Neues Projekt
Initiative in Selm bietet jungen Flüchtlingen Hilfe an
Rund 8500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben nach Schätzungen des Bundesfachverbands derzeit in Nordrhein-Westfalen – einige auch in Selm. Ihre Betreuung und Unterbringung ist besonders anspruchsvoll. Doch in Selm gibt es dafür nun ein neues Projekt.
Zwei Wohnungen wird der gemeinnützige Verein Co-Familien in Selm für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einrichten. Dabei hilft eine Spende von 1000 Euro des Direktvertriebsunternehmens Pro-Win, die Julie Breuer (Mitte) und Vahida Hasicic (2.v.r.) an das Vorstandsteam von Co-Familien um Anna Zschau (v.l.), Nadja Rademacher und Sabrina Langenohl übergaben.
"Co-Familien Welcome" heißt das Projekt des Vereins Co-Familien aus Kamen. Als Jugendhilfeträger arbeitet der Verein mit den Kommunen zusammen. In Selm hat Co-Familien nun zwei Wohnungen an der Römerstraße gefunden, in denen jeweils zwei unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wohnen werden.
Die Wohnungen sind noch weitgehend leer, ein Bett, ein Sessel, ein kleiner Tisch und eine Stehlampe deuten in einer Wohnung aber schon ein Zimmer an, in dem man ein Zuhause finden kann. Co-Familien will die Wohnung wohnlich gestalten, „ein bisschen mehr Heimat geben“, sagt Sabrina Langenohl, die Vorstandsvorsitzende von Co-Familien.
Mehr als bloße Unterbringung
Die Unterbringung ist aber nur ein Teil des Konzept des Jugendhilfeträgers. Der andere Teil sind die Co-Familien. Das sind Familien in Selm, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Sie sollen als Ansprechpartner und Integrationshelfer fungieren, den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite stehen: in einer bekannten Sprache weiterhelfen, ein Gefühl von Zuhause und Heimat vermittelt.
Diese Familien hätten einen ganz anderen Einblick in die Kultur der jungen Flüchtlinge, erklärt Sabrina Langenohl. „Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind sehr einsam hier“, sagt die Vorstandsvorsitzende. Auf ihnen laste außerdem großer Druck, sich besonders schnell zu integrieren, die Sprache zu lernen und einen Job zu finden.
Eigentlich war das Projekt der Co-Familien für Kinder aus belasteten Familien geplant. Nun hat der Verein auf die aktuelle Flüchtlingskrise reagiert und das Projekt angepasst und erweitert. Wenn alles klappt, könnten noch vor Weihnachten die ersten beiden Jugendlichen in die Wohnung an der Römerstraße ziehen.
15 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge leben laut Jugendamtsleiter Wolfgang Strickstrock derzeit in Selm. Die Zahl ändere sich ständig, sagte Pressesprecher Malte Woesmann. Eine Gesetzesänderung am 1. November hat dazu geführt, dass die Verteilung der Minderjährigen ebenso nach Königssteiner Schlüssel erfolgt wie die von Familien oder alleinstehenden Erwachsenen.
Ende November waren so laut Beigeordneter Sylvia Engemann fast 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Selm gekommen. Bei der Unterbringung arbeitet die Stadt mit verschiedenen Trägern zusammen. Der Verein Co-Familien ist nun einer davon.