Den Einzug in sein Eigenheim hatte sich ein Selmer, der seinen Namen nicht öffentlich lesen möchte, anders vorgestellt. Vor zwei Monaten ist der Selmer in seine Doppelhaushälfte im neu entstehenden Wohngebiet Am Auenpark eingezogen. Seine Schwester wohnt direkt nebenan – in der anderen Doppelhaushälfte. Doch es gibt eine Sache, die einen großen Schatten über das neue Wohnglück wirft: der Glasfaseranschluss des Hauses. Der funktioniert nämlich nicht. Die baulichen Voraussetzungen sind aber gegeben – die für einen Glasfaseranschluss benötigten Leerrohre liegen in den neu gebauten Häusern.
Als sich die Familie entscheid, über den Bauträger, die Firma Wilma, ein Eigenheim im Selmer Auenpark zu bauen, gab es eigentlich eine verbindliche Absprache in Sachen Internet, wie der Mann im Gespräch mit der Redaktion schildert. Die Firma Wilma sollte sich dabei um alle Voraussetzungen für einen Glasfaseranschluss kümmern. „Die Glasfaserleerrohre liegen auch bei uns, aber der Anschluss der Telekom fehlt“, sagt er. Der Selmer und seine Schwester seien nicht die einzigen betroffenen Haushalte: Alle Mieter, die vor Kurzem in das Wohngebiet eingezogen sind, seien derzeit noch ohne WLAN. Da viele der Bewohner im Homeoffice arbeiten, ist das ein großes Problem.
Internet per Sim-Karte
Derzeit halten sich die Anwohner mit LTE-Sim-Karten über Wasser und empfangen so ihr Internet. Doch die Verbindung sei nicht immer stabil und mit dem schlechter werdendem Wetter im Herbst und Winter werde auch der Empfang schlechter, erklärt der Eigentümer im Gespräch mit der Redaktion. „So kann es nicht weitergehen, das kostet uns zusätzlich 40 Euro im Monat“, sagt er. Auch seine Arbeit erfährt durch die Zustände des Internets Nachteile. Denn er sei in der IT-Branche tätig. Für seine Kunden betreut er Server. Diese können wegen der schlechten Internetverbindung aber derzeit noch nicht in seinem Haus am Auenpark stehen. „Die sind noch in meiner alten Wohnung“, sagt er.
Doch weder bei der Telekom noch bei Wilma konnte man ihm helfen. „Die Telekom sagte, dass seitens der Wilma die Glasfaserverträge gekündigt worden seien“, erfuhr der Mann. Auch das Beauftragen eines neuen Vertrages auf eigene Faust sei bei der Telekom nicht möglich gewesen. „Die Aufträge wurden immer wieder storniert, meine Schwester hat es mehrfach versucht“, erklärt der Selmer. Auch der zuständige Bauleiter von Wilma, der immer wieder erklärte, er werde sich bei Wilma nach der Sachlage erkundigen, habe nichts in Erfahrung bringen können. „Es ist mittlerweile ein Ping-Pong mit der Telekom“, beklagt er. Hinzukommt eine andere Sorge: Bald soll in der neuen Siedlung gepflastert werden, sagt der Selmer, dann hat er Sorge, dass die Anschlüsse nicht rechtzeitig kommen und später nicht gebaut werden.

Knappe Ressourcen auf Tiefbaumarkt
Auf Anfrage der Redaktion erklärt Petra Höfels, zuständig für die Kommunikation bei Wilma, dass das Bauunternehmen keine Verträge mit der Telekom gekündigt hätte. Beim Telekommunikationsunternehmen weiß man ebenfalls nichts von der Kündigung der Glasfaseranschlüsse. Dass in den Neubauten noch kein Glasfaseranschluss vorhanden sei, habe ganz andere Gründe, erklärt Maik Exner, Pressesprecher der Telekom, auf Anfrage der Redaktion. Grund seien die knappen Ressourcen auf dem Tiefbaumarkt. Denn die Arbeitskräfte, die für die Telekom die Arbeiten rund um den Glasfaseranschluss verrichten, seien laut Exner auch die, die Störungen durch andere Bauarbeiten, beispielsweise das Zerstören eines Telefonkabels, reparieren müssen. Und da die Störungen priorisiert behandelt werden, rutschen dann die Termine für Arbeiten wie die bei Friederich Justus nach hinten. Doch nun sollen die Anschlüsse so schnell wie möglich funktionstüchtig gemacht werden, verspricht Maik Exner.
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