
© Arndt Brede
Marktplatz mit Altenheim: Nach langem Stillstand geht es weiter in Bork
Ortsteilentwicklung
Seit mehr als drei Jahren klafft mitten in Bork eine Leerstelle. Wo der einstige Marktplatz war, wollte die Caritas ein Altenheim bauen. Das will sie immer noch. Aber anders als geplant.
„Nein, auf keinen Fall.“ So entschieden antwortet Thomas Middendorf, wenn er gefragt wird, ob die Liebe des Caritasverbandes Lünen-Selm-Werne für den Standort Bork inzwischen abgekühlt sei. Eine Frage, die der Sprecher des Wohlfahrtsunternehmens mit Sitz in Lünen nicht zum ersten Mal hört. Das ist kein Wunder. Denn seit mehr als drei Jahren tut sich nichts auf der rund 3900 Quadratmeter großen Fläche. Nicht irgendein Bauplatz, sondern 1a-Lage: der ehemalige Marktplatz.
Den Grundsatzbeschluss, den Marktplatz an die Caritas zu verkaufen, hatte der Selmer Rat bereits im März 2016 gefasst. Ein Jahr später entschieden die Stadtväter und -mütter, 165.000 Euro für den Abriss der Wohn- und Geschäftshäuser rund um den Platz auszugeben. Anfang 2018 rollte der Abbruchbagger an und machte den einstigen Coop, Gerds Pommesbude und die Wohnungen - alles Gebäude mit dem zweifelhaften 70er-Jahre-Charme - dem Erdboden gleich. Und die Baufläche bereit für Neues. Fast zumindest.
Bedarfsplan: 13 weitere Pflegeplätze für Selm
Denn noch sei der Untergrund nicht überall ausreichend verdichtet, hatte der Caritas-Verband schon vor Jahren angemahnt. Darüber sei man „in Abstimmung mit der Stadt“, bestätigt jetzt der Caritas-Sprecher: etwas, das sich offenbar regeln lässt. Etwas anderes auch, wie der Verband hofft. Er will anders bauen als ursprünglich geplant. Größer.
Ziel ist es, mehr Altenheimplätze zu schaffen für den im Laufe der Jahre gewachsenen Bedarf in Selm. Und für die eigene Kosten-Nutzen-Bilanz. „Inzwischen gibt es eine erweiterte Planung“, sagt Middendorf.

So sah der Marktplatz in Bork noch vor einigen Jahren aus. Die Bebauung stammte aus den 70er-Jahren. Unter anderem ein Lebensmittelmarkt, eine Pommesbude und Wohnungen waren in den Gebäuden. © RN-Archiv
Ursprünglich waren 39 Plätze vorgesehen. Der aktualisierte Pflegebedarfsplan des Kreises Unna sieht Bedarf für kreisweit 226 weitere Pflegeheimplätze bis 2023 vor - darunter 13 in Selm. Die würde Caritas-Vorstand Hans-Peter Benstein am liebsten alle gleich mit bauen, wie er bereits Ende August 2020 im Gespräch mit der Redaktion in Aussicht gestellt hatte. Mehr noch. Wenn die Zahl der Betten um die Hälfte wachse, hatte er damals gesagt, - also um 17 - lasse sich das Haus kostendeckend bauen und betreiben. Am 6. Mai wird er konkreter werden.
Orlowski wünscht sich Kurzzeitpflegeplätze
Mehr Altenheim-Plätze mitten in Bork? Das war schon Streitthema im Bürgermeister-Wahlkampf. Jemand, der dem Plan von Anfang an positiv gegenüberstand, ist Thomas Orlowski (SPD), der die Wahl gewonnen hat. „Ich stehe dazu. Dieser Standort ist ideal für eine solche Bebauung“, bekräftigte Orlowski im Interview 100 Tage nach Amtsantritt. Tagespflegeplätze, wie ursprünglich geplant, brauchten dort nicht mehr geschaffen zu werden. Die gibt es inzwischen im Volksbank-Neubau an der Hauptstraße. Etwas anderes fehle aber.
Nur noch 34 Kurzzeitpflegeplätze standen zuletzt für den gesamten Kreis Unna zur Verfügung. „In hohen Nachfragezeiten wie Urlaubs- und Ferienzeiten ist es unmöglich, alle Interessen zu befriedigen“, stellt der im Dezember 2020 veröffentlichte Pflegebedarfsplan des Kreises fest. Sogenannte „eingestreute
Kurzzeitpflegeplätze“ halten zwar viele Heime bereit, die könnten aber nicht langfristig gebucht werden und würden die schwierige Situation für pflegende Angehörige daher nicht entschärfen - anders als neue Plätze in Bork. Genau darüber würde die Caritas gerade mit der Stadtverwaltung diskutieren, bestätigt Middendorf.
Caritas-Chef Benstein stellt am 6. Mai die Pläne vor
Verwaltung und Caritas scheinen mit ihren Gesprächen bereits auf einem guten Weg zu sein. Der Rat war bislang außen vor. Das soll sich am Donnerstag, 6. Mai, ab 17 Uhr bei der Sitzung im Bürgerhaus am Willy-Brandt-Platz ändern. Dort wird Caritas-Chef Benstein über das Vorhaben berichten, das er laut Middendorf „am liebsten morgen“ in die Tat umsetzen will. Realistisch sei aber das erste Halbjahr 2022 - vorausgesetzt, der Rat zieht mit.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
