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Interaktiver Corona-Check: Wie stark ist mein Wohnort von der Pandemie betroffen?
Städte-Rangliste
Corona-Warnwerte werden offiziell nur auf Kreisebene errechnet. Aber wie steht mein Wohnort in der Pandemie da? Wir haben wichtige Kennzahlen in einer interaktiven Tabelle zusammengefasst.
Die Pandemie hat ihre Rituale. Dazu gehört die fast tägliche Veröffentlichung der neuen Corona-Zahlen durch das Kreisgesundheitsamt in Unna. Die Bürgerinnen und Bürger im Kreis erfahren dann, ob sich weitere Menschen an ihrem Wohnort infiziert haben. Aber was sagen die Corona-Zahlen eigentlich darüber aus, wie stark ein Ort betroffen ist? Eine interaktive Tabelle hilft dabei, dies herauszufinden.
Aktive Corona-Fälle: Wie viele Menschen aktuell infiziert sind
Lünen ist derzeit auf den ersten Blick am stärksten von der Pandemie betroffen. 106 aktive Corona-Fälle zählt das Kreisgesundheitsamt in der größten Stadt des Landkreises. So viele nachweislich infizierten Menschen wohnen in keinem anderen Ort. Dagegen sind in Holzwickede nur sieben infizierte Einwohner bekannt. Damit ist die Emschergemeinde am wenigsten von der Pandemie betroffen. Oder doch nicht?
Aktive Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner
Diese Feststellung lässt zunächst die Dunkelziffer unberücksichtigt. Niemand weiß, wie viele Menschen tatsächlich infiziert sind. Zu berücksichtigen ist bei der Beschreibung der Betroffenheit einer Stadt aber auch, dass Lünen eine große Stadt mit über 86.000 Einwohnern ist und dass in Holzwickede nur knapp über 17000 Menschen leben. Deshalb ist es sinnvoll, die Zahl der aktiven Infektionsfälle hochzurechnen und ins Verhältnis zur Einwohnerzahl zu setzen. Hätten beide Orte jeweils 100.000 Einwohner, dann wären in Lünen 123 Menschen infiziert und in Holzwickede 41. Die Stadt Lünen liegt bei dieser Betrachtung auf Platz 4 der Orte im Kreis, die am meisten vom Coronavirus betroffen sind; die Gemeinde Holzwickede auf Platz 9 von 10. Diese Rechnung macht Infektionsfälle in unterschiedlich großen Kommunen besser vergleichbar.
7-Tages-Inzidenz: Die Dynamik der Neuinfektionen
Wie dynamisch sich die Pandemie entwickelt, versuchen die Behörden durch eine bestimmte Kennzahl zu dokumentieren, die Veränderungen bei den Neuinfektionen beschreibt. Der Kreis Unna hat in den vergangenen sieben Tagen 210 Neuinfektionen verzeichnet. Das sind hochgerechnet rund 53 neue Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Oder in der Fachsprache der Epidemiologen formuliert: Die 7-Tages-Inzidenz liegt bei 53. Laut einem Bund-Länder-Beschluss gilt ein Wert von 35 als Grenzwert für eine gelbe Vorwarnstufe, ab ein Wert von 50 ist die rote Warnstufe erreicht. Alarmstufe Rot heißt es derzeit im Kreis Unna, und aus der Grenzwert-Überschreitung resultieren neue zusätzliche Corona-Maßnahmen.
Selm hat höchste 7-Tages-Inzidenz
Offiziell wird die 7-Tages-Inzidenz nur auf Kreisebene ermittelt, doch der Wert kann auch auf Ortsebene ausgerechnet werden. Lünen ist der Ort im Kreis Unna, der in den vergangenen sieben Tagen am meisten Neuinfektionen zu verzeichnen hatte, insgesamt 74. Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner, liegt der Negativrekord aber bei der Nachbarstadt Selm. 139 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sind dort bekannt, während es in Lünen rund 86 sind. Beide Nachbarn haben gemeinsam, dass sie neben Bönen die einzigen Orte sind, die im roten Bereich liegen. Fröndenberg, Kamen, Unna und sehr knapp Bergkamen liegen noch in der gelben Stufe, in Holzwickede, Werne und Schwerte ist noch alles Grün.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
