Post aus Münster haben am Mittwoch (24. 5.) alle Seelsorgerinnen und Seelsorger der Region sowie die Vorstände der Pfarreiräte und Kirchenvorstände der katholischen Kirchengemeinden bekommen. Der Absender: Bischof Felix Genn. Er hat das letzte Wort gesprochen über einen Prozess, der die Aktiven im zweitgrößten Bistum Deutschlands seit rund zwei Jahren beschäftigt. Und der auf der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland für allerlei Missstimmung gesorgt hat.
Aus 207 katholischen Kirchengemeinden in dem Bistum zwischen Rhein und Nordseeküste werden ab Januar 2024 45 Pastorale Räume. Und aus 19 Pfarreien im Kreisdekanat Coesfeld, zu denen im Süden die Gemeinden in Lünen, Werne, Selm, Cappenberg, Olfen und Nordkirchen gehören, werden fünf Pastorale Räume. Dabei wird der Selmer Ortsteil Cappenberg einem anderen Pastoralen Raum angehören als der übrige Teil der Stadt Selm.
Der Bischof ist nicht von der Empfehlung des Diözesanrates, des obersten Mitbestimmungsgremium im Bistum, abgewichen und ist auch in diesem strittigen Punkt seinem Vorschlag gefolgt. Die Selmer Gemeinde St. Ludger hatte den Wunsch geäußert, lieber mit Olfen, Nordkirchen, Lüdinghausen und Senden enger zusammenarbeiten zu wollen als mit Cappenberg, Werne und Lünen, wie es das Bistum zunächst vorgeschlagen hatte. Das war vor allem in Cappenberg, aber auch in Selm selbst auf Kritik gestoßen. Dieser Widerspruch hatte allerdings kein Einlenken bewirkt, anders als der aus dem Kreis Recklinghausen und aus Münster.
Ascheberg nach WAF
Nachdem die Schaffung eines Pastoralen Raums auf wenig Gegenliebe gestoßen war, entschied der Bischof jetzt, dass erst einmal ein runder Tisch gebildet wird und der Pastorale Raum bis 2028 warten kann. Auch Die Pfarrei St. Liudger in Münster hat noch Aufschub bekommen. Sie kann sich in den nächsten fünf Jahren entscheiden, zu welche von drei möglichen Pastoralen Räumen sie gehören will.
Nicht nur Selmer Katholiken aus dem Kreis Unna werden künftig über die Kreisgrenze hinweg pendeln, um seelsorgerische Angebote im größeren Verbund, dem neuen Pastoralen Raum im Kreis Coesfeld, wahrnehmen zu können. In Ascheberg wird das ab 2024 so ähnlich sein: vom Kreis Coesfeld in Richtung Kreis Warendorf. Die Pfarrei St. Lambertus Ascheberg wird künftig mit den Pfarreien St. Regina in Drensteinfurt und St. Martinus und Ludgerus in Sendenhorst einen Pastoralen Raum bilden.
Genn: Tragfähige Strukturen
Die Schaffung der Pastoralen Räume im Bistum ist eine Reaktion auf den anhaltenden Mitgliederschwund, den Personalmangel und die schwindenden finanziellen Ressourcen der katholischen Kirche, In seinem Brief schreibt Bischof Genn, es gehe darum, „zukunfts- und tragfähige Strukturen zu schaffen, in denen Frauen und Männer, freiwillig Engagierte und Hauptberufliche, das Evangelium vor Ort verkünden und leben“ könnten.
Pastorale Räume im Bistum Münster: Landrat Mario Löhr über Selmer Sonderweg: „Bin enttäuscht“
Pastorale Räume im Bistum Münster: Pfarrer Wolters: „Der Weg ist jetzt frei für Pastorinnen“
Pastorale Räume im Bistum Münster: Selm setzt sich trotz Protests durch: „Kein Sonderweg“