Altenheim auf Marktplatz: Caritas plant erheblich größer in Bork

© Günther Goldstein

Altenheim auf Marktplatz: Caritas plant erheblich größer in Bork

rnSelmer Stadtrat überrascht

Unverändert groß sei das Interesse, mitten in Bork ein Altenheim zu bauen, teilte die Caritas mit. Was sie nicht sagte: Die Größe dieses Vorhabens hat sich sehr wohl verändert. Erheblich.

Bork

, 29.08.2020, 20:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Borker Zentrum klafft ein Loch: der ehemalige Marktplatz. Sowohl der Platz als auch die Wohn- und Geschäftshäuser um ihn herum sind verschwunden - bereits vor zweieinhalb Jahren. Seitdem hat der Caritas-Verband freie Bahn, um sein Projekt auf dem jetzt freien Grundstück zu realisieren: den Bau eines neuen Altenheims. Statt zu bauen, wartet der kirchliche Sozialverband aber bislang. In der Zwischenzeit sind nicht nur die Baupreise erheblich gestiegen.

Der neue Plan: 58 statt 39 Pflegebetten für Bork

Die Caritas hatte sich vor vier Jahren gegen einen Konkurrenten durchgesetzt und den Zuschlag des Kreises Unna bekommen, 39 Pflegeplätze in Bork zu bauen. So groß war 2016 der Bedarf. Inzwischen ist die Zahl der Über-80-Jährigen in Selm gestiegen und mit ihr der Bedarf an Pflegeplätzen. Laut des aktuellen Pflegebedarfsplans des Kreises Unna benötigt die Stadt Selm nicht nur die 39 in Planung befindlichen Plätze, sondern 58 - also 18 mehr. Eine Entwicklung, die der Caritas durchaus willkommen zu sein scheint.

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Auf Anfrage hatte der Verband erst am 21. August mitgeteilt, „nach wie vor in Selm-Bork ein Seniorenzentrum bauen und betreiben“ zu wollen. „Wir gehen davon aus, dass die Kosten für unsere geplante Baumaßnahme massiv gestiegen sind“, schrieb Thomas Middendorf. Um sicherzustellen, „dass unser Vorhaben in finanziell vernünftigem Rahmen darzustellen ist, haben wir eine erneute Kalkulation in Auftrag gegeben“. Das Ergebnis stehe noch aus, so Middendorf. Sein Chef, Caritas-Vorstand Hans-Peter Benstein, wusste indes schon mehr.

Inzwischen ist Gras über die Sache gewachsen: sowohl über das Baugrundstück in Bork als auch über die ursprünglichen Baupläne.

Inzwischen ist Gras über die Sache gewachsen: sowohl über das Baugrundstück in Bork als auch über die ursprünglichen Baupläne. © Günther Goldstein

Das Altenheim lasse sich dann kostendeckend bauen und betreiben, wenn die Zahl der Betten wächst - um mehr als die Hälfte: eine Überlegung, die Benstein bereits mit ausgewählten Selmern geteilt hat, darunter Bürgermeister Mario Löhr, der alles andere als angetan davon ist.

Bürgermeister Löhr: Das kann Bork nicht aushalten

„Bork kann ein Haus einer solchen Größenordnung nicht aushalten“, sagte Löhr in der Ratssitzung am Donnerstag (27. 8.). In seine Amtszeit werde das zwar nicht mehr fallen. Er würde dem Antrag, mitten in Bork ein 60-Betten-Haus zu errichten, aber nicht zustimmen. Die geplanten drei Gebäude für 39 Pflegeplätze hatten manche schon als zu massiv empfunden für das Marktplatz-Grundstück. „Wir können uns dort stattdessen eine lockere zwei- bis dreigeschossige Bebauung vorstellen“, sagte Löhr. Das Problem: Was sich die Stadt vorstellen kann, ist nicht mehr entscheidend. Inzwischen ist die Caritas Eigentümerin der Fläche.

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Michael Zolda, Bürgermeisterkandidat der CDU, sagte, er kenne das Problem bereits seit Anfang August. Daher auch sein Vorschlag: zusammen mit der Caritas nach einem besser geeigneten Grundstück für ein größeres Altenheim suchen. Der Kandidat der SPD, Thomas Orlowski, der nach eigenen Angaben ebenfalls bereits mit Benstein gesprochen hatte, wusste noch nichts von diesen neuen Plänen.

Ist eine neue Ausschreibung nötig?

Orlowski fragte, ob angesichts der massiven Planänderung die Ausschreibung von 2016 nicht wiederholt werden müsse oder eine weitere Ausschreibung erfolgen müsse - jetzt über die zusätzlichen 18 Pflegebetten. Ein Gedanke, den auch Löhr teilte. Allerdings machte der sofort eine Einschränkung: „Wenn der Bau eines 39-Betten-Hauses schon nicht mehr finanziell darstellbar erscheint, dann wohl erst recht nicht für ein 18-Betten-Haus.“

Viele offene Fragen, wenige Antworten. Ob sich das am Montag (31. 8.) grundsätzlich ändern wird, ist noch offen. Fest steht aber: Dann werden sich Selms Noch-Bürgermeister Mario Löhr und Caritas-Vorstand Hans-Peter Benstein in Lünen zu einem Gespräch treffen über die Zukunft des Borker Marktplatzes.