Die Tür am Rosenplatz 16 in Münster öffnet sich. Angelika Lehnemann schaut gespannt nach vorne. Vier Frauen treten ein. Sie haben einen Termin. Lehnemann drückt einen Knopf, eine weitere Tür ins Gebäude geht auf, und die vier Frauen gehen hindurch. „Das ist eine meiner Aufgaben“, erklärt die 49-Jährige. „Kunden reinlassen, ihnen weiterhelfen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
Seit 26 Jahren ist Lehnemann bereits beim Bischöflichen Generalvikariat am Empfang tätig. Die Cappenbergerin leidet seit ihrer Geburt am Apert-Syndrom, was Fehlbildungen beispielsweise an den Fingern und den Füßen mit sich bringt. Laut Orphanet, einer Datenbank für seltene Krankheiten, leben in Deutschland etwa 400 Personen mit dem Syndrom.
Am Wochenende in Cappenberg
Aufgrund des Apert-Syndroms wurde Lehnemann seit ihrer Geburt immer wieder operiert – und das nicht nur in Münster. Sie war schon in Hamburg, Aachen, Mainz, Würzburg und Heidelberg im Krankenhaus. Ihre letzte Operation hatte sie vor 26 Jahren, kurz nach ihrem Eintritt beim Bischöflichen Generalvikariat.
Trotzdem muss sie auch heute noch mit Hindernissen im Alltag kämpfen. „Seit gut einem Jahr bin ich auf einen Rollator angewiesen“, erzählt die gelernte Kinderpflegerin. Unter der Woche wohnt sie in Münster, aber die öffentlichen Verkehrsmittel kann sie aufgrund ihres Handicaps nicht mehr nutzen. Daher fährt sie den täglichen Weg zur Arbeit mit dem Taxi. Am Wochenende holen ihre Eltern sie nach Cappenberg.
„Muss sich im Leben durchkämpfen“
„Man muss sich im Leben durchkämpfen“, fasst Lehnemann zusammen und denkt dabei auch an ihre Schulzeit. „Wenn man anders aussieht, wird man von vielen schräg angesehen“. Heute fühlt sie sich beim Bischöflichen Generalvikariat allerdings gut aufgehoben.
Die Arbeit als Verwaltungsangestellte hatte ihr vor 26 Jahren Pater Manfred Kollig vermittelt, der bis 2003 Schulseelsorger des Gymnasiums St. Christophorus in Werne war. Gerne erinnert Lehnemann sich auch an ihre Kollegin Margret Hartmann und einen ihrer Vorgänger Egon Kreft, die sie gut aufgenommen und eingearbeitet haben. Heute hat sie einen lieben Freundeskreis und ist in ihrer Freizeit im Pfarreirat in Cappenberg aktiv, was ihr viel Freude bereitet.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2022 haben 54 Mitarbeitende mit Handicap beim Bischöflichen Generalvikariat (BGV) gearbeitet, 2021 waren es noch 49 Personen. Mit acht Prozent wurde die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von fünf Prozent somit deutlich überschritten.
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