Der Verein „Zum Regenbogen“ ist in seiner Planung zum Bau eines Hospizes in Bork einen Schritt weiter. Es gibt ein Grundstück, das Gebäude ist geplant. Es fehlt aber noch etwas Entscheidendes.
Sylvia Dotzhauer hat gute Nachrichten: Bei der Planung des stationären Hospizes, das wie berichtet in Bork entstehen soll, ist der Verein einen großen Schritt weitergekommen. Die Vorsitzende des Hospizvereins „Zum Regenbogen“ hat, während sie das erzählt, eine gelbe Mappe in den Händen - darin ein 15-seitiger Businessplan für die geplante Einrichtung.
„Damit können wir jetzt weiter auf Stiftungen und Spender zugehen“, sagt sie. Wie viel Geld der Verein braucht für den Neubau? Wie die Einrichtung genau aussehen soll? Warum dafür ein Bedarf entsteht? Das klären wir im Format „Fragen und Antworten“.
? Noch mal zur Erinnerung, weil die Planungen schon seit einigen Jahren laufen: Was genau hat der Hospizverein zum Regenbogen vor?
Der Verein um Sylvia Dotzhauer hat sich 2014 gegründet. Im Vorstand sind fünf Krankenschwestern - auch die Rentnerin Sylvia Dotzhauer hat 35 Jahre lang als solche im Krankenhaus gearbeitet. „Und irgendwie sind dort die Sterbenden immer zu kurz gekommen“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Das Hospiz zum Regenbogen, so der Plan des Vereins, soll ein Ort werden, an dem das ganz anders ist.
„Ein stationäres Hospiz ist ein Ort, an dem immer jemand Zeit hat, wo jemand einfach still da sitzen kann, die Hand hält, wo jemand zuhört, wenn der Sterbende von seinem Leben erzählt, wo man Zorn, Wut und Ungerechtigkeit aushält“, steht als Erklärung im Businessplan des Vereins. Das Projekt ist eine Herzensgelegenheit von Sylvia Dotzhauer, das bejat sie ganz klar. „Aber wir brauchen auch einen langen Atem“, gibt sie zu. Vor ihr liegt ein dicker Aktenordner mit Unterlagen - das Ehrenamt fordert ihr viel Zeit ab. „Ich wache morgens eigentlich mit dem Gedanken daran auf und gehe abends damit ins Bett“, sagt sie und lächelt.
? Wie genau sieht der Zeitplan aus, wie geht es jetzt konkret weiter?
Im Januar, so der Plan, wird der Verein eine gGmbH gründen, - also eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Danach soll dann der Bauantrag gestellt werden. Ein Grundstück für den Neubau gibt es durch Vermittlung des Selmer Bürgermeisters Mario Löhr auch schon: am Dieselweg 7 in Bork. Das ist zwar noch nicht von der Stadt erworben, aber ein Investor für den Kauf des Grundstücks steht bereit, wie Sylvia Dotzhauer erklärt.
Auch die Pläne für das Gebäude stehen: Der Verein hat das Architekturbüro Ludolf von Schenck aus Olfen mit der Planung beauftragt. „Vielleicht“, so sagt es Sylvia Dotzhauer, „machen wir im Frühjahr schon den ersten Spatenstich. Wenn alles klappt...“ Wichtig dazu ist aber vor allem eins: die Akquise von Spenden- und Stiftungsgeldern.

Das Grundstück am Dieselweg 7 ist für den Neubau des Hospizvereins reserviert. © Architekturbüro Ludolf Schenck
? Wie viel Geld muss denn zusammenkommen und wie soll das geschehen?
Insgesamt rechnet der Verein für den Bau mit Kosten in Höhe von 3,3 Millionen Euro, wie Sylvia Dorthauer erklärt. Für die Finanzierung hofft der Hospizverein auf weitere Spenden, Stiftungsgelder, Förderungen. Um an diese zu gelangen, war die Erstellung des Businessplanes wichtig, sagt Sylvia Dotzhauer. Jetzt kann der Verein mit konkreten Plänen und Argumenten auf die entsprechenden Stellen zugehen.
