Sind Covid19-Impfungen bei Kindern notwendig? Kinderärzte aus Werne und Selm geben Antworten

Kinder und Covid-19: Impfung notwendig oder überflüssig?
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Manch einer wird die wahrscheinlich vielen negativen Erinnerungen, die mit den Corona-Jahren verbunden sind, verdrängt haben. Zu normal ist der Alltag wieder geworden, zu surreal Quarantäne-Zeiten, Homeschooling, Kitaschließungen, ausschließlich digitaler Großeltern-Kontakt.

Doch auch wenn das Leben wieder seinen gewohnten Gang geht, verschwunden ist das Virus nicht. Noch immer gibt es viele Infektionen. Mit Stand vom 13. September sind es deutschlandweit 17.698 offiziell Infizierte (Quelle: Robert-Koch-Institut). Experten rechnen mit einem erneuten starken Anstieg der Infektionszahlen zum Herbst hin.

Empfehlung der Stiko

Sollte man Kinder jetzt einer Auffrischungsimpfung unterziehen oder sie sogar erstmalig impfen lassen? Die ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Auffrischimpfung lediglich für Kinder und Jugendliche zwischen sechs Monaten und 17 Jahren, die ein erhöhtes Risiko (Asthma, Diabetes oder Leben in Gemeinschaftseinrichtungen) aufweisen.

Darüber hinaus heißt es: „Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Stiko derzeit keine Covid-19-Impfung.“ Wie sehen das Kinderärzte aus der Region - insbesondere auch in Hinblick darauf, dass infizierte Kinder und Jugendliche nicht mehr per Anordnung in Quarantäne oder sich frei(testen) müssen?

„Wachsam bleiben ist wichtig“

„Ich halte die besonnene Umgangsweise der Stiko für angemessen“, sagt Michael Gilbert, Kinder- und Jugendarzt in Werne. „Bisher sind die Verläufe bei den Kindern nicht besorgniserregend.“ Bis jetzt habe es in seiner Praxis keine Frage nach Impfungen gegeben. „Ich plane lediglich Impfungen bei Kindern mit nachgewiesener Immunstörung. Entsprechend der Empfehlungen werde ich bei mir eine Auffrischung vornehmen“, teilt er mit.

Bezüglich der Testungen ist er der Meinung, „dass wir nicht bei jedem Infekt-Anzeichen testen sollten, da ja nahezu nie eine medizinische Konsequenz folgt. Aber: Wer krank ist, soll zu Hause bleiben. Und wenn man sich gesund fühlt, nicht.“ Er hofft, solange es keine ernsthaften Veränderungen gibt, dass in den Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita, Tagesmütter und Schulen „keine unnötige Panik“ aufkommt. „Natürlich kann ich genauso wenig in die Zukunft schauen wie alle anderen“, fügt Michael Gilbert noch hinzu. „Und so müssen wir im Gesundheitswesen - mit Augenmaß - wachsam bleiben.“

„Testungen sind wichtig“

Ulrike Foertsch, Kinder- und Jugendärztin in Selm findet noch deutlichere Worte. „Erwartungsgemäß steigen die Corona-Zahlen wieder“, sagt sie, „so wie alle Luftwegserkrankungen. Und wie bei allen Erkrankungen dieser Art und anderen Infekten sollten Infizierte unbedingt zu Hause bleiben, auch bei schwachen Symptomen.“

Das ist ihr klarer Appell an alle Eltern für ihre Kinder. Wenn sich alle daran hielten - eigenverantwortlich - ließe sich das Risiko für die vulnerablen Gruppen eindämmen. „Um die Infektionen festzustellen, finde ich, dass sich alle, auch bei schwachen Symptomen, testen sollten. Wer positiv ist, bleibt Zuhause, auch wenn es keine Verordnung mehr dafür gibt.“

Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission derzeit keine Covid-19-Impfung.
Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission derzeit keine Covid-19-Impfung. © picture alliance/dpa

Bezüglich der Impfungen schließt sich Foertsch der Empfehlung der Stiko an: Kinder mit Übergewicht, Diabetes oder Asthma sollten geimpft werden, ebenso wie solche, die in Gemeinschaftseinrichtungen leben. „Für alle anderen macht eine Impfung keinen Sinn, sie bringt keinen Mehrwert.“

Ebenso wenig wie die Maßnahmen, die es im Zusammenhang mit Corona gab. „Das Problem sind weiterhin die Gefährdeten. Für alle anderen fehlte es an Verhältnismäßigkeit“, sagt die Ärztin. „Die Maßnahmen hatten keinen wesentlichen Effekt und die Isolation rechtfertigt den Schaden nicht, die sie verursacht hat.“ Deswegen appelliert sie eindringlich: Wer krank ist soll Zuhause bleiben.

In ihrer Praxis bietet sie übrigens auch keine Corona-Schutzimpfungen an. Der Aufwand dafür sei zu hoch.

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