Wer den Gottesdienst am Ostermontag in der Kirche am Markt in Selm besucht hat, hat sie schon erlebt: Katrin Brexeler (29) ist seit dem 1. April als neue Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Selm aktiv. Für die in Lüdinghausen lebende Geistliche sind es die ersten Wochen als Pfarrerin im Probedienst. Zuvor war sie Vikarin in Waltrop.
„Das ist die Ausbildung ähnlich einem Referendariat für Lehrer, in der man selbst schon einiges machen kann“, erläutert Katrin Brexeler. Derzeit findet sie sich noch an der neuen Wirkungsstelle zurecht, den richtigen Schlüssel für die Tür zum Gemeindebüro muss sie an dem riesigen Bund noch einige Sekunden lang suchen. Ansonsten ist sie aber sehr froh über den Start in die neue Aufgabe. „Ich bin schon mit einigen Menschen gut ins Gespräch gekommen und sehr herzlich vom Presbyterium empfangen worden“, berichtet die 29-Jährige, die am Niederrhein aufgewachsen ist.
Positive Energie trotz Trauer
Doch woher kam bei ihr der Impuls, sich für diese Laufbahn zu entscheiden, die nicht allzu viele in diesem Alter einschlagen? Mit ihr zusammen absolvierten nur neun andere Menschen in ganz Westfalen das Vikariat. Besonders viel in der Kirche sei sie als Kind überhaupt nicht gewesen, getauft wurde sie erst im Alter von 16 Jahren, erzählt Katrin Brexeler. „Meine Eltern haben mir freigestellt, ob ich das machen will oder nicht. Aber in meiner Jugend war ich in meiner Heimatgemeinde sehr aktiv, irgendwann hat sich das ergeben, es passt einfach“, meint sie zu ihrer Entscheidung, Pfarrerin zu werden. Einen klassischen Bürojob, das war ihr früh klar, wollte sie nicht machen.
Sie schätzt es vor allem auch, Menschen in Ausnahmesituationen unterstützen zu können. „Diese Tiefe ist oft zu spüren, mir werden Dinge anvertraut, die nicht jedem anvertraut werden. Das Schöne ist der Kontakt mit so vielen Menschen und Altersgruppen“, hat sie schnell festgestellt. Nicht nur bei Freudenfesten wie Taufen oder Hochzeiten könne man positive Energie mitnehmen, sondern auch trotz der allgemeinen Trauer bei Beerdigungen. „Eine Trauerfeier gut zu gestalten, gibt mir selbst und den Anwesenden so viel, auch dafür lebe ich“, betont Katrin Brexeler.

Innovative Aktionen geplant
Besonders wichtig als Pfarrerin sei ihr, nicht von oben herab zu predigen, sondern die Gemeinde an vielen Stellen mit einzubeziehen: „Wir müssen schauen, was die Leute bewegt, und wie man sie mit ins Boot holen kann.“ Als Beispiel nennt sie einen Abiturgottesdienst in Waltrop, den sie getreu dem Abiturmotto stark an die Welt von Zauberschüler Harry Potter angelehnt habe, bis hin zu Filmklängen von der Orgel.
Die Familiengottesdienste, ein Bereich, dem sich Katrin Brexeler besonders widmen will, will sie möglichst fröhlich gestalten. „Zusammen zu lachen und zu singen, zeigt den Kindern, wie schön Gemeinschaft sein kann“, ist sie sich sicher. Seit etwa einem Jahr hat die neue Pfarrerin eine veränderte Perspektive bei Gesprächen mit Familien. Denn im Februar 2022 wurde sie mitten im Vikariat selbst Mutter. „Man kann sich natürlich anders in Eltern hineinversetzen“, sieht sie darin durchaus Vorteile in der Kommunikation.
Erster Gottesdienst im Mai
Dass es keine einfachen Zeiten für die christlichen Kirchen sind, spüren alle auch an der Zahl der Kirchenaustritte. „Man würde gerne mit den Leuten ins Gespräch kommen, um zu erfahren, was dahinter steckt“, meint Katrin Brexeler. Aber da diese meist nicht mehr den Weg in die Kirche finden, ist es ihr wichtig, auch mit eigenen innovativen Aktionen als Gemeinde in der Stadt präsent zu sein. „Auf dem Markt oder bei Stadtfesten können wir in Erfahrung bringen, was man tun kann, um sie abzuholen, einfach ein Feedback bekommen“, hat sie sich im Team mit Pfarrerin Katrin Hirschberg-Sonnemann und Gemeindediakonin Petra Grohnert vorgenommen.
Zuvor will sie aber erstmal die verschiedenen Gruppen in der Gemeinde persönlich kennenlernen: „Das Gemeindeleben ist mir sehr wichtig.“ Im Mai geht es dann auch mit den Gottesdiensten für sie „so richtig los“, wie Katrin Brexeler strahlend verkündet.
Ostergottesdienste in Selm: Vielfältiges Angebot und Neuerung in Bork
Evangelische Gemeinden aus Selm und Lünen rücken zusammen: Neuer Personalplanungsraum
Wärmecafé soll erweitert werden: Stadt Selm erhält sechsstellige Summe für Projekte