Kirk (ganz rot) und Picard sind echte Kuscheltiere - zumindest, wenn sie schlafen. Das ist allerdings die meiste Zeit des Tages.

Kirk (ganz rot) und Picard sind echte Kuscheltiere - zumindest, wenn sie schlafen. Das ist allerdings die meiste Zeit des Tages. © Sylvia vom Hofe

Geheimnisvolle rote Katzen: Fellfarbe sagt auch etwas aus über das Wesen

rnLeben auf dem Land

Rote Katzen sind etwas Besonderes. Das behaupten zumindest Menschen, die rote Katzen haben: Leute wie unsere Autorin. Inzwischen gibt es aber auch Wissenschaftler, die das bestätigen.

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, 11.07.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Captain Kirk und Captain Picard gehören unterschiedlichen Generationen an - im Stark-Trek-Universum. Auf meinem Sofa sind Kirk und Picard dagegen nicht nur Kollegen, sondern Brüder. Sie kommen nicht aus den unendlichen Weiten des Alls, sondern aus dem Sauerland. Per Auto habe ich sie dort von einem Bauernhof abgeholt. Die Enterprise brauchte es dafür nicht. Bevor die beiden roten Stubentiger bei uns einzogen, dachte ich noch, dass nur ihr Name etwas Besonderes sei. Inzwischen - zwei Monate später - weiß ich es besser. Kirk und Picard haben es mir beigebracht, und Gary Weitzman.

Gary Weitzman hat über die Sprache der Katzen geschrieben

Unterkühlt, eigenwillig und undurchschaubar: Diese Eigenschaften werden gemeinhin Hauskatzen zugeschrieben, insbesondere im Vergleich mit Hunden. Warum es trotzdem- oder gerade deswegen - Katzen die erklärten Stars des Internets sind, muss ein Geheimnis bleiben. Fest steht: Sobald es irgendwo Cat-Content gibt, ist der Erfolg vorprogrammiert: vermutlich ein Grund, warum Gary Weitzman dieses Buch geschrieben hat: „How to speak cat?“ (Wie sprechen Katzen?) - zwei Jahre, nachdem der Tierarzt aus San Diego mit „How to speak dog“ in den USA die Kassen klingeln ließ.

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Während die neuen Mitbewohner auf dem Sofa schlafen, gibt es Gelegenheit, zu lesen - viel Gelegenheit. Denn Katzen schlafen bis zu 16 Stunden am Tag: fast mehr als das Doppelte wie wir Menschen. Allerdings - und dafür braucht es keine Lektüre - schlafen sie nicht an einem Stück. Immer wieder toben, klettern, kratzen und mauen sie, jagen sich und versuchen Küchenanrichten und nackte Menschenbeine hochzuklettern. Danach müssen sie sich immer wieder ausruhen: dösend und schlummernd. Wirklich fest schlafen sie meist nur vier oder fünf Stunden lang.

Kirk ist ein wacher kleiner Kater, wenn er denn wach ist. Lange liegen bleibt er dann meistens nicht.

Kirk ist ein wacher kleiner Kater, wenn er denn wach ist. Lange liegen bleibt er dann meistens nicht. © Sylvia vom Hofe

Weitzman meint, dass Katzen besser auf Frauen ansprechen als auf Männer - wenn die Freigeister auf Pfoten überhaupt auf jemanden ansprechen. Der Grund: Frauen hätten eine höhere Stimme. Im heimischen Wohnzimmer macht das keinen Unterschied. Egal, wer in welcher Stimmlage spricht: Wirklich hören wollen die Enterprise-Kommandanten nicht. Das mag auch mit ihrer Fellfarbe zu tun haben, meint der US-Autor.

Gabi May weiß um die Probleme schwarzer Katzen

„Es gibt eine Verbindung zwischen Fellfarbe und Verhalten“, hat er dem Magazin National Geographic in einem Interview gesagt. Rote Katzen sollen besonders gesellig sein. Und sie lieben es, im Mittelunkt zu stehen. Das sagt nicht nur der Tierarzt aus den USA, sondern auch Gabi May aus Lünen-Horstmar. Sie hat einen roten Kater vor Augen, der sich in Dortmund-Scharnhorst einen Namen gemacht hatte, weil er furchtlos und gelassen seinen Platz im Stadtteil verteidigt hat - vor aufdringlichen Menschen und auch vor Artgenossen. Das mag ein Zufallsfund sein. Ein anderer Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Katzenschicksal ist für die Tierschützerin aber sicher.

Wie US-Autor Weitzman schreibt, wollen rote Katzen immer im Mittelpunkt stehen. Manche, wie Kirk, liegen auch gerne im Zentrum.

Wie US-Autor Weitzman schreibt, wollen rote Katzen immer im Mittelpunkt stehen. Manche, wie Kirk, liegen auch gerne im Zentrum. © Sylvia vom Hofe

„Schwarze Katzen haben es oft schwer bei Menschen“, sagt Mai. Vielleicht liege das an der klassischen Gegenüberstellung von weiß und schwarz als gut und böse. Dass die Furcht vor den rabenschwarzen Tieren, die im Mittelalter als Boten des Teufels verschrien waren und erbarmungslos gejagt wurden, unterschwellig fortdauert, zeige sich immer, wenn Katzen vermittelt würden.

