
© Sylvia vom Hofe
Eichen im Selmer Neubaugebiet kommen doch nicht - dafür gibt es ein lustiges Tauschgeschäft
Baumpflanzung
Begeisterung gab es in einem Selmer Baugebiet nicht, als bekannt wurde, dass dort Eichen gepflanzt werden sollen. Trotz Eichenprozessionsspinner. Ein Tauschgeschäft soll die Lösung bringen.
Begeistert waren die Anwohner des Baugebiets Kreuzkamp-West nun wirklich nicht, als sie erfuhren, dass unter den 45 Bäumen, die in ihrem Wohngebiet gepflanzt werden sollen, auch 15 Stieleichen dabei sein werden. „Ausgerechnet Eichen“, hatte Anwohnerin Kirsten Niechcial im Oktober unserer Redaktion gesagt.
Dabei hatten die Anwohner schon Erfahrung mit dem Eichenprozessionsspinner gemacht. Jenem Schädling mit den tausenden von giftigen Brennhaaren, die bei Menschen Hautreaktionen und Atemprobleme hervorrufen können. Auch in der Nähe des Neubaugebiets stehen bereits 100 Jahre alte Eichen - auch sie hingen im Sommer voll von den Nestern des Eichenprozessionsspinners. Teilweise bedeute das Draußen-Spielverbot für die Kinder.
Ein Bäumchen-Wechsel-dich-Tauschgeschäft
Nun ist Bewegung in die Sache gekommen. Er habe Verständnis für die Bedenken der Anwohner, sagte Bürgermeister Mario Löhr im Umweltausschuss am Dienstag. Gerade in einem Wohngebiet, wo viele Familien mit kleinen Kindern wohnten.
Die Verwaltung hatte sich Gedanken, um eine Lösung gemacht, und diese auch gefunden. „Ein Tauschgeschäft“, wie Stephan Schwager von der Verwaltung berichtete. Gewissermaßen eine Bäumchen-Wechsel-Dich-Aktion. „Die Eichen aus Selm werden gegen Ahorne aus Fröndenberg getauscht“, erklärt Schwager. In Fröndenberg sollen die Ahorne auf ein Gebiet gepflanzt werden, wo eine Pferdekoppel steht.
Keine gute Wahl, denn einige Ahorn-Arten sind für Pferde giftig. So freuen sich die Fröndenberger über Eichen aus Selm und die Bewohner aus dem Baugebiet Kreutzkamp-West können zukünftig auf Ahorne statt Eichen schauen - ohne Eichenprozessionsspinner-Gefahr.
Lösung in Absprache mit dem Kreis Unna
Noch im Oktober hatte Stadtsprecher Malte Woesmann auf die Festsetzung des Bebauungsplans aus dem August 2015 verwiesen. Damals waren die Eichenprozessionsspinner noch kein Problem für Selm gewesen und Eichen in diesem Plan in der beispielhaften Bepflanzungsliste enthalten gewiesen. Er schrieb damals: „Ein Abweichen von den Festsetzungen hätte ein langwieriges Planänderungsverfahren erfordert.“ Und was hat sich nun geändert? Das möchte auch Marion Küpper von den Grünen im Ausschuss wissen.
Offenbar war die Lösung aber nun doch einfacher, als zunächst von der Stadt angenommen. Man habe die Sache mit dem Kreis-Unna abgesprochen, erklärte Stephan Schwager. Durch den Tausch sei die Lösung möglich gewesen. Bürgermeister Mario Löhr betonte zudem: „Wenn Fröndenberg die Eichen nicht genommen hätte, hätten wir sie auch anderweitig im Stadtgebiet untergebracht.“ Die jetzt präsentierte Lösung sei aber die denkbar beste für alle beteiligten Seiten.
Immer mehr Kosten in Zusammenhang mit Eichenprozesionsspinner
Denn der Eichenprozessionsspinner wird Selm auch 2020 wieder begleiten. Bereits Anfang des Jahres hatten Bürger in Kooperation mit den Stadtwerken Meisenkästen im Stadtgebiet aufgehängt, um dem Schädling einen natürlichen Feind entgegenzusetzen.
Allein im vergangenen Jahr hatte die Stadt 45.000 Euro aufwenden müssen, um die Nester des Eichenprozessionsspinners an öffentlichen Stellen zu entfernen und teilweise auch präventiv gegen den Schädling vorzugehen. Im Vorjahr waren es noch 30.000 Euro weniger an Ausgaben in Zusammenhang mit dem Eichenprozessionsspinner gewesen.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
