Kleinste Gemeinde des Bistums Münster bekommt neuen Pfarrer Pater Dominik Kitta (69) in Cappenberg

Pater Dominik Kitta (69) in Cappenberg: „Glauben geht auch mit wenigen“
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Als Pater Dominik Kitta seinen ersten Sonntagsgottesdienst in der Stiftskirche Cappenberg hielt, war es nicht anders als sonst: Viele Plätze in den Kirchenbänken sind leer geblieben. Der Großteil der etwas mehr als 1100 Mitglieder zählenden katholischen Kirchengemeinde hörten damit nicht, wie sich der gebürtige Hamborner vorstellte: als „ein Winzer im Weinberg des Herrn“. Mit Betonung auf „ein“. Denn alle anderen - ob sie sich nun ehrenamtlich betätigten oder auch nur gelegentlich zum Gottesdienst kämen - seien das ebenfalls: „Winzer“, Frauen und Männer, denen der Glaube nicht egal ist und die ihn in ihrem Alltag mit Leben zu füllen versuchten. Die etwa 50 Menschen, die am Sonntag (8.10.) in der Stiftskirche saßen, gingen mit dem Eindruck nach Hause, einen Teamplayer kennengelernt zu haben.

Ein Eindruck, der durchaus richtig ist, wie Kitta im Gespräch sagt. Auch wenn er kein Mannschaftssportler ist. Badminton ist seine favorisierte Sportart. Das spielt man in der Regel zu zweit oder höchstens zu viert. Leider habe er das vor wenigen Jahren aufgeben müssen. Wegen der Knie. Zeit dafür wäre ohnehin zurzeit wenig. Denn Kitta wird neben seiner neuen Aufgabe als Pfarrverwalter von St. Johannes Cappenberg-Langern auch noch weiter seiner bisherigen Tätigkeit nachgehen: Offizial des Bistums Osnabrück. „Ein Offizial vertritt als Leiter des Bischöflichen Offizialates den Bischof in der innerkirchlichen Rechtsprechung“, erklärt er. Vor allem gehe es dabei um Ehenichtigkeitsverfahren. In letzter Zeit sind aber auch zunehmend solche Verfahren dazu gekommen, die das Bild der katholischen Kirche nachhaltig getrübt haben und verantwortlich sind für die anhaltende Austrittswelle: innerkirchliche Strafverfahren gegen Priester wegen Missbrauchs.

Um weiterhin dieser Aufgabe - nicht nur im Bistum Osnabrück, sondern auch für Hamburg - nachgehen zu können, wird Kitta an zwei Wochentagen, vermutlich dienstags und mittwochs, in Osnabrück sein und nicht in Cappenberg. Seine Wohnung unweit des Doms hat er aber dennoch aufgelöst.

Weiter in Osnabrück tätig

„Hier in Cappenberg erwartet mich das gerade toll restaurierte Pfarrhaus“, freut er sich: eine geschichtsträchtige Residenz zwischen Schloss Cappenberg und Stiftskirche. Für die zwei oder drei Übernachtungen in Osnabrück brauche er keine Wohnung. „Die Benediktinerinnen in Osnabrück stellen mir dafür in ihrem Kloster ein Zimmer zur Verfügung.“ Wie lange er noch die jeweils rund 100 Kilometer hin und her pendeln möchte - „zurzeit noch mit dem Auto, ich möchte aber auf die Bahn umsteigen, wenn das irgendwie geht“ -, will er frühestens im nächsten Jahr entscheiden. Dann, wenn das Bistum Osnabrück vermutlich wieder einen Bischof hat. Vorher könne sich die Frage für ihn, der ihn vertritt, nicht stellen.

Von Cappenberg wird Kitta nicht nur regelmäßig nach Norden fahren, sondern auch in den Südwesten: nach Duisburg-Hamborn. Nicht nur, weil dort seine familiären Wurzeln sind. Pater Dominik Kitta gehört - genauso wie seine acht Vorgänger im Amt des Cappenerger Pfarrers - dem Orden der Prämonstratenser an, die in Hamborn eine Abtei haben. „Für uns hat Cappenberg eine ganz besondere Bedeutung.“ Hier hatte Norbert von Xanten vor gut 900 Jahren die erste Niederlassung des Prämonstratenserordens im deutschsprachigen Bereich gegründet. Die Mittel dafür hatte ihm Gottfried, der letzte Graf von Cappenberg, zur Verfügung gestellt: eine Stiftung, die die mittelalterliche Welt in Westfalen kräftig umkrempelte. „Das ist ein historisches Vermächtnis“, sagt Kitta.

Größe ist nicht entscheidend

Als Pater Dr. Joachim Hagel, sein Vorgänger im Amt des Pfarrers, nach zwei Jahren den Wunsch geäußert hatte, wieder zurück ins Salzburger Land zu wechseln, wo er zuvor tätig war, „war es klar, dass wir alles daran setzen würden, weiter in Cappenberg präsent zu sein“. Dass die Suche nach einem geeigneten Kandidat schließlich bei ihm selbst endete, sei alles andere als eine Bürde, „sondern freut mich außerordentlich“. Auch wegen der Größe der Gemeinde.

„So eine kleine Gemeinde wie hier gibt es ja gar nicht mehr“, sagt Kitta: weder in Münster, noch in Osnabrück. Priestermangel und einbrechende Mitgliederzahlen führten allerorts zu Fusionen und immer größeren Gemeinden. „Vermutlich wäre St. Johannes auch längst Lünen oder Werne zugeordnet worden, wenn wir als Prämonstratenser nicht versprochen hätten, den Pfarrverwalter zu stellen.“ Ein Versprechen, das im nächsten Jahr 50 Jahre Gültigkeit haben wird. Zwar bleibt Cappenberg auch 2023 weiter eigenständig, wird aber mit Werne und Lünen Teil eines der pastoralen Räume, die das Bistum eingerichtet hat.

Festmesse am Sonntag

„Strukturreformen sind nötig“, steht für Kitta fest, „darin darf es sich aber nicht erschöpfen“. Das zentrale Problem sei nicht der Verlust der Mitglieder, sondern der Verlust des Glaubens. Ob Auferstehung der Toten Oder Dreifaltigkeit: „Wir können auch mit einer geringeren Zahl von Menschen gemeinsam glauben.“ In der bildlichen Sprache der Bibel gesprochen: Gemeinsam den Weinberg bestellen.

Am nächsten Sonntag (15. 10.) wird Pater Dominik Kitta in das neue Amt feierlich eingeführt. Der Gottesdienst dazu beginnt um 16 Uhr. Die 10-Uhr-Messe fällt dafür aus.

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