
Mit der Gastfreundschaft ist es so wie mit jeder anderen Freundschaft auch. Sie muss gepflegt werden, damit sie lebendig bleibt. In Bork zeigt sich gerade, was passiert, wenn das nicht geschieht. Ein Vorwurf, den sich Stadt und Land gefallen lassen müssen.
Als die Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Landesbehörde und die Stadt Selm vor etwa genau einem Jahr zum Bürgerinformationsabend einluden anlässlich der Wiederbelebung der ursprünglich für 1000 Menschen ausgelegten Zeltstadt für geflüchtete Menschen, blieben viele Stühle leer. Und viele Sorgen unbegründet. Die nicht einmal 7000 Borkerinnen und Borker sahen keine Probleme, sondern Chancen: die Möglichkeit, Menschen aus dem ukrainischen Kriegsgebiet helfen zu können - große Gastfreundschaft.
Seitdem hat sich vieles geändert - und meistens haben die Nachbarinnen und Nachbarn der großen Zeltstadt erst im Nachhinein davon gehört. Davon etwa, dass doch nicht Mütter und Kinder aus der Ukraine in Bork Unterkunft finden, sondern Menschen aus anderen Kriegs- und Krisengebieten der Welt. Dass sie erst nur über Nacht bleiben und inzwischen doch zwei Wochen lang. Und neuerdings: Dass es sich ausschließlich um Männer handelt.
Wenn das Land schon nicht selbst vor Ort informiert, warum kann es das dann nicht an die Stadt delegieren? Solide Informationen sind das einzige, was hilft gegen gefährliches Gerede. Und für andauernde Gastfreundschaft.
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