
© Sylvia vom Hofe (A)
Kein Karneval - Unterricht fällt aber trotzdem aus an allen Selmer Schulen
Bewegliche Ferientage
Karnevalsumzüge wird es in Selm nicht geben. Die Ferientage am Montag und Dienstag bleiben aber an allen Selmer Schulen. Kurz vor Ende des Lockdowns auch ein Vorteil, sagen die Schulen.
„Selm Helau“, diese Rufe werden in diesem Jahr nicht durch die Stadt schallen. Einen Umzug mit vielen Menschen, die verkleidet sind, wird es genau so wenig geben, wie Kamelle oder Karnevalspartys.
Ein Relikt aus der Zeit ohne Corona ist aber trotzdem geblieben: Die zwei freien beweglichen Ferientage, die alle Selmer Schulen für gewöhnlich an Rosenmontag und am Nelkendienstag nehmen. Sie gelten auch in diesem Jahr - trotz Corona.
Bewegliche Ferientage werden lange im Voraus geplant
Das liegt daran, dass die beweglichen Ferientage nämlich gar nicht so beweglich sind: „Die Schulkonferenz legt im Laufe eines vorangehenden Jahres solche Tage fest“, erklärt zum Beispiel Ulrich Walter, Schulleiter des Selmer Gymnasiums im Gespräch mit unserer Redaktion. Walter war am Dienstag, 2. Februar, einer der Teilnehmer unseres RN-Talks „Wir müssen reden“.
Neben vielen Themen zu Corona und Schule ging es auch um das Thema Karneval. Bei den beweglichen Feiertagen gebe es häufig auch Absprachen zwischen den Schulen einer Stadt, erklärte Walter. So sei es auch in Selm. Hier haben alle Schulen am Rosenmontag und Nelkendienst, also am 15. und 16. Februar wegen der Karnevalstage geschlossen. Was für manche Eltern ärgerlich sein könnte: Das wären die ersten Tage, die ihr Kind wieder regulär zur Schule könnte, wenn sich Bund und Länder darauf einigen sollten, den Lockdown für die Schulen zu beenden.
Ärger bei manchen Eltern
„Da kann ich ganz ehrlich alle Eltern verstehen, die da aus der Hose fahren“, sagt zum Beispiel Leonie Schulte, selbst dreifache Mutter und Journalistin, die sich mit Bildungsthemen beschäftigt, in unserem Talk. Das sei nach dem Lockdown einfach kein gutes Signal.
So sah es auch ein Vater aus Olfen, der unserer Redaktion schrieb, weil auch an den Schulen dort wegen Karneval der Unterricht ausfällt. Er sprach von einem „Hammer“ und fragte sich, wer denn seinem Arbeitgeber erkläre, dass er an zwei Tagen für Betreuung sorgen müsse, obwohl doch gar kein Karneval gefeiert werde. Anders als in Olfen, wo es zumindest eine digitale Karnevalssitzung geben wird, ist in Selm kein Programm vorgesehen. Man wolle Karneval für alle Generationen anbieten, sagt Tobias Steinbrink, der Vorsitzender des Selmer Karnevalsvereins unserer Redaktion. Bei einer digitalen Sitzung würde man viele Ältere ausschließen, das möchte der Verein nicht.
Vorteile der zwei freien Tage
Aus Sicht der Schulen seien die zwei freien Tage aber auch möglicherweise vorteilhaft, sagte Ulrich Walter in unserem Talk weiter. „Vielleicht ist es sogar ganz gut, wenn wir diese beiden Tage als bewegliche Ferientage haben, wenn wir Freitagmittag erfahren, dass Schülerinnen und Schüler wieder in den Präsenzunterricht kommen, dann können wir die gut nehmen, um zu organisieren“, so der Schulleiter. Er fügt allerdings hinzu: „Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt“
Walter könnte sich sogar vorstellen, dass man die zwei freien Tage jetzt weglassen und dann lieber später nehmen könnte. Aber, dafür müsse man Mitwirkungsgremien einschalten und auch mit den Schulträger, also der Stadt sprechen. „Da drückt jetzt etwas die Zeit“, sagt Walter.
Andrea Dabrowski, die stellvertretende Leiterin der Ludgerischule hat den Talk auch gesehen und sieht es wie Ulrich Walter: „Das hat mich noch darin bestärkt, dass es gut ist, die zwei Tage zu haben“, sagt sie. Wenn sich Bund und Länder am 10. Februar treffen und dann ein paar Tage später die genauen Erlasse an die Schulen weitergegeben würden, kämen die zwei Tage zur Vorbereitung sehr gelegen.
„Wenn alle Schülerinnen und Schüler wieder normal in den Präsenzunterricht kommen, dann ist das keine große Vorbereitung“, sagt Dabrowski. Ein anderes System erfordere aber wahrscheinlich schon etwas mehr Vorbereitung. „Ich bin froh, dass wir die Tage haben“, sagt Dabrowski.
Eltern konnten sich schon früh auf freie Tage einstellen
Dadurch, dass die freien Tage schon früh beschlossen worden sind und auch schon lange im Ludgeriplaner stehen, dem Terminplaner, den alle Schüler zu Beginn des Schuljahres erhalten, konnten sich die Eltern auch schon länger darauf einstellen, glaubt Dabrowski. Bisher habe es nur eine Nachfrage zum Thema gegeben. Der Vater hatte vorgeschlagen, ob es nicht besser wäre, die freien Tage auf den Donnerstag und Freitag zu legen. Auch keine bessere Idee, sagt Dabrowski. „Wir wissen ja noch gar nicht, was beschlossen wird“, vielleicht sei ja der Beschluss auch, dass die Schulen am 15. und 16. geschlossen bleiben sollen, damit sich die Schulen besser vorbereiten können. So hätten doch die Eltern jetzt erstmal die Sicherheit, dass die Tage tatsächlich frei bleiben, wie schon lange vorher angekündigt. Eine Notbetreuung findet also auch nicht statt.
Mit der Planungssicherheit für Schulen und Eltern hatte auch das Land argumentiert, wie Matthias Richter, Staatssekretär im NRW-Bildungsministerium, in unserem Talk erklärt hatte: „Die vier beweglichen Ferientage, die wir haben, lassen wir den Schulen so, wie sie eingeplant waren“, so Richter.
Andrea Dabrowski sehnt sich jedenfalls nach etwas, was auch Ulrich Walter oder Schülerin Tessa Karpenstein in unserem Talk zum Ausdruck brachten: der Rückkehr des Präsenzunterrichts. „Wir hoffen ja alle, dass der Präsenzunterricht wieder kommt“, sagt sie.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
