Bereits viele Jahre drehen sich die beiden Windräder an der Vinnumer Straße in Bork und produzieren so nachhaltigen Strom für zahlreiche Haushalte. Nun hat der kleine Windpark einen neuen Eigentümer aus Norwegen.
Das staatliche Unternehmen „Statkraft“ mit Hauptsitz in Oslo ist Europas größter Erzeuger erneuerbarer Energie – und übernahm vor wenigen Wochen die Borker Anlagen. „Der Windpark Selm ist einer von 35 Windparks, die wir Ende August in Deutschland vom Unternehmen Breeze Two Energy erworben haben“, teilt Statkraft-Sprecherin Laura Kolb mit. „Neben eigen-entwickelten Projekten investieren wir in bestehende Windparks, die wir perspektivisch erneuern können, um die Energiewende in Deutschland voranzutreiben.“
Freiwillige Kommunalabgabe
Die Windstromerzeugung sei mit der Übernahme nahtlos weitergelaufen, bestehende Verträge mit Grundstückseigentümern, Wartungsunternehmen, Betriebsführern sowie anderen Dienstleistern würden fortgeführt und alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt, teilt das Unternehmen mit.
Für die Stadt Selm könnte sich dagegen etwas ändern – sie könnte von dem Eigentümerwechsel finanziell profitieren. Die Verwaltung könnte an den Einnahmen der Stromproduktion beteiligt werden. Möglich macht das eine freiwillige Kommunalabgabe auf Stromerträge, die Statkraft allen Kommunen anbietet, die im Umkreis von 2,5 Kilometern um die unternehmenseigenen Windkraftanlagen liegen.
Zwei Euro je Megawattstunde
„Wir werden mit diesem Angebot an die Stadt Selm herantreten“, so Laura Kolb. „Wir zahlen zwei Euro je Megawattstunde, die ins Stromnetz eingespeist wird.“ Bei einer Gesamtleistung von 3 Megawatt könnte der Windpark theoretisch bis zu 26.000 Megawattstunden im Jahr produzieren, was der Stadt über 50.000 Euro einbringen würde. Da die Windverhältnisse in der Praxis einen Betrieb nur zu einem kleinen Teil der Zeit zulassen, werden die tatsächlichen Erträge allerdings deutlich darunter liegen.
„Die Energiewende wird vor Ort in und mit den Gemeinden gestaltet. Umso wichtiger ist es, sie partnerschaftlich und fair an dieser Entwicklung zu beteiligen. Mit unserer freiwilligen Kommunalabgabe möchten wir einen Beitrag dazu leisten“, wird Martin Vollnhals, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Statkraft, zitiert.
„Die Stadt kann über diese Einnahmen frei verfügen und zum Beispiel in lokale Infrastrukturprojekte oder den Ausbau von Kitas und Schulen investieren“, heißt es vom norwegischen Staatsunternehmen.

EEG-Laufzeit endet
Die Abgabe an die Stadt werde bezahlt, so lange sich die zwei Windräder noch in der Laufzeit des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) befindet. Das garantiert dem Unternehmen eine bevorzugte Abnahme und feste Vergütungssätze für den eingespeisten Strom. Diese Bindung läuft nach 20 Jahren aus, die Stadt könnte sich also vorerst nur bis zum Jahr 2026 über zusätzliche Einnahmen der bereits 2006 errichteten Windkraftanlagen freuen.
Wie geht es danach weiter? „Wir werden die Anlagen mindestens bis zum Ende der EEG-Laufzeit weiter betreiben“, kündigt Unternehmenssprecherin Laura Kolb an. Langfristig wolle Statkraft prüfen, ob der Selmer Standort durch moderne Windenergieanlagen erneuert werden kann. Sobald es konkrete Planungen gibt, werden diese öffentlich vorgestellt, kündigt Kolbe an.
Moderne Turbinen
Gut für die Stadt Selm: Auch bei Windrad-Neubauprojekten bietet das Staatsunternehmen eine freiwillige Kommunalabgabe ab dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses an.
Beim sogenannten Repowering werden alte Anlagen durch leistungsfähigere, moderne Turbinen ersetzt – was den Ertrag für Betreiber und auch die beteiligten Kommunen steigert.
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