Entbehrungen und Vorfreude: Gemeinde stimmt sich auf Zeit ein ohne Stiftskirche Cappenberg

© Sylvia vom Hofe

Entbehrungen und Vorfreude: Gemeinde stimmt sich auf Zeit ein ohne Stiftskirche Cappenberg

rnViele Fotos vom Gottfriedfest

Zwei Jahre mit Entbehrungen, aber auch mit Vorfreude liegen vor der Gemeinde Cappenberg. So formuliert es Ulrich Nordhaus mit Blick auf die Schließung der bekanntesten Kirche der Region.

Cappenberg, Selm

, 20.01.2020, 15:14 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch ist die Stiftskirche St. Johannes Evangelist am Schloss Cappenberg offen. Das wird auch noch bis Ende Januar so bleiben - und damit etwas länger als zunächst vermutet.

Die Genehmigung des Landesbauministeriums liege vor, teilte Pater Gregor Pahl mit, „es werden nun die ausführenden Firmen beauftragt“. Dennoch: Die Zeichen stehen auf Umzug und Abschied auf Zeit, wie beim Gottfriedfest am Sonntag (19. Januar) zu hören war.

Nordhaus: „Diese Zeit zusammen durchstehen“

Er habe schon von dem einen oder anderen gehört, dass es jetzt Zeit sei, „sich eine andere Kirche zu suchen“, sagte Ulrich Nordhaus vom Kirchenvorstand. Schließlich bleibe die Stiftskirche für rund zwei Jahre geschlossen: eine lange Zeit. „Ich hoffe aber, dass wir diese Phase zusammen durchstehen werden.“

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Gottfriedfest 2020

Groß war die Beteiligung am Gottfriedfest 2020: dem letzten großen Fest vor der zweijährigen Sanierungsphase der Stiftskirche Cappenberg.
20.01.2020

Gottesdienste würden schließlich auch künftig gefeiert: im Bischof-Vieter-Haus am Buschkamp und ab Ostern auch in der Antonius-Kapelle Langern, Im Hoerm. Zur Feier der Erstkommunion wird die Gemeinde in St. Stephanus Bork zu Gast sein.

Weihbischof Zekorn lobt den Zusammenhalt in Cappenberg

Dass es den Cappenbergern und Langernern sowie allen anderen, die sich der Gemeinde verbunden fühlen, gelingen wird, die Zeit der Bauphase zu meistern, hofft auch Weihbischof Dr. Stefan Zekorn. Er ist da optimistisch. „So wie ich die Menschen hier kennengelernt habe, ist ihnen der Zusammenhalt wichtig - nicht nur im Gemeindeleben, sondern auch im Dorfleben“, sagte er am Sonntag, als sich mehr als 100 Gäste zum Empfang im Bischof-Vieter-Haus drängelten.

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Wenige Stunden zuvor hatte Bischof Zekorn des Mannes gedacht, der vor rund 900 Jahren die Basis geschaffen hatte für die Entwicklung der Kirchengemeinde. „Eigentlich erstaunlich“ meinte Zekorn, „dass das Leben von Gottfried noch nie verfilmt wurde“: ein Plot mit vielen spannenden Wendungen.

Als der Dom zu Münster in Flammen stand

Zekorn erinnerte an den 2. Februar 1121, als in Münster der Dom brannte: eine Folge der Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Kaiser Heinrich V. und dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg.

Gottfried von Cappenberg und sein Bruder Otto stritten auf der Seite Lothars. Zeitzeugen sahen die beiden als verantwortlich dafür, dass der damals erst 20 Jahre alte Dom Feuer fing und ausbrannte - mit großen Teilen der Stadt: ein Ereignis das Gottfried und Otto sehr nahe ging, laut Zekorn.

Weihbischof Dr. Zekorn hat während der Messe zum Gottfriedfest gepredigt.

Weihbischof Dr. Zekorn hat während der Messe zum Gottfriedfest gepredigt. © Sylvia vom Hofe

„Die beiden erkannten, dass sie in ihrem Leben bislang aufs falsche Pferd gesetzt hatten.“ Aus Gewissensbissen - wohl aber auch, um der kaiserlichen Strafe zu entgehen - verzichteten die beiden auf Titel, Reichtum und Macht, schenkten dem jungen Prämonstratenserorden ihre Güter und wurden selbst Ordensmitglieder.

Zekorn verweist auf den Missbrauchsskandal

Heute, so Zekorn, stehe zum Glück nicht der Dom zu Münster in Flammen, „aber auch bei uns brennt die Kirche“. Er nannte neben dem gesellschaftlichen Bedeutungsverlust und der rückläufigen Zahl von Menschen, die sich für den Glauben stark machen, „den schrecklichen Missbrauchsskandal bei uns“.

Darüber hinaus machte er auch einen „wachsenden Riss durch die Gesellschaft“ aus. Aber auch das brennende Australien, ein Zeichen der Grenzen des Wachstums und des alle bedrohenden Klimawandels, nannte er. „Wir müssen definieren, was Qualität im Leben bedeutet“ - und welche Kehrtwenden nötig sind, um sie zu erreichen.

Gottfried des Jahres für die Sternsinger

Engagement im Kleinen zeichnet die Kirchengemeinde Cappenberg-Langern jedes Jahr mit der Verleihung des „Gottfried des Jahres“ aus. Pfarreiratsvorsitzender Thomas Weckwerth zeichnete dieses Mal eine ganze Gruppe aus: die rund 50 Sternsinger und ihre Betreuer. Mit den Einnahmen, allein in diesem Jahr in Höhe von 5.102,99 Euro, wird die Partnergemeinde Busunu in Ghana unterstützt.