Das Gärtnerhäuschen in Bork an der Netteberger Straße ist derzeit unbewohnt. Fensterläden sind abmontiert. Vor dem Haus türmt sich ein Erdhügel.

Liegt derzeit im Dornröschenschlaf: das mehr als 100 Jahre alte Gärtnerhaus an der Netteberger Straße in Bork. Architekt Reitmayer hofft auf einen Baustart noch Ende 2022. © Günther Goldstein

Geduldsprobe in Bork: Wann wird modernes Wohnen im alten Gärtnerhaus möglich?

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Im Dornröschenschlaf liegt das 100 Jahre alte Gärtnerhaus von Bork. Dabei bestand längst Einigkeit, dort 19 Appartements und eine Penthouse-Wohnung zu schaffen. Am Lüner Investor liegt es nicht.

Bork

, 16.10.2022, 15:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

So viel Aufregung wie in den vergangenen drei Jahren hat das alte Gärtnerhaus an der Netteberger Straße in Bork seit seiner Errichtung vor mehr als 100 Jahren kaum erlebt. Erst sollte an seiner Stelle ein Mehrfamilienhaus mit 20 Parteien entstehen. Dann sollte es Platz machen für vier Doppelhaushälften: beides Vorschläge, die in der Selmer Politik durchfielen - ganz anders als die Idee, die Dominic Reitmayer aus Lünen, Inhaber des Architekturbüros „Architekten A & B“ in Hattingen, im März 2021 präsentierte.

Glaskonstruktion soll beim Gärtnerhaus Alt und Neu verbinden

Das verwunschen wirkende weiße Häuschen mit dem Walmdach und dem runden Haustürbogen sei erhaltenswert, befand Reitmayer. Er machte einen Vorschlag, wie sich der historische Charme des Gebäudes, das einst der erste Direktor der Zeche Hermann in Selm bauen ließ, mit einer zeitgemäßen Nutzung verbinden lasse: durch einen modernen Ergänzungsbau, der mittels einer Glaskonstruktion mit dem Altbau verbunden wird.

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Diese Idee fand breite Zustimmung im Selmer Ausschuss für Stadtentwicklung. Das war vor 19 Monaten. Getan hat sich seitdem nichts. Zumindest auf dem Grundstück, in der Bauwirtschaft war seitdem jede Menge Bewegung.

Das alte Gärtnerhäuschen bekommt einen neuen Anbau. Das Architekturbüro von Dominik Reitmayer hat diesen Entwurf vorgestellt. Das ist die Ansicht von der Netteberger Straße.

Das alte Gärtnerhäuschen bekommt einen neuen Anbau. Das Architekturbüro von Dominik Reitmayer hat diesen Entwurf vorgestellt. Das ist die Ansicht von der Netteberger Straße. © Architekturbüro A&B

Die Baukosten sind so schnell geklettert wie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr. Laut Statistischem Bundesamt lagen im Mai 2022 die Preise für Bauleistungen einschließlich Mehrwertsteuer um 17,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das war der höchste Anstieg seit Mai 1970. Insbesondere die knapp gewordenen Baumaterialien haben zusammen mit der großen Nachfrage die Preise nach oben getrieben.

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Dazu gekommen sind vor acht Monaten mit Beginn des Ukraine-Kriegs die explodierenden Energiekosten und spätestens seit Juli die spürbar anziehenden Kreditzinsen. Tatenlos warten zu müssen, ist angesichts dieser Entwicklung eine mehr als schwere Geduldsprobe für Reitmayer. „Das tut schon weh“, sagt er.

Grund für Stillstand: fehlende Genehmigung der Stadt Selm

An ihm und dem Betreiber des Objektes liege es nicht, dass es noch nicht losgegangen ist. „Uns fehlt die Baugenehmigung.“ Drei Objekte in unterschiedlichen Städten habe er gleichzeitig an den Start gebracht. In den beiden anderen Städten bestehe bereits Baurecht, nur nicht in Selm. „Dabei waren wir den Vorstellungen der Stadt immer entgegengekommen.“

Der Blick von hinten auf das Gärtnerhäuschen aus Bork und seinen modernen Anbau. Eine Glaskonstruktion verbindet beides.

Der Blick von hinten auf das Gärtnerhäuschen aus Bork und seinen modernen Anbau. Eine Glaskonstruktion verbindet beides. © Architekturbüro A&B

Ursprünglich hatte Reitmayer vorgesehen, in dem aus Alt und Neu komponierten Gebäude auch nicht störendes Gewerbe unterzubringen. Von Praxisräumen war in der ersten öffentlichen Vorstellung die Rede. Auf Wunsch habe er umgeplant und auf reines Wohnen gesetzt: Das Altgebäude soll nach der Sanierung vier Appartements beinhalten, der Neubau mit seinen zwei Vollgeschossen plus Staffelgeschoss 14 Appartements. Oben im Staffelgeschoss ist eine Penthouse-Wohnung vorgesehen.

LAFP in Bork sorgt für große Nachfrage an Wohnraum

Von grundsätzlichen Problemen, das Bauvorhaben zu genehmigen, weiß Reitmayer nichts. Schließlich stünden er und sein Team in enger Absprache mit der Bauverwaltung. Wahrscheinlicher ist ein Problem, das zuletzt auch Kanzler Scholz und Bauministerin Geywitz angesprochen haben, als sie mehr und schnelleren Wohnungsbau forderten: die zu langen Genehmigungswege. Ob das auch die Ursache für die ausstehende Genehmigung für das Gärtnerhaus ist? Die Stadtverwaltung Selm hatte aufgrund der Urlaubszeit am Freitag darauf nicht antworten können.

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Dominic Reitmayer hat noch immer Hoffnung. „Ende des Jahres würden wir gerne anfangen“, sagt er. Die Nachfrage nach Wohnraum ist nach wie vor hoch, besonders in Bork, wo sich Mieterinnen und Mieter mit Hauptwohnsitz Selm den Wohnungsmarkt mit Kommissaranwärterinnen und -anwärtern der Polizei NRW teilen müssen. Denn Im Sundern befindet sich der Hauptsitz des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP)