Einzelne, vertrocknete Trauben müssen bei der Lese entfernt werden.

Auf dem Weinberg in Cappenberg hat die Weinlese begonnen. Winzerin Carola Raffel schickt nun einen neuen Weinjahrgang auf die Reise. © Günther Goldstein

Nördlichster Weinberg in NRW: Auf Cappenberg entstehen Hunderte Liter Riesling

rnWeinanbau

Der Cappenberger Weinberg ist der wohl nördlichste in NRW und dennoch eignet sich der Schlossberg hervorragend für den Weinanbau. In diesem Jahr ist der Ertrag besonders groß.

Cappenberg

, 15.10.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Laub der Weinreben am Schlossberg in Cappenberg ist schon golden. An den Weinstöcken hängen reichlich Trauben. Den ersten Geschmackstest bestehen sie: Sie sind süß und reif. Die perfekte Zeit also, um die Trauben zu ernten und einen neuen Weinjahrgang auf die Reise zu schicken.

Am Donnerstagmorgen begann für Winzerin Carola Raffel, die sich um den Weinberg des Grafen von Kanitz kümmert, die Weinlese. Es ist bereits das dritte Mal, dass der Ertrag der 2017 gepflanzten Weinstöcke geerntet wird. 2020 wurde Premiere gefeiert.

2022 war ein gutes Weinjahr, daher hängen reichlich Trauben an den Reben. Aus ihnen werden gut 900 Flaschen Wein entstehen.

2022 war ein gutes Weinjahr, daher hängen reichlich Trauben an den Reben. Aus ihnen werden gut 900 Flaschen Wein entstehen. © Günther Goldstein

Die Weinreben hängen voller

Damals wurden 200 Flaschen Wein abgefüllt. In diesem Jahr wird die Ernte deutlich größer ausfallen. „Es ist definitiv sehr viel, was dieses Jahr im Weinstock hängt“, sagt Carola Raffel mit Blick auf die Trauben. Schätzungsweise 600 bis 700 Liter Weißwein können aus der diesjährigen Ernte entstehen, das ergibt etwa 900 Flaschen Wein.

Und der ist gut nachgefragt, wie die Winzerin sagt. Besonders die Cappenberger selbst waren sehr interessiert am heimischen Wein, der ausschließlich in der gräflichen Verwaltung verkauft wird. Im kommenden Jahr wird dann auch der Wein, der jetzt gelesen wird, erhältlich sein.

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Bis es so weit ist, helfen Freiwillige, die Trauben zu ernten. „Ich bin Weintrinkerin und finde es spannend zu wissen, wie der Wein entsteht. Daher wollte ich immer schon einmal bei einer Weinlese dabei sein“, sagt Kati Obschonka. Nachdem sie zur Weinblüte bereits in Cappenberg war, war ihr klar, dass sie helfen will. „Ich habe dann gefragt und konnte dann tatsächlich mitmachen“, sagt sie. Die Lünerin ist gemeinsam mit ihrer Freundin Babett Linnell nach Cappenberg gekommen.

Einzelne, vertrocknete Trauben müssen bei der Lese entfernt werden.

Einzelne, vertrocknete Trauben müssen bei der Lese entfernt werden. © GUENTHER GOLDSTEIN

Wein wird in Lorch gemacht

Nach einer Einweisung der Winzerin ging es für die Frauen schon los, denn es ist einiges zu tun. Der Weinberg, auf dem Riesling angebaut wird, besteht aus 1200 Weinstöcken. Reichlich Arbeit also. Mit Scheren trennen sie die Trauben von den Weinreben. Einzelne, vertrocknete Trauben werden entfernt, bevor das Geerntete erst im Eimer und später in großen Bütten landet.

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Bis der Wein in die Flasche kommt, wird es aber noch ein bisschen dauern. Denn der wird nicht in Cappenberg hergestellt, sondern in Lorch. In der hessischen Stadt am Rhein besitzt Graf von Kanitz einen deutlich größeren Weinberg. Auch dort werde Riesling angebaut, so Carola Raffel, die auch die Vinothek in Cappenberg leitet.

Geerntet wurden die Früchte von 1200 Weinreben.

Geerntet wurden die Früchte von 1200 Weinreben. © Günther Goldstein

Dort werden die Cappenberger Trauben gekeltert, also ausgepresst und kommen für einige Wochen in die Gärung, wie Carola Raffel erklärt. Später werden sie dann in Flaschen abgefüllt, die es in der gräflichen Verwaltung zu kaufen geben wird.

Obwohl in Cappenberg und in Lorch dieselben Trauben angebaut werden, lasse sich der Wein nur schwer vergleichen – zu unterschiedlich sei der im Geschmack. Das liege auch am Boden. „In Lorch gibt es mineralische Böden, Schiefer und Quarzit. Dadurch wird der Wein schlank. In Cappenberg ist der Boden lehmig, dadurch schmeckt der Wein weicher“, erklärt Carola Raffel.

2022 war ein gutes Weinjahr

Trotz Hitze und Dürre im Sommer konnte der Wein auf Cappenberg gut gedeihen. „Der Wein braucht viel Sonne und nicht zu viel Regen, denn durch den kann Fäulnis entstehen.“ Um das zu verhindern, werden die Pflanzen regelmäßig biologisch gespritzt, um Pilzinfektionen vorzubeugen.

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„Zur Lese hin braucht der Wein im besten Fall warme Tage und kalte Nächte, damit sich die Säure abbauen und der Zucker aufbauen kann“, erklärt die Winzerin. Der Zucker ist Grundlage für die Bildung von Alkohol. Eine besondere Herausforderung sei der Weinanbau auf Cappenberg, der wohl der nördlichste in Nordrhein-Westfalen ist, aber nicht. „Die Reife dauert ein wenig länger als im Süden. Aber durch den Klimawandel wird die geringer werden“, erklärt Carola Raffel. Vielleicht könne bald auch Rotwein angebaut werden.