Olga Shonurova leitet jetzt die Musikschule Selm. © Arndt Brede

Musikschule Selm

Neue Leiterin der Musikschule Selm: „Ich möchte die Musikschule lebendig gestalten“

Die Selmer Musikschule hat nach dem Abschied von Verena Volkmer eine neue Leitung. Olga Shonurova (41) kennt die Einrichtung in und auswendig. Und hat jede Menge Ideen, wie sie im Interview erzählt.

Selm

, 02.12.2021 / Lesedauer: 4 min

Die Musikschule Selm hat seit Anfang des Monats eine neue Leitung. Olga Shonurova folgt auf Verena Volkmer, die Anfang Oktober zum Landesverband der Musikschulen gewechselt war. „Ich möchte die Musikschule lebendig und innovativ gestalten“, hat Olga Shonurova zu ihrer Einführung gesagt. Im Interview verrät sie Details.

Was ist Ihre früheste Erinnerung an Musik und die Wirkung von Musik?Ich war vier oder fünf Jahre alt, als ich im Kindergarten war, wo meine Mutter Musikerzieherin war. Wir haben ein sehr trauriges Lied über Kätzchen gesungen, und da habe ich geweint, weil mich die Musik so berührt hat.

Hatte das Auswirkungen auf das, was später aus Ihnen geworden ist?Ich glaube schon. Ich liebe Musik über alles. Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Klavier zu spielen. Meine Mutter hat auch Klavier gespielt und so bekam ich den Zugang dazu. Wir hatten ein Klavier der Marke Schröder, das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden war und Elfenbeintasten hatte. Dieses Klavier war wie ein Freund bei uns zuhause und wichtiger Bestandteil meines Lebens, weil ich jeden Tag geübt habe.

Wenn Sie sich an die ersten Begegnungen mit der Musik erinnern und jetzt Musikschüler - ob jung oder auch älter - unterrichten: Was haben Sie aus der Zeit mitgenommen?Für kleine Kinder ist bei der ersten Begegnung mit einem Instrument ganz wichtig, dass sie schöne Musik zur Hand haben, etwas im Herzen und in der Seele berührt. Deswegen suche ich das Repertoire für meine Schüler sehr sorgfältig aus. Was könnte dem Schüler gefallen? Was könnte ihn weiterbringen? Was könnte ihn berühren? Das ist ein Teil der Arbeit, der sehr viel Zeit kostet, weil ich das für jeden Schüler individuell aussuche. Besonders, wenn es für den Schüler auf einen Wettbewerb zugeht. Mit diesem Programm wird der Schüler bestimmt vier, fünf Monate oder sogar manchmal ein Jahr leben und in das Programm sozusagen hineinwachsen. Das ist eine große Verantwortung für mich. Wenn ich ein unpassendes Stück auswähle, dann habe ich verloren. Ja, so kann man das sagen.

Sie nehmen es dann relativ persönlich. Spricht da ein gewisser Ehrgeiz aus Ihnen?Ich glaube schon.

Wie wichtig ist Ehrgeiz bei Lehrenden und Lernenden? Das spielt eine sehr wichtige Rolle. Bei dem, der lernt, macht das bestimmt 80 Prozent des Erfolgs aus.

Welche Bedeutung hat Disziplin für Sie?Eine sehr wichtige, weil ich unterrichte, die Musikschule leite und auch Korrepetitorin für Eurhythmie in der Waldorfschule Dortmund bin. Ich habe einen sehr strukturierten Tagesablauf. Und dafür braucht man Disziplin.

Ihr Tag müsste 48 Stunden haben.Schade, dass er nicht 72 Stunden hat (lacht).

Versuchen Sie als Klavierlehrerin, jeden Schüler oder Schülerin zu einem Wettbewerb zu bringen?Ich habe auch Schüler in meinen Klassen, die nur für sich spielen, weil sie nicht auf Wettbewerbe gehen wollen oder es auch nicht können. Ich gucke sehr individuell auf die Schüler und bespreche alles mit den Eltern. Musik sollte Freude machen. Das ist am wichtigsten.