Welche Stellen das genau sind? „Alle möglichen“, sagt Sylvia Dotzhauer. Wer Interesse hat, das Projekt durch eine Spende zu unterstützen, meldet sich einfach bei ihr unter Tel. (0176) 31700459 oder per Mail an hospiz.regenbogen@gmail.com. Unterstützen kann man den Verein natürlich auch, indem man Mitglied wird. Alle Infos dazu gibt es auch bei Sylvia Dotzhauer oder auf der Homepage des Vereins.
? Und wie sieht es, wenn das Hospiz erst mal steht, mit den laufenden Kosten aus?
95 Prozent der laufenden Kosten übernehmen laut Sylvia Dotzhauer nach dem Palliativgesetz die Krankenkassen. Die restlichen fünf Prozent wird der Hospizverein zum Regenbogen Monat für Monat durch Spenden aufbringen.
? Wie genau soll das Hospiz aussehen?
Geplant ist ein ebenerdiges Gebäude, in dem es neben Zimmern für das Personal, einer Küche, Gruppen- und Gemeinschaftsräumen zehn Patientenzimmer gibt. Dieses sind jeweils Einzelzimmer, haben ein eigenes Bad und eine eigene Terrasse. Jeder Bewohner, so sieht es der Plan vor, soll die Möglichkeit haben, sein Zimmer etwa durch eigene Möbel oder Bilder eine individuelle Note zu geben. Im Außenbereich ist ein Teich mit einer kleinen Insel geplant, um den herum sich ein Garten erstreckt.
? Wie viele Mitarbeiter soll es in dem Hospiz geben?
Der Hospizverein zum Regenbogen formuliert das im Businessplan ganz genau: 13 Pflegekräfte in Voll- und Teilzeit, Sozialarbeiter, eine Hauswirtschaftskraft, Verwaltungsangestellte und ein Hausmeister sollen in der Einrichtung, der dann ein Geschäftsführer vorsitzt, beschäftigt sein. Dazu rechnet der Verein mit viel ehrenamtlicher Unterstützung. Auch mit der ambulanten Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen gebe es immer wieder Gespräche, sagt sie. Dass es eine Konkurrenz der beiden Vereine gibt, weist sie deutlich zurück. Im Gegenteil seien Zusammenarbeiten angedacht, sobald das Hospiz den Dienst aufnimmt.
? Ist es denn so, dass es in Selm überhaupt Bedarf für ein stationäres Hospiz gibt?
Sylvia Dotzhauer beantwortet das mit einem klaren Ja. Eben weil so viele Hospizplätze fehlen und es lange Wartelisten gebe, habe der Verein das Projekt ja gestartet. Im Kreis Unna gibt es derzeit drei stationäre Hospize: in Lünen (zwölf Plätze), in Schwerte (fünf Plätze) und in Unna (fünf Plätze). Es gibt also insgesamt 27 Hospizplätze. „Wenn man von den empfohlenen 80 bis 100 Hospiz- und Palliativbetten pro einer Million Einwohner ausgeht, ergibt sich für den Kreis Unna ein Bedarf von 32 bis 39 Betten“, so die Argumentation des Vereins.
? Wieso soll das Hospiz eigentlich „Zum Regenbogen“ heißen?
Die Begründung dazu ist persönlicher Natur. Sylvia Dotzhauer wohnt sehr ländlich am Rande von Vinnum - mit Blick auf Bork. Und immer, wenn es geregnet hat, sieht sie von ihrem Haus aus einen Regenbogen über dem Selmer Ortsteil. Eine schöne Symbolik, wie sie findet. „Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.“ Dieses Zitat von Friedrich Nietzsche steht auch auf dem Flyer des Vereins. „Der schwerstkranke Mensch soll sich im Hospiz zum Regenbogen zu Hause fühlen, in der Sterbephase keine Angst haben und in Würde sterben können.“
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
