Zu wenig Heimplätze
Kreis Unna droht Engpass bei Kurzzeitpflege
Nach den Sommerferien werden die Plätze in Einrichtungen für Kurzzeitpflege im gesamten Kreis Unna knapp. Ab dem 1. September gibt es nur noch 35 Plätze im gesamten Kreis. Doch der kann nicht viel dagegen tun und richtet sich nun an die Politik.
Das Kurzzeitpflegeheim der Caritas in Cappenberg wird bald geschlossen.
Wenn am 31. August das Caritas-Heim St. Elisabeth in Cappenberg schließt, gibt es im gesamten Kreis Unna nur noch 35 Plätze für Kurzzeitpflege. Laut Constanze Rauert, Sprecherin des Kreises, sind das "zu wenig". Doch der Kreis kann nicht viel dagegen tun, denn wenn es am Geld fehlt, seien die Pflegekassen gefragt, so Rauert.
Der Kreis kann nicht viel tun
"Die Pflegeversicherung macht keinen Unterschied und behandelt und finanziert die Kurzzeitpglege-Heime wie normale Pflegeheime", sagt Hans Zakel, Sozialplaner des Kreises Unna. "Dabei ist der Aufwand in der Kurzzeitpflege viel größer."
"Wären wir ein reicher Kreis, könnten wir vielleicht etwas tun und die Lage verbessern. Doch das sind wir nicht", sagt Zakel. "Das einzige was wir als Kreis Unna nun tun können, ist uns an unsere Abgeordneten im Bundestag zu wenden", sagt Rauert. "Die Kurzzeitpflege wird bei den Pflegekassen oft vernachlässigt. Das zu ändern ist Aufgabe des Gesetzgebers", so die Kreissprecherin.
Hochsaison für Kurzzeitpflege in den Ferien
Kurzzeitpflege wird vor allem dann in Anspruch genommen, wenn pflegende Angehörige mal eine Auszeit brauchen, zum Beispiel um selbst in den Urlaub zu fahren. Dann muss sich aber natürlich trotzdem jemand um das pflegebedürftige Familienmitglied kümmern. "Deshalb werden Plätze in Einrichtungen für Kurzzeitpflege meist im Voraus gebucht, oft in den Schulferien", sagt Rauert.
Während dieser Zeit ist der Bedarf an Pflegeplätzen hoch, die Einrichtungen sind entsprechend ausgelastet. Zu anderen Zeiten im Jahr besteht dagegen oft kaum Bedarf, "die Kosten für die Einrichtungen sind ja aber trotzdem da", erklärt die Kreissprecherin. Deshalb arbeiten Heime für Kurzzeitpflege oft defizitär, so wie das Caritas-Heim St. Elisabeth in Cappenberg. Über 20 Jahre hat die Caritas das Heim getragen, obwohl es unwirtschaftlich war. In Zukunft gehe das aber nicht mehr.
"Es war eine große Leistung, dass die Caritas die Einrichtung in Cappenberg trotz des Defizits so lange getragen hat. Aber von dem Aus im August wurden wir überrascht", sagt Sozialplaner Zakel.
"Ambulant vor stationär"
"Auch wenn wir als Kreis nicht viel gegen den Engpass bei der Kurzzeitpflege machen können, so sind wir doch davon betroffen", sagt Constanze Rauert. Denn im Kreis Unna gälte der Grundsatz "ambulant vor stationär", Pflege in Heimen sollte also wenn möglich vermieden werden. "Deshalb brauchen wir die Kurzzeitpflege", sagt Rauert. "Denn wenn diese Option für die Angehörigen wegfällt, werden vielleicht viele alte Menschen eher in stationäre Pflege in Heime gegeben. Das wollen wir vermeiden."
"Ohne Kurzzeitpflege geht es schneller ins Heim", fasst Zakel die Lage zusammen.
Die wegfallenden Kurzzeitpflegeplätze sollen durch sogenannte eingestreute Plätze für Kurzzeitpflege ersetzt werden. Freie Betten in der Vollzeitpflege werden dann kurzfristig für die Kurzzeitpflege genutzt. Doch solche Plätze sind nicht langfristig buchbar, erlauben pflegenden Angehörigen wenig Planungssicherheit.
Briefe an die Bundestagsabgeordneten
Der Kreis will nun Briefe an die Bundestagsabgeordneten des Kreises schicken, damit diese sich für eine bessere Finanzierung der Kurzzeitpflege starkmachen. "Hier ist der Gesetzgeber gefragt, mehr als auf das Thema aufmerksam machen, können wir als Kreis nicht tun", erklärt Rauert. An einer Entlastung der Vollzeitpflege ist der Kreis auch deshalb interessiert, weil Plätze in Vollzeit-Pflegeheimen teurer sind und der Kreis hier oft auf Kosten sitzen bleibt.