
© Jura Weitzel
Mundschutz und Thekenverbot: Dennoch tolle Stimmung im Haus Dörlemann
Corona-Krise
Benedikt Hülsbuschs Stimme ist noch etwas belegt an diesem Sonntagmorgen. Der Borker ist nicht etwa krank, sondern hat an den Vortagen etwas gefeiert - endlich wieder im Haus Dörlemann.
Zwei Monate. Das sei eine wirklich lange Zeit, sagt Benedikt Hülsbusch. Wie lang, habe er am Wochenende gespürt, als er endlich wieder da sein konnte, wo er und alle anderen seit Ausbruch der Corona-Krise nicht mehr hin durften: im Haus Dörlemann, der einzigen verbliebenen Kneipe im Borker Zentrum.
Erdal Macit und sein Team hatten alles vorbereitet für den Neustart am Freitag (22. 5.): mit frischer Farbe und weit auseinander gestellten Tischen mit maximal drei Plätzen - ohne Barhocker am Tresen. Denn dort, so will es die Auflage in Corona-Zeiten, darf niemand sein Bier zurzeit trinken.
Hülsbusch: Ohne Kneipe fehlt etwas
„Macht nichts“, sagt Benedikt Hülsbusch. Gesellig sei es auch so. „Hauptsache, wir konnten wieder zusammen sein.“ In den vergangenen Wochen hätte er die meisten Nachbarn und Freunde meistens nur unterwegs gesehen: ein Gruß aus dem Auto oder ein Ruf auf die andere Straßenseite. „Mehr war da nicht.“ Zwar habe er privat den einen oder anderen Besuch empfangen, aber das sei nicht das gleiche. „Beim Kneipenbesuch weiß man in der Regel nicht, wen man alles treffen wird. Das ist ja gerade der Reiz.“

Erdal Macit zapft mit Mundschutz im Haus Dörlemann. © Jura Weitzell
Dass er und die anderen auf dem Weg zu ihren Tischchen im Haus Dörlemann Mundschutz tragen müssen, sei nicht unbedingt angenehm, aber auch kein großes Ding. „Besser, wir tragen jetzt alle unsere Masken, damit wir möglichst schnell alle darauf verzichten können.“ Eine zweite Infektionswelle, das steht für den amtierenden Schützenkönig von Bork fest, würde alle Bemühungen zurück zu etwas mehr Normalität nur schmerzlich zurückwerfen.
Das sind die Auflagen für die Kneipenöffnung
Als die Landesregierung beschloss, dass ab dem 11. Mai wieder Restaurants öffnen dürfen im Land, hatte sie zunächst an Kneipen gedacht. Auch aufgrund des Protests des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) kam es zu einem Umdenken - aber mit strengen Auflagen:
Auch Kneipen ohne Speisenangebot können öffnen, wenn das Angebot auf einen Tisch-Service beschränkt ist und die Tische mit dem nötigen Mindestabstand von 1,50 Metern aufgestellt sind. Nur Gäste aus einer Familie oder maximal zwei häuslichen Gemeinschaften, wie es im Behördendeutsch heißt, dürfen gemeinsam um einen Tisch Platz nehmen. Und alle müssen damit einverstanden sein, ihren Namen und ihre Adresse in eine Liste einzutragen, damit im Fall der Fälle einer Infektion alle erreicht werden können. Außerdem sei die Maske zu tragen, wenn man nicht an seinem Tisch ist.
„Das funktioniert alles sehr gut“, bestätigt Hülsbusch. Man müsse nur etwas lauter Sprechen, um die größere Distanz zu überbrücken. Die belegte Stimme am nächsten Morgen nimmt er dafür aber gerne in Kauf.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
