Die Notfallpraxis am St.-Marien-Hospital in Lüdinghausen soll zum 31. Januar 2024 schließen. Diese Ankündigung sorgt weiterhin nicht nur in Lüdinghausen, sondern auch in den Nachbarkommunen wie Selm, Olfen und Nordkirchen für Unmut.
Unter anderem der Landrat des Kreises Coesfeld, die Bürgermeister von Selm, Olfen, Nordkirchen und Lüdinghausen haben Mitte September die „Lüdinghauser Erklärung“ unterzeichnet. Damit wollten sie ein gemeinsames Zeichen setzen und gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bekräftigen, welche Folgen die Schließung der Notfallpraxis für den gesamten südlichen Kreis Coesfeld und die Stadt Selm hätte. Künftig müssten Patienten aus der Region dann vor allem am Wochenende zu den Notfallpraxen an den Christophorus-Kliniken in Dülmen und Coesfeld oder nach Datteln zum St.-Vincenz-Krankenhaus fahren. Die KVWL hatte aber deutlich signalisiert, dass die Pläne für sie „alternativlos“ im Rahmen einer allgemeinen Strukturanpassung sind.

Tausende Unterschriften
Das will der Lüdinghauser Bürgermeister Ansgar Mertens allerdings weiterhin nicht hinnehmen. „Für den Erhalt der Notdienstpraxis in Lüdinghausen“ heißt eine von ihm am Sonntag (22.10.) gestartete Petition, bei der Unterstützer quasi online unterschreiben und damit die Wichtigkeit des Anliegens unterstreichen können. Nach nicht einmal 20 Stunden hatten sich bereits über 3000 Personen registriert.
Wenn man die Website der Petition aufruft, wird deutlich, dass die Fronten in der Frage offensichtlich verhärtet sind.
Zum Punkt „Wie die Unterschriften übergeben werden“, heißt es dort nur: „Am liebsten persönlich: Bislang verweigert die KVWL uns aber ein Gespräch.“ Nicht nur die Kommunen üben Kritik, auch die Geschäftsführung des Lüdinghauser Krankenhauses hatte sich vehement gegen die Schließung der Notfallpraxis ausgesprochen. Zugleich habe man der KVWL ein Modell vorgestellt, wie der Notfalldienst erhalten bleiben könnte, erläuterte Ansgar Mertens.
Die Kommunen fordern die KVWL auf, sich kompromissbereit zu zeigen und das Angebot des St.-Marien-Hospitals zur Einrichtung einer sogenannten Portal-Praxis und der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Personalkapazitäten anzunehmen. „Die Entscheidung zur Schließung der Notfallpraxis ignoriert die Interessen von 100.000 Menschen“, machte der Bürgermeister dabei unmissverständlich deutlich. In der Petition heißt es dazu: „Das Lüdinghauser St.-Marien-Hospital und die Gesundheitsstadt Lüdinghausen stellen die medizinische Versorgung für eine ganze Region sicher: Schon heute sind viele Arztpraxen überfüllt und nehmen keine neuen Patienten auf - der hausärztliche Notdienst der KVWL nimmt daher eine wichtige Funktion bei dieser Versorgung ein und muss unbedingt erhalten bleiben.“
Vorwurf der Befangenheit
Die KVWL bleibt allerdings bei ihrer Linie und begründet das unter anderem mit den Kosten der Bereitschaftspraxis (Samstag und Sonntag von 8 bis 22 Uhr geöffnet), die aufgrund der geringen Patientenzahlen und daraus magerer Einnahmen nicht finanziert werden können.
Ab der nächsten Woche sollen neben der Online-Petition auch in allen Lüdinghauser Arztpraxen Unterschriftenlisten ausliegen, um den Druck auf die Entscheidungsträger zu erhöhen. Einen pikanten Vorwurf hat Ansgar Mertens im Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten jetzt gegen den Vorsitzenden der KVWL erhoben. „Dr. Spelmeyer ist befangen. Als Mediziner in Dülmen hätte er gar nicht mitentscheiden dürfen“, meinte der Lüdinghauser Bürgermeister. Dr. Dirk Spelmeyer ist Facharzt für Urologie in der einwohnerreichsten Stadt des Kreises Coesfeld, nach Dülmen würden nach der Schließung einige Patienten fahren. Welchen Einfluss die Zahl der Unterschriften der Petition auf den offensichtlich eindeutigen Plan der KVWL hat, bleibt abzuwarten.
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