Olga Shonurova kümmert sich intensiv um ihre Schüler, auch, wie hier, bei den Selmer Klaviertagen. © Arndt Brede (Archiv)

Was kann Musik mit einem jungen Menschen machen?Musik fördert den Charakter: tägliches Üben, Disziplin, Konzentration, Ausdauer. Und es ist eine seelische Entwicklung. Musik ist Kunst. Und jede Kunst, egal, ob es Malerei oder Ballett ist, fördert den Menschen.

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Sie haben ja jetzt den Blick auf das Ganze, auf alle Dozenten und Mitarbeiter. Hatten Sie schon, bevor Sie Leiterin der Musikschule wurden, einen guten Draht zu denen, deren Chefin Sie jetzt sind?Ich habe wirklich Glück, das wir hier ein sehr eingespieltes Team sind. Meine Kolleginnen und Kollegen in der Musikschule sind sehr kompetent, sehr professionell und ich hoffe, dass ich in den letzten zehn Jahren einen guten Kontakt zu ihnen entwickelt habe. Sie haben mich sehr herzlich empfangen, und das weiß ich zu schätzen.

Das ist Olga ShonurovaOlga Shonurova (41) ist in St. Petersburg (Russland) geboren.Mit 19 Jahren ist sie nach Deutschland gekommen.Sie hat an der Folkwang-Hochschule studiert. Und zwar Instrumentalkünste. Mit dem Abschluss als Diplom-Musikerin.In Russland hatte sie schon ein pädagogisches Diplom erworben.Nach dem deutschen Hochschulabschluss hat sie ein Zusatzstudium im Bereich Kammermusik absolviert.Neben dem Studium hat sie an Musikschulen als Klavierlehrerin gearbeitet.Beim Klavier-Ruhr-Festival hat Olga Shonurova Meisterkurse betreut.Sie war Jugendleiterin in jüdischen Gemeinden im Ruhrgebiet, war später im Vorstand der jüdischen Gemeinde Duisburg. Sie hat mütterlicherseits jüdische Wurzeln.Vor zehn Jahren hat sie als Klavierlehrerin bei der Musikschule Selm angefangen.Sie lebt mit ihrem Partner in Lünen.Olga Shonurova gibt Konzerte in dem Trio „Contemporaneo“ und im Klavier Duo „Con brio“.

Sie werden sich ja erst einmal in diese Strukturen einarbeiten müssen. Gibt es aber schon Ideen, wie Sie eigene Fußspuren erzeugen wollen?Ich werde wahrscheinlich einen Lehrgang in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen absolvieren. Aber ich habe einiges vor, was ich für die Musikschule machen möchte, damit sie eine vielseitige Institution ist. Ich möchte mehr Konzerte, mehr Projekte durchführen für alle Altersgruppen. Vielleicht gelingt es ja auch, in Kooperation mit anderen Musikschule ein kleines Orchester auf die Beine stellen zu können. Ich habe einiges vor, auch, was das Thema Digitalisierung angeht. Der Landesverband der Musikschulen unterstützt das durch eine Digitaloffensive.

Wie beurteilen Sie die Bedingungen, die Sie an der Musikschule Selm vorfinden?Verena Volkmer hat viel für die Musikschule getan. Sie hat neue Instrumente angeschafft, Kooperationen entwickelt. Wir können als Team hier glücklich sein, und das ist alles ihr zu verdanken. Ich möchte in diesem Sinne auch weitermachen.

Wie wichtig ist die Musikschule für Selm?Sie ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt, weil wir für alle Altersgruppen offen sind und ein breites Angebot haben. Es ist ein Ort, wo die Kinder und Erwachsenen Freude am Musizieren haben.

Die Coronakrise hat Präsenzangeboten zeitweise einen Riegel vorgeschoben. Da war und ist Kreativität gefragt.Ich habe damals schon meine Schüler gefilmt, das zusammengeschnitten und den Schülern digital zur Verfügung gestellt. Ein Konzert für zu Hause. Und so ist aktuell die Idee für einen digitalen Adventskalender entstanden. Das hat so kurzfristig nicht geklappt. Aber: Zu jedem Adventssonntag stellen wir nun einen musikalischen Adventsgruß der Musikschüler auf die Homepage der Stadt Selm.

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