Schwarze Tiere blieben am längsten ohne Frauchen und Herrchen. Die Roten sind dagegen schnell weg, wie Weitzman wiederum feststellt: eine Beobachtung, die auch im Kreistierheim Unna zutrifft. Aktuell sind fünf Katzen im Tierheim. Manchmal liegt die Zahl bei über 15. Rite sind nicht darunter. „Generell werden Sonderfarben wie rote, blaue oder tricolour/schildpatt Katzen auf Grund Ihrer besonderen Optik bevorzugt adoptiert“, bestätigt Kreissprecher Volker Meier. Zumeist handelt es sich bei den maunzenden roten Glückstieren - wie bei Kirk und Picard - um Kater. Das lässt sich genetisch erklären.

Fast nur Kater haben rotes Fell

Das Gen für die rote Fellfarbe wird dominant über das X-Chromosomen vererbt. Bekanntlich haben weibliche Katzen zwei davon (XX) und Kater eines (XY) .Rote Kätzchen kommen dann zur Welt, wenn die Mutterkatze die rote Grundfarbe in sich trägt. Lucy, die Mutter unserer Raumfahrer-Kapitäne, ist zum Beispiel Dreifarbig: Schwarz-braun-rot.

Gabriele May aus Lünen-Horstmar weiß, dass schwarze Katzen gerne übersehen werden bei der Vermittlung.

Gabriele May aus Lünen-Horstmar weiß, dass schwarze Katzen gerne übersehen werden bei der Vermittlung. © Goldstein (A)

Wie die Fellfarbe des Vaters war, den niemand kennt, spielt weder bei den beiden noch bei anderen roten Kitten eine Rolle. Rote Kätzinnen sind zwar die große Ausnahme (20 zu 80), gibt es aber auch: dann, wenn Mutter und Vater die rote Grundfarbe in sich tragen.

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Ob schwarz, ob braun, ob grau, weiß oder rot: Allen Katzen droht derzeit dasselbe Schicksal, wie Gabi May weiß. Menschen, die sich während der Pandemie eine Katze zugelegt haben, leiden inzwischen unter der Verantwortung und den Kosten und setzen sie wieder aus. „Gewissenlos“, findet das die Tierschützerin. Andere behielten zwar ihre Verbeiner, ignorierten aber die Kastrationspflicht. So ein Vergehen wird zwar mit bis zu 1000 Euro Strafe geahndet. Wirklich streng erlebt May die Ordnungsbehörde dabei aber nicht. Das führt zu unkontrollierter Vermehrung und zunehmender Verwahrlosung. Genau dagegen kämpfen die Frau aus Lünen-Horstmar und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Chiplesegeräte helfen Tiere zurückzuführen

Wenn die Horstmarerin ein herrenloses Tier sieht oder als ehrenamtliche Helferin von jemandem gerufen wird, liest sie es mit ihrem Chiplesegerät aus, das sie sich privat angeschafft hat. Das heißt: Wenn das Tier - ob Hund oder Katze - gechippt und registriert ist, lässt sich leicht der Halter ermitteln. Das sind die Glücksmomente, die May und die anderen Aktiven in der Tierhilfe im Kreis Unna erleben. Es geht auch anders.

Wenn das Tier nicht gechippt ist, muss bei Katzen von einem Streuner ausgegangen werden. Solche Tiere gilt es, mithilfe von Spenden zu kastrieren, damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren. „Ich wünschte mir“ sagt May, „dass es auch eine Pflicht geben würde, seine Katze registrieren zu lassen“ Dann könnten Menschen zur Verantwortung gezogen werden für ihre Tiere - und zur Kasse gebeten für den vorgeschriebenen Eingriff.

Immerhin: „Es scheint eine Tendenz dahingehend zu geben, dass in den letzten Jahren weniger Jungkatzen im Tierheim abgegeben wurden“, sagt Volker Meier, Sprecher des Kreises Unna, auf Anfrage. Ob dies auf die Kastrationspflicht zurückzuführen ist, sei aber unklar. „Das kann auch an der Corona Pandemie liegen, da private Halter und Züchter ihre Tiere oft auch anders schnell unterbringen konnten, da es eine sehr große Nachfrage allgemein an Tieren gab.

Katzen vor der Geschlechtsreife kastrieren

Kirk und Picard haben bereits bei ihrem Tierarzt einen Termin. Kater werden mit acht bis zehn Monaten geschlechtsreif - etwas später als Katzen. Die Kastration muss vor dem Eintritt der Geschlechtsreife erfolgen, wie der Tierarzt uns erklärt hatte. Sonst könnte es passieren, dass die Enterprise-Kommandanten sich zwar nicht wegbeamen lassen, aber doch plötzlich aus eigenen Stücken verschwunden sind.

Die Autorin mit ihren beiden roten Katern.

Die Autorin mit ihren beiden roten Katern. © Sylvia vom Hofe

Unkastrierte Kater durchstreifen auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen ein großes Revier: Auf dem Land können das mitunter 60.000 Quadratmeter sein. Teilweise legen sie an die zehn Kilometer an einem Stück zurück. In einschlägigen Katzen-Foren im Internet ist zu lesen, dass rote Kater auf ihrem Weg sogar an der Krippe in Bethlehem vorbeigekommen sein sollen. Einer hat angeblich das Jesus-Kind gewärmt. Außerdem soll die Katze rot gewesen sein, die der Schlange den Kopf abbiss, bevor sie den Propheten Mohamed zur Gefahr werden konnte. Alles Legende. Genauso wie die Geschichte von der Enterprise.