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Ende der Maskenpflicht: „Nicht im Feuer den Feuerlöscher wegschmeißen“
Einzelhandel
Ohne Maske einkaufen. Kaum noch vorstellbar. Die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes im Einzelhandel entfällt ab dem 2. April. Wie sehen das Selmer Einzelhändler?
Die Maskenpflicht im Handel ist zu Ende. Bislang galt sie noch als Übergangsregelung bei jedem Einkauf. Doch laut Infektionsschutzgesetz läuft die Maskenpflicht am Wochenende - genauer: am Samstag, 2. April - aus. Dann muss eine Maske nur noch in Bussen und Bahnen sowie in Einrichtungen mit vulnerablen Menschen getragen werden.
Das Wörtchen „muss“ hat im Zusammenhang mit dem Tragen einer Maske so manchen Kunden im Handel in den vergangenen zwei Jahren sicherlich gestört. Der überwiegende Teil hält sich daran. Setzen Selmer Händler darauf, dass Kunden weiterhin Maske beim Einkauf tragen? Lassen sie Kunden ohne Maske rein? Machen sie von ihrem Hausrecht Gebrauch und weisen Kunden ohne Maske ab? Wie gehen sie selber mit dem Thema um? Tragen sie und ihre Mitarbeiter weiterhin Maske, obwohl sie es ab dem 2. April nicht mehr müssten?
Christian Kokesch, der die Marktbuchhandlung in Selm gemeinsam mit Birgit Schemmel betreibt, seufzt. „Das ist wirklich schwierig. Meine persönliche Meinung ist: Bei den Zahlen wäre Maskenpflicht einfach noch angesagt gewesen.“ Gemeint sind die nach wie vor hohen Infektionszahlen. „Ein Großteil unserer Kunden, da bin ich mir ziemlich sicher, wird auch erstmal, so lange die Zahlen so sind, auch die Maske weiter tragen, wenn sie reinkommen. Die Frage ist, wie wir es handhaben mit den Leuten, die partout keine Maske aufsetzen möchten. Die können wir natürlich auch nicht ausgrenzen.“ Kokesch wird die Plakate im Eingang des Geschäfts, die auf die Maskenpflicht hinweisen, abmachen. Und Kunden, die dann ohne Maske reinkommen, wahrscheinlich höflich fragen, ob sie so nett wären, eine Maske aufzusetzen.
Empfehlung, Maske zu tragen
Nun könnte er ja sein Hausrecht durchsetzen und Kunden ohne Maske den Zutritt verweigern. Kopfschütteln des Buchhändlers: „Das kann man sich nicht leisten. Wir empfehlen unseren Kunden, eine Maske zu tragen.“ Er selber und auch Birgit Schemmel werden die Maske bei Kundenkontakt tragen. Und auch der Plexiglasschutz an der Kasse werde bleiben. Die Schutzmaßnahmen im Handel aufzugeben würde bei den derzeit hohen Infektionszahlen bedeuten, „mitten im Feuer den Feuerlöscher wegzuschmeißen“.
Auf Abstand bewusster achten
Ähnlich sieht das auch Noemie Sandmann vom Geschäft „Spielen und Träumen“ in der Selmer Altstadt: „Wir werden selber weiterhin Maske tragen, so lange die Zahlen weiterhin so hoch sind, und auch alle unsere Kunden bitten, das zu tun, aber auf freiwilliger Basis.“ Das werde auch per Schild im Eingang kundgetan. Wer komme und keine Maske tragen möchte, der dürfe ins Geschäft. Wie sieht es mit dem Hausrecht aus? „Ein guter Umgang miteinander ist wichtig. Wir würden auf den Abstand bewusster achten. Aber das kennen viele durch die lange Zeit der Pandemie ja schon.“ Es gebe schon Signale von Kunden, die weiterhin beim Betreten des Geschäfts Maske tragen wollen, sagt Noemie Sandmann.
Kunden abzuweisen, wäre Diskriminierung
Auch Martin Humpert, Chef des gleichnamigen Edeka-Geschäfts in der Altstadt, verzichtet auf die Durchsetzung des Hausrechts bei Kunden, die keine Maske tragen wollen: „Wir werden Plakate aushängen und unsere Kunden bitten, eine Maske zu tragen. Kunden abzuweisen, wäre eine Diskriminierung.“ Aber um sich und andere zu schützen, bitte er die Kunden eben, weiterhin eine Maske im Geschäft zu tragen.
Wie sieht es bei den Mitarbeitern aus? Maske während der Arbeit ja oder nein? „Es sieht so aus, als ob fast alle eine Maske tragen möchten. Die Ansteckungsgefahr ist ja doch sehr hoch.“

Die Pflicht zum Tragen einer Maske entfällt. Am Tag vor dem Stichtag 2. April haben Händler das Schild noch in der Tür. © Arndt Brede
Nun ist der Umgang mit dem Wegfall der Maskenpflicht im Handel ja eine sehr individuelle Angelegenheit. Ist denn eine einheitliche Linie bei den Händlern zu erkennen, etwa bei den Geschäftsleuten in der Selmer Altstadt? Elisabeth Sandmann, Ansprechpartnerin der Werbegemeinschaft für die Selmer Altstadt: „Wir haben es noch nicht gemeinschaftlich besprochen. Wir haben am Dienstagmorgen eine Sitzung und werden das natürlich ansprechen. Ich weiß nicht, ob wir da was Gemeinschaftliches hinbekommen werden.“
Geht man am Freitag, 1. April, also am Tag, an dem die Maskenpflicht im Handel offiziell noch gilt, über die Kreisstraße, gibt es nicht viele Geschäfte, die im Eingang darauf hinweisen. Womöglich, weil die die Leute eben daran gewöhnt haben und man nicht mehr explizit darauf hinweisen muss.
Befragt man Kunden, setzt sich - jedenfalls in Gesprächen, die die Redaktion geführt hat - folgendes Stimmungsbild durch: „Ich werde auch weiterhin einen Mund-Nase-Schutz tragen“, sagt zum Beispiel eine junge Frau vor dem Edeka-Geschäft Geldmann. Auch beim Einpacken der gekauften Ware in den Kofferraum ihres Wagens trägt sie eine Maske.
Gesundheitliche Gründe
Eine weitere Frau mittleren Alters wählt fast den selben Satz wie die junge Frau. Und ergänzt, dass sie es aus gesundheitlichen Gründen auch weiterhin so halten werde, nicht ohne Maske im Geschäft sein zu wollen, auch wenn die Maskenpflicht falle. Wie fragil die Lage bei den Coronainfektionen ist, belegt sie mit zwei Beispielen aus dem Bekanntenkreis: „Ein junger Mann hatte zweimal Corona, und ich habe von einem anderen jungen Mann gehört, der es sogar schon dreimal hatte.“