
© Matthias Stachelhaus (Archiv)
Nachbarin des Borker Gärtnerhauses: „Mit uns hat niemand gesprochen“
Bauprojekt
Das wie im Dornröschenschlaf liegende Gärtnerhaus soll zu einer modernen Wohnanlage wachsen. Mit den Nachbarn habe es Gespräche gegeben, hieß es. Davon wissen die Betroffenen aber nichts.
Angelika Röttger ärgert sich. Als unmittelbare Nachbarin des Baugrundstücks rund um das alte Gärtnerhäuschen in Bork fühlt sie sich nicht nur schlecht behandelt, sondern auch belogen. „Bilaterale Gespräche mit Nachbarn seien erfolgreich geführt worden“, hat sie in dem RN-Bericht über die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz gelesen, der am 2. Dezember getagt hatte. „Zu keiner Zeit hat der neue Besitzer mit mir gesprochen, ich habe ihn noch nie gesehen“, sagt hingegen Angelika Röttger, deren Grundstück direkt an das zu bebauende grenzt. Auch mit Angelika Röttgers Tochter Claudia Gellner, die ebenfalls Nachbarin des Grundstücks ist, habe keiner ein Gespräch gesucht, berichtet die 76-jährige Vorsitzende des Borker VdK.
„Stimmt“, bestätigt Dominic Reitmayer vom Architektenbüro A&B aus Hattingen auf Anfrage, „von unserer Seite gab es keine Gespräche. Aber wir sind jederzeit gesprächsbereit“. Nur, sagt er, habe er auch nie behauptet Gespräche geführt zu haben. Das sei Thomas Wirth gewesen, Leiter des städtischen Amtes für Stadtentwicklung und Bauen, der das im Ausschuss so gesagt habe. Reitmayer habe sich noch gewundert.
Infoveranstaltung geplant
Von Seiten der Stadt Selm heißt es auf Anfrage: „Eine Information der Nachbarn hat in der Form stattgefunden, dass den Eigentümern der direkt, bzw. unmittelbar betroffenen Nachbargrundstücke der Vorbescheid per Post übersandt wurde.“ Direkte Gespräche mit den angrenzenden Grundstückseigentümern habe es in diesem Zusammenhang nicht gegeben. Die Präsentation des Architekten aus dem Ausschuss sei aber nach der Genehmigung der Niederschrift auch über das Bürgerinformationssystem für alle Interessierten abrufbar.
„Für weitere Fragen und Informationen zu dem geplanten Bauvorhaben steht den Nachbarn das Büro Architekten A+B gerne zur Verfügung“, heißt es in der Mitteilung der Stadt weiter. „Im Zuge des weiteren Baugenehmigungsverfahrens wird die Stadt Selm zusammen mit dem Architekturbüro die Eigentümer der direkt bzw. unmittelbar betroffenen Nachbargrundstücke zu einer Infoversammmlung einladen.“
Besonders ärgerlich seien die fehlenden Gespräche in Anbetracht der Tatsache, dass Angelika Röttger im Februar 2021 in Folge von Baumfällarbeiten auf dem Gärtnerhäuschen-Grundstück selbst hatte Bäume fällen müssen. „Das hat mich eine Menge Geld gekostet. Die alten Bäume hatten keinen Halt mehr. Auch da habe ich den Besitzer nicht gesehen.“
Vor allem hätte sie sich gewünscht, dass die Pläne mit den Anwohnern besprochen worden wären. „Wie ich jetzt Ihrem Artikel entnehme, sollen die Autos demnächst direkt an meiner Grundstücksgrenze parken“, sagt sie. „Wäre das nicht auch anders gegangen?“
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
