Hier ein Schädling, in Mexiko Delikatesse Vinnumer Koch weiß, wie Maisbeulenbrand schmeckt

Hier ein Schädling, in Mexiko Delikatesse: Das steckt hinter Maisbeulenbrand
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Der Mais ist derzeit mannshoch, die nahezu reifen Kolben sind an den Pflanzen gut zu erkennen. Nicht mehr lange, dann steht die Ernte an. Doch wer genau hinschaut, der sieht an den Maispflanzen noch etwas anderes: Schwarz-graue Gewüchse an den Maiskolben, rund geformt und alles andere als ansehnlich. Das, was dort wächst ist Maisbeulenbrand. Ein Pilz, der die Maispflanzen befällt.

Auch auf den Cappenberger Maisfeldern von Landwirt Benedikt Lünemann wachsen die Pilze. „Der Maisbeulenbrand ist in meinen Feldern schon überall verbreitet“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Was auf den ersten Blick gefährlich aussieht, ist für die Ernte allerdings wenig ausschlaggebend. „Der Pilz hat verschwindend geringen Einfluss auf die Ernte“, sagt Benedikt Lünemann.

An vielen Maispflanzen der hiesigen Felder wächst der Maisbeulenbrand. Ein Schädling, der den Bauern zwar keinen Schaden macht, dennoch nicht gern gesehen ist.
An vielen Maispflanzen der hiesigen Felder wächst der Maisbeulenbrand. Ein Schädling, der den Bauern zwar keinen Schaden macht, dennoch nicht gern gesehen ist. © Sophie Schober

In diesem Jahr hat der Maisbeulenbrand gute Bedingungen erwischt: Denn der fühlt sich bei warmer und nasser Witterung sehr wohl. Und gerade der Regen der vergangenen Tage dürfte dem Maisbeulenbrand zuletzt beste Bedingungen beschert haben. Doch Benedikt Lünemann bleibt entspannt. Gegen den Pilz gehe er nicht vor, wie er erklärt.

Auch in anderen Teilen der Welt gehen Landwirte nicht gegen den Pilz vor – in Mexiko beispielsweise. Vor allem im Osten des Landes gilt der Maisbeulenbrand als Delikatesse. Gebraten mit Knoblauch und anderen Gewürzen wird der Pilz gern gegessen. Beispielsweise in Tacos oder in Quesadillas landet der Maisbeulenbrand dann auf dem Speiseplan. Bei Benedikt Lünemann landete der Schädling allerdings bisher noch nicht auf dem Teller. „Vielleicht werfe ich das ja irgendwann mal auf den Grill“, sagt er lachend. So wird der Pilz in dem nordamerikanischen Land nicht als Schaden, sondern als Nutzen gesehen.

Konsistenz wie Pilz

Auch Tim Andrich, Koch im Restaurant Mutter Althoff in Vinnum kennt den Pilz, hat ihn sogar schon einmal gegessen. „Das war in einem mexikanischen Lokal in Hamburg“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion. Bei ihm gab es den mexikanischen Trüffel, wie der Maisbeulenbrand auch genannt wird, in einem Taco. „Das hat mich gebraten von der Konsistenz an Pilze erinnert“, sagt der Koch.

Der Geschmack des Maisbeulenbrandes habe mit dem von Pilzen aber weniger zu tun. „Ich habe des Geschmack als sehr würzig, leicht fermentiert und mit einer Vanille-Note wahrgenommen“, sagt Andrich. Allerdings könne der Geschmack gut beeinflusst werden, da dieser im rohen Zustand recht neutral sei, wie der Koch beschreibt.

Mit seinen Geschmacksnoten passe der mexikanische Trüffel gut in den Sommer und auch gut in das kulinarische Konzept von Tim Andrich. „Ich überlege schon, den Maisbeulenbrand nächstes Jahr auf die Karte zu nehmen und als Aktion anzubieten“, sagt er. Maisbeulenbrand soll dann aber nicht auf der Speisenkarte stehen. Das schrecke die Menschen wahrscheinlich ab – mexikanischer Trüffel klinge da deutlich edler und appetitlicher. Beim Marketing, da ist sich Koch Tim Andrich sicher, müsse man einiges machen, damit sich die Leute für den Verzehr begeistern können.

Pilz mit Schimmel befallen

Einfach so aufs Feld gehen und den Pilz ernten sollte aber niemand. Denn je reifer der Schädling wird, desto mehr Schimmel verbirgt sich in ihm. Und Schimmel kann bekanntermaßen zu einer Gesundheitsgefahr werden. Zudem ist der Pilz in Deutschland nicht als Speisepilz gelistet, wie das Gesundheitsamt des Kreises Unna bemerkt. In Mexiko wird der Pilz daher in einem frühen Reifestadium geerntet, dann wenn sich der Schimmel noch nicht breit gemacht hat. Das wird nach der Ernte auch verhindert, in dem der Pilz gekühlt oder eingefroren wird, wie Tim Andrich weiß.

Bevor der Pilz in seinem Angebot landet, muss er noch einen Händler suchen. Denn es sei alles andere als einfach, den mexikanischen Trüffel in unserer Region zu kaufen. Einfach in den Großmarkt und ab in den Einkaufswagen ginge nicht. Es gebe aber kleine mexikanische Händler, bei denen man den Pilz eingelegt erwerben kann. „Ich glaube sowieso, dass das Angebot eher etwas für ein städtisches Publikum ist“, vermutete der Koch. Es bleibt also abzuwarten, ob Tim Andrich seine Gäste für den besonderen Pilz begeistern kann.

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