Sefika Minte ist Bundestagskandidatin der Linken Gefeiert wird am Wahltag auf jeden Fall

Linken-Kandidatin Sefika Minte feiert am Wahltag auf jeden Fall
Lesezeit

Im Bundestagswahlkreis Hamm-Unna II kennt sich Sefika Minte aus. Die 44-Jährige ist in Hamm aufgewachsen, arbeitet dort als Sozialarbeiterin. Das allein qualifiziert sie aber nicht, um für ein Bundestagsmandat zu kandidieren. Es hat etwas mit ihrer Herkunft zu tun, mit ihrem Beruf, ihrem ehrenamtlichen Engagement - und mit ihrem Vornamen.

„Ich komme aus einer politisch aktiven Gewerkschafterfamilie“, erzählt Sefika Minte beim Gespräch mit der Redaktion im Büro der Linken in Lünen. „Politik mache ich, seitdem ich denken kann. Ich habe mich in der Schule und in Jugendgruppen engagiert.“ Seit 2016 sei sie Jugendgruppenleiterin beim Jugendrotkreuz in Hamm. Mit der Kindergruppe, die sie leite, arbeite sie an Erster Hilfe. Aber sie unternehme auch viel mit den Mädchen und Jungen, beschäftige sich mit Themen wie „gesunde Ernährung“.

Die Diplom-Sozialpädagogin hat beruflich an verschiedenen Stellen Fuß gefasst: Von 2015 bis 2017 habe sie stellvertretend ein Flüchtlingsheim im Münsterland geleitet. Sie arbeite seit 2018 bei einem größeren Bildungsträger, dessen Namen sie nicht verrät. Dort arbeite sie mit jungen Menschen.

„Mindestlohn von mindestens 15 Euro“

Bei den Linken sei sie seit 2009, sagt sie. Vom Ehrenamt über den Beruf zur Politik bedeutet bei Sefika Minte keinen thematischen Bruch. „Für mich war es schon immer wichtig, mich um Menschen zu kümmern, die sozial benachteiligt sind. Ich bin in der Partei auch als Fachpolitikerin für Sozialpolitik und Arbeitsmarktpolitik bekannt. Ich war von 2010 bis 2012 jugendpolitische Sprecherin im Landesvorstand.“ Seit 2022 ist Sefika Minte stellvertretende Landessprecherin, zuständig für Sozialpolitik. „Das ist mein Hauptthema.“

Das merkt man. Sefika Minte hat klare Vorstellungen, wo es sozialpolitisch mit Deutschland hinsoll: „Wir wollen einen Mindestlohn von mindestens 15 Euro.“ Aufgrund des EU-Standards und der Inflation soll der Mindestlohn ab 2026 auf 16 Euro angehoben werden, wenn es nach den Linken geht. Weitere Forderungen der Linken: eine sanktionsfreie Mindestsicherung von mindestens 1400 Euro zuzüglich Wohn- und Kindergeld, eine armutsfeste Rente von mindestens 1400 Euro, Kindergrundsicherung von 384 Euro, kostenloses Mittagessen in Schulen und kostenlose Kitaplätze. Beim Thema Kitaplätze führt sie ihre Heimatstadt an: „In Hamm kostet der Kitaplatz die Eltern nichts.“

Auch während der Wahlarena der Ruhr Nachrichten in der Burg Botzlar in Selm hielt Sefika Minte für die Linken nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg.
Auch während der Wahlarena der Ruhr Nachrichten in der Burg Botzlar in Selm hielt Sefika Minte für die Linken nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg. © Günther Goldstein

Zu wenige Frauenhäuser im Wahlkreis

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sicherheit, „gerade, was Frauen und ältere Menschen betrifft“, erklärt sie. „In Werne, Lünen und Selm gibt es kein Frauenhaus. Das Frauenhaus in Hamm ist voll. Und die Frauen müssen für das Frauenhaus zahlen, was natürlich auch nicht geht, weil sie nicht ohne Grund dort sind. Die Kosten sind einfach zu hoch für sie.“ Da müsse es andere Regelungen geben. Was auch nicht gehe: Parkhäuser, die unbewacht und unbeleuchtet seien. „Es ist unangenehm, wenn man nachts sein Auto aus einem solchen Parkhaus holen muss.“ Und dass Männer auf Frauenparkplätzen parken, gehe auch nicht.

