Christian Reimann ist niemand, der um den heißen Brei herumredet. Der Betreiber des Lumberjack´s in Selm bringt seine Gedanken gerne auf den Punkt. „Es geht ja gar nicht darum, einen rosa Porsche zu fahren, sondern ums Überleben einer Branche. Restaurants sind Orte, wo man zusammensitzt und eine gute Zeit hat“, sagt er. Seine Befürchtung: „Wenn wir die Preise erhöhen, kommt keiner mehr. Die Kultur stirbt aus.“
Was dem Wirt Sorge bereitet: Der verminderte Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie soll bald enden. Zum Hintergrund: Seit dem 1. Juli 2020 gelten nur sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen - Getränke sind von der Regelung nicht betroffen. Die Befristung des Steuersatzes wurde mehrfach verlängert, soll nun aber zum 31. Dezember dieses Jahres auslaufen.
„Essen darf nicht Luxusgut werden“
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) will nun erreichen, dass die Sieben-Prozent-Regelung dauerhaft bleibt. „Eine Steuererhöhung hätte sicherlich zur Konsequenz, dass sich die traurige corona-bedingte Entwicklung mit 6000 Betriebsschließungen allein in NRW in den Jahren 2020 und 2021 fortsetzen würde“, sagt Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW.
Er vermutet in der Folge einen „Preisschock“, denn nach seiner Ansicht sei eine Weitergabe der Kosten an die Gäste für Gastronomen aus betriebswirtschaftlichen Gründen zwingend. Darüber hinaus sagt Rothkopf, dass ein Restaurantbesuch bezahlbar bleiben muss. „Mit der Familie Essen zu gehen, darf nicht zum Luxusgut werden.“
„Angst, dass weniger Gäste kommen“
Christian Reimann würde in seinem Restaurant die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze sofort spüren. „Der Unterschied der zwölf Prozent Mehrwertsteuer macht sich für uns deutlich bemerkbar. Aktuell geht es darum, mit den erwirtschafteten Gewinnen kleinere Reparaturen oder Ähnliches zu zahlen. Ob wir das dann im kommenden Jahr noch können, ist die Frage.“
Katerina Kontou vom Restaurant Olympia sagt zu möglichen Veränderungen: „Wir lassen die Preise erstmal so. Wir haben vor kurzem eine neue Karte eingeführt und die Preise leicht angehoben. Deswegen werden wir erst einmal nicht weiter erhöhen. Wir müssen schauen, wie sich die nächsten Monate entwickeln.“
Sie befürchtet jedoch: „Wenn wir die Preise noch mehr erhöhen, haben wir Angst, dass die Gäste weniger kommen. Statt einmal in der Woche, nur noch einmal in zwei Wochen.“

Christian Reimann vom Lumberjack´s erhofft sich in jedem Fall mehr Unterstützung von der Politik. „Wenn jetzt wieder die Mehrwertsteuer erhöht wird, arbeiten wir bald für nichts. Die Politik hatte ja kurzfristige Hilfe nach Corona versprochen. Die kam zwar, aber wir brauchen langfristige Lösungen. Wenn die Verantwortlichen nachdenken, wissen sie genau, dass sie der Branche helfen müssen.“
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