Michael Merten ist Vorsitzender des Stadtsportverbandes Selm. Der Verband hat die Situation um die Fläche des Tennisclubs in Bork im Blick. © TC Grün-Weiß Bork / Malte Bock

OGS-Ausbau

Pachtvertrag ausgelaufen: Muss Tennisclub aus Bork der Äckernschule weichen?

Die Selmer Grundschulen brauchen für die Ganztagsbetreuung künftig mehr Platz. Auch in Bork könnte Bedarf bestehen. Die mögliche Fläche wird vom dort ansässigen Tennisverein genutzt.

Bork

, 10.03.2022 / Lesedauer: 4 min

Es war schon fast eine Randnotiz, die allerdings große Auswirkungen haben könnte: Während der Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport am Montag (7. März) teilte die Stadtverwaltung mit, dass sie den Pachtvertrag einer Fläche in Bork nicht langfristig verlängern möchte. Was für die Grundschule Auf den Äckern zu einer Entlastung führen könnte, wird für den benachbarten Tennisverein möglicherweise zu einem Problem.

Den Stein ins Rollen brachte der Tennisclub Grün-Weiß Bork selbst: Weil der Pachtvertrag zwischen dem Verein und der Stadt Selm für die Fläche an der Waltroper Straße bereits abgelaufen war, musste ein neuer Vertrag her. Der Vereinsvorstand peilte eine Laufzeit über zehn Jahre an – um die Voraussetzungen für finanzielle Unterstützung über das Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ vom Land zu erfüllen. Gefördert werden darüber „Modernisierung, Instandsetzung, Sanierung, Ausstattung, Erweiterung und Umbau von Sportstätten und Sportanlagen“.

Grundschule benötigt Platz – vielleicht

Beantragen wollte der Verein darüber Mittel für die Erneuerung der Zuwegung und ein breiteres Zugangstor, wie Geschäftsführer Hubert Halfmann berichtet. Daraus wird allerdings vorerst nichts. „Man hat uns gesagt, dass wir keinen längerfristigen Pachtvertrag bekommen können.“

Der Grund liegt in dem gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird dieser Rechtsanspruch schrittweise eingeführt. Aktuell fehlen dafür in Selm allerdings bereits die Kapazitäten, allen Schülerinnen und Schülern einen Platz anzubieten. In den kommenden Jahren dürfte sich das Problem noch verschärfen. Deshalb könnte auch die Grundschule Auf den Äckern künftig mehr Platz benötigen – die Schule grenzt direkt an das Vereinsgelände des Tennisclubs.

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Die Stadt konnte dem Verein aus diesem Grund lediglich eine jährliche Verlängerung des Pachtvertrages anbieten, teilte die Verwaltung im Sportausschuss mit. Unterschrieben ist noch nichts. Stadtsprecher Malte Woesmann bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion: „Zurzeit wird über eine Verlängerung mit jährlicher Kündigungsoption verhandelt.“

Die geplante Förderung ist damit vom Tisch. „Wir können nicht langfristig planen. Wir müssen abwarten, was passiert“, bedauert Hubert Halfmann. Das gilt auch für eigene Investitionen, solange die Zukunft des Standortes ungewiss ist: „Sie können ja nicht einfach das Geld der Mitglieder verbrennen.“

Spielbetrieb soll nicht gefährdet sein

Aktuell steckt der Verein in einer Zwickmühle: „Wir können kein Geld ausgeben und auch kein Geld beantragen“, so Halfmann. Investitionen aus eigenen Mitteln komplett ausschließen will er allerdings nicht: „Da werden wir uns drüber unterhalten müssen, was machbar ist.“

Der Stadtsportverband Selm beobachtet die Situation. Michael Merten, Vorsitzender der Verbandes, beschreibt die anfängliche Lage für den Tennisclub als „irritierend“. Im Sportausschuss bekundete er allerdings, dass von Seiten des Vereins Verständnis für die Situation herrsche. Er ist überzeugt: „Der Spielbetrieb ist nicht gefährdet.“

Die Äckernschule ist direkter Nachbar des TC Grün-Weiß Bork. Künftig könnte die Schule mehr Platz benötigen. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Merten geht davon aus, dass der Verein höchstens einen seiner vier Tennisplätze abtreten müsste, um Platz für einen möglichen OGS-Ausbau zu schaffen. Der Spielbetrieb könne dennoch aufrecht erhalten bleiben, so seine Einschätzung.

Der Kommentar von Hubert Halfmann zu einer möglichen Verringerung der zur Verfügung stehenden Plätze: „Das wäre nicht wirklich schön.“ Ein Spieltag des Vereins könne bei entsprechender Auslastung dann gut und gerne einen ganzen Tag dauern.

Vermutlich keine OGS-Ausweitung bis 2026

Der Geschäftsführer glaubt nicht daran, dass es schon bald eine Entscheidung über die Zukunft der Fläche geben wird: „Bis so etwas umgesetzt ist, kann es dauern.“ Gestützt wird diese Einschätzung von der Aussage der Stadtverwaltung aus dem vergangenen Jahr. Beigeordnete Sylvia Engemann teilte im September 2021 mit, dass bis zum Beginn des Rechtsanspruches im Schuljahr 2026/2027 eine Ausweitung der Betreuungsplätze nicht möglich sei.

Ebenso im Jahr 2021 wurde eine Machbarkeitsstudie angekündigt, die den Bedarf und die Realisierbarkeit eines OGS-Ausbaus an der Äckernschule prüfen sollte. „Haushaltsmittel zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie sind eingestellt. Es ist noch kein Auftrag erteilt, daher liegen bisher keine Ergebnisse vor“, berichtet Stadtsprecher Malte Woesmann. Somit gebe es auch bisher keine Pläne, was mit der 3100 Quadratmeter großen Fläche des Tennisclubs geschehen soll.

Wertschätzung zukommen lassen

Auch der Träger des OGS-Angebotes, der Verein Ganz Selm, weiß von keinen aktuellen Ausbauplänen an der Äckernschule. Fest stehe aber: Der Bedarf wird steigen. Aktuell sind dort 68 Schülerinnen und Schüler für die Ganztagsbetreuung angemeldet. Die Anmeldungen für das neue Schuljahr dürften höher liegen.

Über die bisherigen Verhandlungen mit dem TC Grün-Weiß Bork, obwohl es noch kein konkretes Vorgehen gibt, teilt die Stadt mit: „Es ist uns wichtig, dem Verein die nötige Wertschätzung zukommen zu lassen, deshalb finden Gespräche zu einem sehr frühen Zeitpunkt statt.“ Und weiter: „Sollte die Fläche anderweitig genutzt werden müssen, würde die Stadtverwaltung dem Verein bei der Beschaffung einer Ersatzfläche behilflich sein.“ Eine Planung gebe es aber auch dazu bisher nicht.

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