Vor sechzig Jahren gaben sie sich das Ja-Wort gegeben, näher gekommen sind sie sich drei oder vier Jahre zuvor, das wissen sie selbst nicht mehr so genau. Denn das heute 85-jährige Paar kennt sich – eigentlich – schon immer. Margarete und Hans Nolte wuchsen am Pappelweg in Selm auf, nur ein paar Häuser voneinander entfernt, in den Hausnummern vier und acht. Beide 1939 geboren, trafen sie sich nicht nur beim Spiel auf der Straße, sondern auch im Luftschutzkeller, Schutz suchend vor den Bomben des Zweiten Weltkrieges.
Als Paar nahe gekommen sind sie sich Anfang der 1960er Jahre auf einem Tanzabend. Zu diesem war Margarete eigentlich mit einem anderen jungen Mann mit dessen Moped gefahren. „Aber der konnte überhaupt nicht tanzen“, erinnert sie sich noch heute ganz lebhaft. „Und so hat Nachbarsjunge Hans mich immer wieder zum Tanzen geholt.“ Als der Mopedfahrer Margarete schließlich nach Hause brachte, wartete Hans schon vor der Tür. „Ja, so fing das damals an“, erinnern sich beide.
Heirat in evangelischer Notkirche
Rund drei Jahre nach diesem Tanzabend heirateten sie. Er, der Katholik und sie als Protestantin, gaben sich in der evangelischen Notkirche, wo heute die Edeka-Filiale steht, das Ja-Wort. Bis heute ist Margarete der Glaube sehr wichtig. „Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche“, sagt sie. Sie ist Mitglied bei der evangelischen Frauenhilfe und besucht regelmäßig das AWO-Frühstück und nimmt monatlich an Ausflugsfahrten teil. „Ich bin nun mal gerne unter Menschen, unterhalte mich und habe Spaß dabei“, sagt sie.

Hans Nolte, gelernter Tischler, blieb auch im Vorruhestand und später als Rentner seinem Handwerk treu. Sein Gesellenstück, ein Schränkchen mit vielen Schubladen, hat Platz gefunden in der Laube. Die Schwibb-Bögen schmücken in der Adventszeit das Haus an der Bergstraße, die Schnitzarbeiten finden im gesamten Haus ihren Platz. Als Handwerker hat er auch bei den Umzügen von der Breiten Straße, über den Seiland bis nach Bork und insbesondere bei der Renovierung des Hauses an der Bergstraße viel Hand angelegt.
Heute, mit 85 Jahren, widmet er sich vor allem dem Fotografieren. Besonders gerne dokumentiert er bauliche Veränderungen oder die Erschließung von Flächen in Selm. Seine Fotos stellt er dem Heimatverein zur Verfügung. „Ich hab wohl um die 63.000 Fotos auf dem Rechner“, sagt er. Außerdem ist Hans Nolte Mitglied in der Bürgerschützengilde Selm.
„Muss unter Menschen sein“
Nach seiner Tischlerlehre und der Arbeit bei den Bartling-Werken beendete er sein Berufsleben als Walzer bei der Firma Hoesch. Margarete machte zwischenzeitlich eine Einzelhandelsausbildung in Lünen und arbeitete dort bis zur Hochzeit im Jahr 1964. Später war sie zehn Jahre im Innendienst der Post tätig und machte immer wieder Aushilfsarbeiten im Einzelhandel. „Nur die Jahre in der Buchhaltung eines Unternehmens, die haben mir nicht gefallen“, erinnert sie sich. „Alleine im Büro zu sitzen, das ist gar nichts für mich. Ich muss unter Menschen sein.“
Das wird sie auch an ihrem Ehrentag sein. Margarete und Hans feiern mit ihren Gästen an der Bergstraße. Am Wochenende möchten sie dann nochmals mit der Familie zusammenkommen - insbesondere mit ihren beiden Kindern Iris und Hans-Peter und den zwei Enkelkindern.

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