Nutrias werden auch in Selm zum Problem Stadt stellt Hinweisschilder im Auenpark auf

Nutrias werden zum Problem: Stadt stellt Schilder im Auenpark auf
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Die Nutrias sind eine Pelztierart, die auch in Selm schweren Schaden anrichtet. Dabei kommen die Tiere ursprünglich aus Südamerika. Sie lieben Wasser und das Buddeln in Böschungen. Das führt zu Problemen. Die auch als Sumpfbiber oder Biberratte bezeichneten Nager siedelten sich an Flüssen und Gewässern an.

Dort sorgen sie für Schäden. Zum einen in der Natur, zum anderen im Hochwasser- und Gewässerschutz. Selbst der NABU NRW als Naturschutzorganisation warnt: Nutrias können „Lebensräume wie Uferröhrichte und die in ihnen beheimateten Arten schädigen“. So tragen Nutrias mit zum Rückgang der streng geschützten Schneide, einer extrem seltenen Röhrichtart, bei. Und da Nutrias gerne buddeln, unterhöhlen sie Dämme und Uferböschungen. Die Spuren dieses Vorgangs lassen sich auch am Selmer Bach, der Funne und im Auenpark finden. „Im Auenpark gibt es für Nutrias ideale Bedingungen: Seichtes Gewässer und viel Gestrüpp wie Schilfgras. Ich würde sagen, dass der Bestand zunimmt, die Tiere sind dort fleißig zugange“, erklärte Jäger Heinz-Georg Mors, Leiter des Hegerings Selm, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Heinz-Georg Mors ist Vorsitzender des Hegerings in Selm.
Heinz-Georg Mors ist Vorsitzender des Hegerings in Selm. © Grafik Schulz-Gahmen/dpa

Gefahr für Spaziergänger droht

Erst vor Kurzem rutschte ein Teil der Böschung am Selmer Bach ab, da diese komplett unterhöhlt war. Die zunehmend milden Winter helfen den Tieren, die sonst in den Subtropen zu Hause sind. Die Nager ernähren sich größtenteils vegetarisch. In Selm, aber auch an den Schlossteichen in Cappenberg ist die Population deutlich gestiegen. „Nutrias sind eine Plage für die Gewässerunterhaltung, sie sind Schädlinge wie Ratten“, mahnt Heinz-Georg Mors vor den drohenden Gefahren.

In der kommenden Woche werden im Auenpark Hinweisschilder aufgestellt. Denn dort haben die Nager bereits enorme Schäden angerichtet. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung eine dringende Bitte: „Unterlassen Sie das Füttern der Tiere, denn damit tragen Sie dazu bei, dass die Tiere ihre Scheu verlieren und gegebenenfalls Hunde und Spaziergänger angreifen“, warnt diese in einer Mitteilung.

Überträger von Krankheiten

Im Auenpark sieht man die Schäden vor allem an Böschungen. Vermehrt gab es in jüngster Zeit Beschwerden, dass die Nutrias handzahm seien und deshalb die Scheu vor den Menschen verloren hätten. Das ist gefährlich. Wenn sie sich bedrängt fühlen, greifen sie Mensch und Tier an. Nutrias können Krankheiten wie Salmonellose, Streptokokkose oder Colibacteriose übertragen.

Natürliche Feinde haben sie nicht, da diese hier bis auf wenige wie den Fuchs oder den Dachs nicht vorkommen. In ihrer amerikanischen Heimat müssen sie sich vor Wölfen, Luchsen und Beutegreifern wie Steinadlern in Acht nehmen. Nutrias werden bis zu zehn Jahre alt, weibliche Tiere können mehrmals pro Jahr bis zu 13 Junge bekommen. Daher wird derzeit mit Fachleuten überlegt, wie man in Selm die Population der Nutrias eindämmen kann. „Wir als Jäger haben aber nichts damit zu tun“, betont der Leiter des Hegerings.

Im Auenpark kann man die Nutrias regelmäßig antreffen.
Im Auenpark kann man die Nutrias regelmäßig antreffen. © Arndt Brede

Zur Jagd freigegeben

Nutrias sind nach Jagdrecht in NRW zwar kein Wild, dürfen aber dennoch von Jagdscheininhabern durch Abschuss getötet werden, wenn diese sich nicht in Naturschutzgebieten aufhalten. In der Regel werden Nutrias aber mit Lebendfallen bejagt. „Nutrias stehen anders als etwa die Waschbären, die in Bönen verstärkt auftreten, nicht auf der Abschussliste“, erklärt Heinz-Georg Mors. Dennoch sei es sehr wichtig, aktiv zu werden und die Schäden nicht noch größer werden zu lassen.

Wer also in den kommenden Tagen in Selm oder Cappenberg auf ein biberähnliches Tier trifft, sollte trotz dessen niedlichem Äußeren Distanz wahren, um die Situation nicht weiter zu verschärfen.

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