher sinkt als steigt. Entsprechend wird der Stundenplan der GaKi-Klassen auch so aussehen, dass nachmittags AGs angeboten werden, Sport, Musik oder Kunst auf dem Stundenplan stehen.
? Dann werden die Schüler aber ziemlich viel Zeit in der Schule verbringen, oder?
Ja, das ist so. Das ist aber auch jetzt schon so, wenn Kinder in den offenen Ganztag gehen: Mindestens bis 15, teilweise auch bis 16 Uhr können Kinder hier betreut werden. Gerade deshalb, so sagte es Christiane Damberg, die Vorsitzende von GANZ Selm, müsse die Schule quasi ein zweites Zuhause für die Kinder sein. Im GaKi- Konzept soll das zum Beispiel auch damit geleistet werden, dass die Kinder ihren festen Klassenraum und zusätzlich einen festen Nebenraum haben - sozusagen als Heimaträume für sie. Außerdem haben sie den ganzen Tag über während ihrer vierjährigen Schulzeit feste Bezugspersonen: einen Klassenlehrer, eine OGS-Kraft und einen Freiwilligendienstler, der aber natürlich jährlich wechselt.
? Betrifft das jetzt alle Klassen der Overbergschule?
Nein. Das Pilotprojekt läuft nur in einer Klasse - die Eltern der Kinder, die in diese Klasse gehen, haben sich auch bewusst dafür entschieden. Für alle anderen Klassen gibt es weiterhin bei Bedarf den offenen Ganztag. Dass es jetzt das Pilotprojekt gebe „bedeutet auch nicht, dass das bisherige System den Ansprüchen von OGS und Ümi nicht genügt“, betonte Christiane Damberg von GANZ Selm. Das GaKi-Konzept sei jetzt einfach mal etwas anderes, das ausprobiert wird.
? Wie groß wird die GaKi-Klasse sein? War das Interesse der Eltern groß?
Das Interesse war groß, wie Christine Jücker erklärt. Den Eltern der zukünftigen Erstklässler war das Konzept im März vorgestellt worden. Möglich ist es nun nach den Sommerferien, dass eine GaKi-Klasse mit 24 Schülerinnen und Schülern an den Start geht. „Es ist eine heterogene Gruppe geworden, das ist sehr gut“, sagte die Schulleiterin.
? Wird es GaKi-Klassen auch an den anderen Selmer Grundschulen geben?
Nach diesen Sommerferien erst mal noch nicht. Das GaKi-Konzept testet erst mal nur die Overbergschule in dem Pilotprojekt. „Das heißt nicht, dass es in den nächsten Jahren nicht auch GaKi-Klassen an den anderen Schulen geben wird. Im Gegenteil“, sagte Beigeordnete Sylvia Engemann. Die Stadt schaue, auch mit Blick auf den Ganztags-Rechtsanspruch ab 2025, sehr positiv auf die Entwicklung des Piloten. „Wir sehen es als einen Baustein zur Weiterentwicklung des Ganztages“, so Sylvia Engemann.
? Gibt es andere Schulen, die schon mit GaKi-Klassen arbeiten? Gibt es Vorbilder?
Ja, die gibt es. „Das ist kein Experiment, das wir hier wagen“, machte Sylvia Engemann deutlich. Zum Beispiel an einer Grundschule in Fröndenberg und an der Grundschule Villigst-Schwerte. Mit diesen habe man sich im Vorfeld beraten und Erfahrungen gehört, sagte sie.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
