Neue Heimat für junge unbegleitete Flüchtlinge

Josefhaus der Franziskanerinnen

Die Franziskanerinnen im Josefhaus leben die Nächstenliebe. Bis zu 67 unbegleitete Flüchtlinge aus dem Kreis Coesfeld finden für jeweils vier Wochen in dem umgebauten Kloster Platz und sollen in das Dorfleben integriert werden. Wir haben schnell festgestellt: Das Haus bietet deutlich mehr als ein "Dach über dem Kopf" .

LÜDINGHAUSEN

, 01.12.2015, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min
Früher lebte eine Schwester in diesem Zimmer, künftig werden hier mindestens vier Jugendliche wohnen.

Früher lebte eine Schwester in diesem Zimmer, künftig werden hier mindestens vier Jugendliche wohnen.

Mit einem freundlichen Lächeln öffnet Schwester Irmgard die Tür. Der Weg führt uns direkt über den Hof zum früheren Waschhaus. „Hier stand eine große Mangel“, sagt Hausmeister Martin Büning. „Die ist jetzt abgebaut und liegt im Keller.“ Seit 16 Jahren arbeitet er im Josefshaus. In den vergangenen vier Wochen hat er sich vor allem darum gekümmert, die Räume herzurichten.

Kicker und Dartscheibe gekauft

Schwester Irmgard hat noch Zweifel, ob die Jugendlichen sich hier wohlfühlen. Dabei haben die Franziskanerinnen in Münster extra einen Kicker und eine elektronische Dartscheibe gekauft. Ein Sofa vermittelt wohnliche Atmosphäre. Der positive Eindruck wird beim Rundgang durch den künftigen Wohnbereich der Jugendlichen im Haupthaus verstärkt. Die Zimmer sind hell und freundlich. Dazu kommt ein großes Wohnzimmer mit herrlichem Ausblick.

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Das Josefhaus in Lüdinghausen wurde für Flüchtlinge umgebaut

Sie haben tausende Kilometer ohne ihre Eltern zurückgelegt, sie sind minderjährig und sie benötigen ein Dach über dem Kopf. In den nächsten Tag finden die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge zumindest eine vorübergehende Unterkunft – im Josefshaus der Franziskanerinnen in Lüdinghausen-Seppenrade. Wir haben uns hier umgesehen und haben mit Schwester Irmgard gesprochen.
01.12.2015
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Früher lebte eine Schwester in diesem Zimmer, künftig werden hier mindestens vier Jugendliche wohnen.© Foto: Thomas Aschwer
Schwester Irmgard und Hausmeister Martin Büning testen den vom Orden angeschafften Kicker.© Foto: Thomas Aschwer
Gut besucht war die Informationsveranstaltung im Heimathaus Seppenrade, auch einige Franziskanerinnen waren gekommen.© Foto: Thomas Aschwer
Das Josefshaus liegt nur wenige hundert Meter entfernt von der bereits vor etlichen Wochen eröffneten Notunterkunft.© Foto: Thomas Aschwer
Hier nehmen die Jugendlichen künftig ihre Mahlzeiten ein.© Foto: Thomas Aschwer
Viel Mühe haben sich die Franziskanerinnen bei der Umgestaltung des früheren Waschhauses gemacht.© Foto: Thomas Aschwer
Die Franziskanerinnen haben auch eine Dartscheibe angeschafft.© Foto: Thomas Aschwer
Auch die Büros für die Mitarbeiter der Jugendämter sind bereits eingerichtet.© Foto: Thomas Aschwer
Hell und freundlich ist der Flur im künftigen Wohnbereich.© Foto: Thomas Aschwer
Das künftige Wohnzimmer der unbegleiteten Jugendlichen.© Foto: Thomas Aschwer
Prächtig ist der Ausblick aus dem Wohnzimmer.© Foto: Thomas Aschwer
Blick aus dem künftigen Wohnzimmer der Jugendlichen auf das frühere Waschhaus der Franziskanerinnen. Jetzt ist hier eine Küche eingerichtet worden.© Foto: Thomas Aschwer
Das Interesse an der neuen Unterkunft für unbegleitete Jugendliche war groß.© Foto: Thomas Aschwer
DRK-Vorstand Christoph Schlütermann (v.r.), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Bürgermeister Richard Borgmann und Detlef Schütt vom Kreis Coesfeld standen den Bürgern Rede und Antwort.© Foto: Thomas Aschwer
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Alles wichtige Aspekte, die beim Infoabend allerdings kaum eine Rolle gespielt haben. Hier berichten Kreis und Rotes Kreuz über die aktuell unbefriedigende Situation in Coesfeld und die Rahmenbedingungen im Josefshaus. Maximal 67 unbegleitete Jugendliche können hier untergebracht werden. Dazu gibt es Büroräume für bis zu acht Mitarbeiter der drei Jugendämter (Stadt Coesfeld, Stadt Dülmen, Kreis Coesfeld.) Nach vier Wochen soll es für die Jugendlichen eine endgültige Lösung geben, in einem Jugendheim, in Wohngruppen oder in Familien.

"Freiheit spüren"

„Auch für diese junge Menschen gilt das Jugendschutzgesetz. Aber wir müssen pragmatisch vorgehen“, sagt DRK-Vorstand Schlütermann. Er wünscht sich, dass die Jugendlichen in Seppenrade die „Freiheit spüren. Sie brauchen aber Anleitung“. So gebe es eine Hausordnung und eine Nachtruhe. Wie bei der Notunterkunft in unmittelbarer Nähe gibt es auch im Josefshaus einen Sicherheitsdienst. Dankbar ist das Rote Kreuz für das Angebot von Fortuna Seppenrade. An zwei Tagen in der Woche sind die Flüchtlinge aus der Notunterkunft zum Fußballtraining eingeladen. Natürlich dürfen künftig die unbegleiteten Jugendlichen daran teilnehmen.

Die Jugendlichen, übrigens ausschließlich junge Männer und meist zwischen 15 und 17 Jahren alt, sollen möglichst ins Dorfleben integriert werden. „Trauen sie sich was“, sagt Schlütermann. Bei Besuchen im Josefshaus bittet das DRK um Anmeldung. Obwohl die Jugendlichen erst in einigen Tagen in Seppenrade ankommen werden, kümmert sich der Kreis mit Hochdruck um Anschlusslösungen. Jeder Jugendliche braucht schließlich einen Vormund.

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