"Mangelhaft" und "ungenügend" Auswirkungen des New Parks auf Verkehrssituation in Bork

Auswirkungen des New Parks auf Verkehrssituation in Bork
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9000 Arbeitsplätze könnten im New Park in Datteln entstehen - eine ganz gute Zahl, um sich die Größe des Gewerbegebietes vor Augen zu führen, das in Datteln entstehen soll. In den Rieselfeldern an der Markfelder Straße - wenige Kilometer südlich von Vinnum - soll das Gebiet „mit besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen“, so die Stadt Datteln, gebaut werden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die umliegenden Städte. Unter anderem auf Selm.

Dabei geht es vor allem um den Verkehr: 9000 Menschen müssen schließlich zur Arbeit kommen, durch die Gewerbeansiedlung werden außerdem viel mehr Lastwagen in der Region unterwegs sein. Ein Problem, wie eine Verkehrsanalyse zeigt.

Das Luftbild zeigt eine Montage des neu entstehenden Gewerbegebietes New Park in Datteln in den Rieselfeldern.
So soll das Areal des New Parks in den Rieselfeldern in Datteln einmal aussehen. © newPark GmbH

Untersucht haben Verkehrsforscher die Situation an verschiedenen Kontenpunkten rund um den New Park - sieben davon in Selm. Problematisch würde es laut Prognose nur an einer Stelle werden: am Kreisverkehr am Lidl in Bork. Und zwar dann, wenn - so der erste Fall, der durchgespielt wurde - bis 2030 die Ortsumgehung Datteln (K747n) voll realisiert ist, der New Park aber noch gar nicht steht. Und auch dann, wenn - so der zweite Fall - der erste Bauabschnitt des New Parks bereits realisiert ist.

Im ersten Fall geben Experten der Verkehrsqualität des Borker Kreisverkehrs ein „Mangelhaft (E)“, im zweiten sogar ein „Ungenügend (F)“. Das hat Dr.-Ing. Frank Weiser von der Brilon Bondzio Weiser GmbH am Donnerstag (27. Oktober) erklärt. In der Sitzung des Bauausschusses hat er die Ergebnisse der Verkehrsanalyse vorgestellt. Das Prinzip bei der in der Branche gängigen Benotung nach amerikanischen Schulnotenprinzip ist einfach: Je länger die Verkehrsteilnehmer an den Knotenpunkten warten müssen, desto schlechter fällt die Note aus. Bei einem „E“ liegt die Wartezeit über 45 Sekunden, bei einem „F“ dauert es noch länger, bis man den Kreisverkehr einfahren kann.

Aktuell kommt der Lidl-Kreisverkehr in Bork am Nachmittag laut der Verkehrsuntersuchung auf ein gutes „B“ - die Wartezeit liegt also bei unter 20 Sekunden.

Schlechte Noten für Kreisverkehr

Bis 2030 wird sich das aber voraussichtlich ändern. Nicht nur wegen des New Parks, wie Frank Weiser erklärte. Sondern allein schon durch die geplante neue Straße B474n - eine Ortsumgehung für Datteln und Waltrop, die sich bereits in der Bauphase befindet.

Die Umgehungsstraße wird eine unmittelbare Fortführung der an der A2 endenden 45 nach Norden sein. „Die B474n verbindet das südöstliche Münsterland mit dem Ruhrgebiet und wird darüber hinaus geplante Vorhaben wie das Industrieareal New Park an das großräumige Straßennetz (A2 und A45) anschließen.

Die geplante B474n hat in ihrem Gesamtverlauf von der A2/A45 bis zur B235 (Olfener Straße) eine hohe Verkehrsbedeutung und wird den Prognosen entsprechend stark ausgelastet sein“, erklärt Straßen.NRW als Baulastträger zu dem Projekt.

Bypass-Fahrstreifen als Vorschlag

Die erhöhe Verkehrsbelastung würde sich bis nach Bork strahlen, wie die Prognosen der Verkehrsexperten zeigen. Noch mehr, wenn der New Park dann wirklich realisiert werden sollte. Einen Vorschlag, wie man die Probleme an dem Kreisverkehr in Bork in den Griff kriegen könnte, hatte Frank Weiser auch mitgebracht: einen sogenannten Bypass.

Das wäre ein zusätzlicher Fahrstreifen von Süd nach Ost - also von der Lünener Straße auf die Netteberger Straße. Alle, die in diese Richtung wollen, müssten dann nicht durch den Kreisverkehr, sondern könnten den Bypass-Fahrstreifen nutzen „Aus unserer Sicht wäre das eine naheliegende Variante“, sagte Frank Weiser.

Gegenwind aus Waltrop

Mehr als ein Vorschlag ist die Bypass-Regelung bisher aber nicht. Das Statement der Stadtverwaltung auf den Vorstellung von Frank Weise war auch eher verhalten. Wie Baudezernent Stephan Schwager sagte, sei die Stadt Selm auch gar nicht gefragt worden, welche Knotenpunkte in der Stadt untersucht werden sollten. „Wir werden uns mit Ihren Auftraggebern kurzschließen und das Ganze hinterfragen“, sagte er in Richtung des Vortragenden.

Bürgermeister Thomas Orlowski kündigte an, dass die Stadt auch noch mal eine Stellungnahme an die Verwaltung in Datteln schicken werde. „Langfristig“, so sagte er, „werden wir uns damit auseinandersetzen müsse.“

Ob der New Park überhaupt kommt, steht noch lange nicht fest. Im November wird im Rat der Stadt Datteln über eine Änderung des Bebauungsplanes abgestimmt. Eine wichtige Weiche für das Projekt, das allerdings von Anfang an sehr umstritten ist. Die Grünen in Datteln lehnen es strikt ab.

Auch aus Dattelns (und Selms) Nachbarstadt Waltrop kommt starker Gegenwind. Eine große Mehrheit hat dort im Stadtrat zuletzt Widerspruch eingelegt gegen den von der Stadt Datteln aufgestellten Bebauungsplan. Der Grund ist die Verkehrsbelastung, die Waltrop auf sich zukommen sieht. Das erhöhte Belastung, so die Sorge , betreffe dann nicht nur die Leveringhäuser Straße, sondern auch die Unter- und Oberlipper Straße und die Niehues-Kreuzung kurz hinter dem Ortsausgang Bork.

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