
Bei den Priestern der katholischen Kirche gilt noch immer das Zölibat. © picture-alliance / dpa/dpaweb
Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche: Erneuert das ganze System!
Meinung
Eine neue Studie zeigt mal wieder, wie groß der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ist. Nur auf einzelne Täter zu gucken, wird den Opfern aber nicht gerecht, findet unser Autor.
Die Studie der Uni Münster zu den Missbrauchsfällen im Bistum Münster zu lesen fällt schwer. Die Forscher gehen von Tausenden Opfern aus. Eine kaum vorstellbare Zahl.
Einer der Täter ist der bereits verstorbene Pfarrer Theo Wehren, der von 1966 bis 1969 auch in Selm tätig war. 1976 wurde er wegen sexueller Handlungen an 20 Minderjährigen vom Amtsgericht Bocholt verurteilt. Zu einem Jahr Freiheitsstrafe. Ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. Das Bistum Münster hat ihn trotzdem weiter als Pfarrer eingesetzt.
Der Eindruck, dass kirchliche Würdenträger über oder zumindest neben den weltlichen Gesetzen stehen, liegt nahe. Für etwa 90 Prozent der beschuldigten Pfarrer hatten die Taten laut Studie keinerlei strafrechtliche Folgen.
Der Fehler im System
Äußert sich die Kirche zu ihren Missbrauchsfällen, bleibt es oft bei Beteuerungen von Demut und davon Verantwortung zu übernehmen. Den Opfern von (sexueller) Gewalt wird das kaum gerecht.
Kindesmissbrauch ist nicht nur das Werk einzelner Pfarrer und derer, die ihre Verbrechen decken. Die katholische Kirche hat eine Struktur, die Missbrauch und die Vertuschung dessen nicht verhindert, sondern sogar fördert. Das Machtgefälle ist groß. Andere Studien zeigen etwa, dass Priester viel häufiger Täter werden als Diakone, die heiraten dürfen. Frauen sind auf den höheren Ebenen des Männerklüngels ohnehin unterrepräsentiert. Hier sollte die Kirche ansetzen.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
