Wie sich Selm entwickelt, kann man sehr gut an den vielen neuen Wohngebieten sehen, die entstanden sind und noch entstehen. Gerade erst haben an der Werner Straße die Erschließungsarbeiten für ein kleines Neubaugebiet zwischen dem Wohngebiet Am Klockenberg und dem Verwaltungssitz der Saria International GmbH begonnen.
Wo so viele Baugebiete neu entstehen, dürfte sich das auch auf die Einwohnerzahlen und Steuereinnahmen in Selm auswirken, sollte man meinen. Tut es auch.
Statistiken
Selm ist insgesamt seit 2000 um 1019 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen.
Die Einwohnerzahl im Stadtteil Selm (also ohne Bork und Cappenberg) entwickelte sich vom Jahr 2000 (Stand 1. Januar des Jahres) von 18.439 Einwohnern über das Jahr 2012 mit 18214 Einwohnern und das Jahr 2022 mit 18063 Einwohnern bis hin zur aktuellen Einwohnerzahl von 18.070 (Stand 21. Juni dieses Jahres). Das bedeutet rechnerisch, dass der Stadtteil Selm seit Anfang des Jahrtausends 369 Einwohner verloren hat.
In Cappenberg sieht die Statistik der Selmer Stadtverwaltung so aus: Einwohnerzahl im Jahr 2000: 1602. Im Jahr 2010: 1873. Im Jahr 2022; 1888. Im Jahr 2023: 1865. Seit dem Jahr 2000 hat der Stadtteil Cappenberg also 263 Einwohner mehr bekommen.
Die größte Veränderung, was die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner betrifft, hat der Stadtteil Bork erlebt. Die Statistik der Einwohnerzahl: 2000: 6678. 2010: 6911. 2022: 6896. 2023: 7803. Damit steht für Bork ein sattes Plus von 1125 Einwohnerinnen und Einwohnern seit dem Jahr 2000 in der Statistik.
Die Einnahmen der Stadt Selm, was Grund-, Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuer betrifft, haben sich seit 2000 so entwickelt:
Grundsteuer A/B: 2000: 1.855.221,02 Euro. 2010: 2.917.770,41 Euro. 2022: 6.601.326,33 Euro. 2023 (geplant): 6.615.030,00 Euro.
Gemeindeanteil an der Lohn- und Einkommenssteuer: 2000: 7.577.459,19 Euro. 2010: 7.181.673,00 Euro. 2022: 12.933.259,96 Euro. 2023 (geplant): 13.398.774,00 Euro.
Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer: 2000: 388.837,73 Euro. 2010: 503.088,00 Euro. 2023: 1.213.002,06 Euro. 2023 (geplant): 1.215.634,00 Euro.
„Gewisses Wachstum“
Zahlen sind das Eine, um Entwicklungen zu skizzieren. Inhaltliche Aussagen sind das Andere. Wir haben der Stadt Selm Fragen gestellt:
Mehr Baugebiete, mehr Menschen – das bedeutet auch, dass mehr Bedarf an Kita- und Schulplätzen da ist. Reichen die Plätze in Selm aus? War es in der Nachbetrachtung nicht vielleicht ein Fehler, die Lutherschule als Schulstandort aufzugeben und dann abzureißen, statt sie als zusätzliches Gebäude für Schulunterricht zu behalten?
„Die Stadt Selm betreibt regelmäßig und auch anlassbezogen eine Kindergartenbedarfsplanung und eine Schulentwicklungsplanung“, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung. „Die neuen Baugebiete werden hierbei in die Betrachtung mit einbezogen. Bei Schulplätzen sind Platzdefizite auch trotz der damaligen Lutherschulschließung nicht aufgetreten und wegen der etwas gesicherteren Planbarkeit auch künftig nicht zu erwarten. Die Kindergartenbedarfsplanung gestaltet sich mit mehr Unsicherheiten, so dass die Stadt Selm hier auch mittelfristig neue Plätze beziehungsweise Gruppen plant und umsetzt.“

Mehr neue Einwohner bedeutet wahrscheinlich auch mehr Kunden. Ist Selm mit Geschäften des täglichen Bedarfs ausreichend ausgestattet?
Die Stadt verweist auf das Einzelhandelskonzept. Das Einzelhandelskonzept hat 2005 für Selm (Gesamtstadt) einen Kaufkraftabfluss von 22 Prozent beim kurzfristigen Bedarf (also insbesondere Lebensmittel und Drogerieartikel) festgestellt, wobei ein Großteil dieses Kaufkraftabflusses auf Cappenberg und Bork zurückgehe. Die Kaufkraftbindung für den Stadtteil Selm bezeichnet das Einzelhandelskonzept als hoch. Mit dem neu gebauten Rewe-Markt am Kreisverkehr Kreisstraße/Alte Zechenbahn könne diese Kaufkraftbindung vermutlich weiter verbessert werden. Dem steht aber die Aufgabe des Edeka-Marktes an der Breite Straße in der Selmer Altstadt gegenüber. Was weitere Wege für Bewohner der Altstadt etwa zum K+K-Markt, zum Rewe-Markt oder zur Lidl-Filiale an der Ludgeristraße bedeutet. In Bork ist nach der Schließung des Edeka-Marktes im Ortskern ein Lidl-Markt am Kreisverkehr Netteberger Straße/Ostwall/Lünener Straße gebaut worden.
Reichen die Straßen in Selm aus, um all die Neubaugebiete anzuschließen oder muss es neue Straßen geben, um den Mehrverkehr aufzufangen?
„Derzeit wird das Straßennetz grundsätzlich als ausreichend und leistungsfähig eingestuft“, lautet die Antwort der Stadtverwaltung.
Wie sieht die Strategie der Stadt Selm perspektivisch aus? Wird es neue Baugebiete geben (müssen)? Will Selm weiter wachsen? Und wenn ja, was muss getan werden, um dann die Infrastruktur (Kitas, Schulen, Geschäfte, Straßen, Ärzte etc.) ausreichend dafür gewährleisten zu können?
„Ein gewisses Wachstum wird es sicherlich geben, wobei unter anderem auch die Frage nach neuen Baugebieten in den kommenden Jahren zu beantworten sein wird“, teilt die Stadt mit. „Die Baulandentwicklung der letzten Jahre sowie unter anderem auch die Zielsetzungen des Masterplanes Selm und der Entwicklungskonzepte für die drei Selmer Ortsteile werden dabei in die Überlegungen und Planungen einzubeziehen sein.“
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