Was ihr noch wichtig sei: „Frauen dürfen selbst über ihren Körper entscheiden. Und nicht jemand anderes. Gerade, wenn es um den Abtreibungs-Paragrafen 218 geht. Ärztinnen und Ärzte, die Abtreibungen durchführen, dürfen nicht kriminalisiert werden. Das machen Ärztinnen und Ärzte nicht ohne Grund.“ Bei all diesen Themen, dem Kampf für die Menschen, denen es sozial und finanziell nicht gut geht, ist der Vorname Sefika irgendwie auch ein Symbol. „Es ist ein arabischer Name und bedeutet 'Jemand, der Mitgefühl hat'.“

Sozialpolitik ist das Hauptthema von Sefika Minte.
Sozialpolitik ist das Hauptthema von Sefika Minte. © Sefika Minte

Jetzt, im Wahlkampf, wo auch ihre Plakate hängen, werde sie häufiger erkannt und angesprochen. „Viele kommen gezielt auf mich zu. Meistens sind es Frauen. Und es sind Frauen, die sonst nicht wählen gehen.“ In einer Zeit, in der Wahlplakate abgerissen und Parteigeschäftsstellen attackiert werden, habe sie bisher zum Beispiel in Lünen keine negativen Erlebnisse im Wahlkampf gehabt. Das sei in Schwerte zum Beispiel anders gewesen. Aber grundsätzlich nehmen Übergriffe auf Linke-Politikerinnen und -Politiker gerade an Wahlkampfständen zu, sagt Sefika Minte. Das seien Straftatbestände, die auch angezeigt würden.

Geburtstag fällt auf den Wahlsonntag

Die Kandidatur der 44-Jährigen für den Bundestag fällt in eine Zeit, in der die Linken im Bundestag keine Fraktion mehr sind, unter anderem weil Fraktionsmitglieder zum Bündnis Sahra Wagenknecht gewechselt sind. Ein Umstand, der Sefika Minte nicht abschreckt. Sie sei sich sicher: „Wir werden auf jeden Fall wieder eine Fraktion bilden.“ Ihr Optimismus speise sich auch aus der jüngsten Entwicklung im Bundestag. Der 29. Januar, der Tag also, an dem der Bundestag einen CDU-Antrag zur Migration mit den Stimmen der AfD beschlossen habe, habe den Linken in die Karten gespielt: „Ich finde, dass man versuchen muss, den Menschen klarzumachen, dass wir alle in Deutschland gemeinsam leben können.“ Die Haltung der Linken dazu sei in sozialen Medien durch millionenfache Klicks honoriert worden. „Unsere Umfragewerte sind gerade im Land bei sieben Prozent“, sagt Sefika Minte.

Einen Listenplatz hat sie nicht. Wenn es nach Berlin gehen sollte, dann nur über das Direktmandat. Wie würde der Montag nach der Wahl aussehen, falls Sefika Minte für eine Überraschung sorgen und den Wahlkreis gewinnen würde? „Dann würden erstmal die Korken knallen.“ Dann müsse sie es aber erstmal auch realisieren. Gleichwohl: Sie würde die politische Arbeit sofort anpacken und dazu beitragen, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die wenig haben, genug bekommen. Doch auch wenn sie den Wahlkreis nicht gewinnen sollte - feiern wird Sefika Minte auf jeden Fall. Denn sie hat am 23. Februar, am Wahlsonntag, Geburtstag.