Seit 21 Jahren ist Evelina Macias Lehrerin an der Schule in Wojakowa. Sie besucht seit 2009 mit ihren Schülerinnen und Schülern regelmäßig Selm.

Seit 21 Jahren ist Evelina Macias Lehrerin an der Schule in Wojakowa. Sie besucht seit 2009 mit ihren Schülerinnen und Schülern regelmäßig Selm. © Dennis Görlich

Deutschlehrerin aus Polen: „Hoffen, dass der Austausch bleibt“

rnPartnerstadt Iwkowa

Evelina Macias bringt den Schülern in Selms Partnerstadt Iwkowa die deutsche Sprache bei – und besucht mit ihnen regelmäßig Selm. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch viel verändert.

Selm

, 22.08.2022, 13:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einem kleinen polnischen Ort, 50 Kilometer südöstlich von Krakau, wird eine knapp 20-köpfige Gruppe aus Selm durch ein Gebäude geführt. Es ist der Ort, an dem der Grundstein für die Städtepartnerschaft zwischen Selm und der Gemeinde Iwkowa gelegt wurde: die heutige Grundschule in Wojakowa. Während die Schulleiterin ihren Gästen den Alltag vor Ort erläutert, fungiert ihre Kollegin Evelina Macias als Dolmetscherin. Die Deutschlehrerin ist vielen der Besucher aus Selm nicht unbekannt.

Seit über zehn Jahren ist Macias regelmäßig zu Gast in Selm. Angefangen hat alles mit einem Schüleraustausch im Jahr 2009 mit dem Gymnasium Selm, der aus einer privaten Initiative heraus entstand. Bis zur Corona-Pandemie war sie seitdem fast jedes Jahr – lediglich unterbrochen durch die Geburt ihres Sohnes – mit ihren Schülerinnen und Schülern zu Besuch in Selm. „Das finde ich auch für mich persönlich ganz toll, weil ich die Möglichkeit habe, deutsch zu sprechen. Und das nutze ich aus“, sagt sie.

Köln, Münster, Dortmund – und Moviepark

Auch für die Jugendlichen, die an ihrer Schule ab der siebten Klasse Deutsch als zweite Fremdsprache lernen, sei dieser Austausch wichtig. Die Berührungsängste seien bei ihnen geringer als bei den Erwachsenen: „Sie haben mehr Mut, um zu sprechen. Sie müssen auch nicht ganz korrekt sprechen, das Wichtigste ist, dass sie sich überhaupt verständigen können.“

Evelina Macias hat während der Partnerschaftsbesuche gute Freunde gefunden.

Evelina Macias hat während der Partnerschaftsbesuche gute Freunde gefunden. © Zientz

Von ihren Reisen nach Selm kann Evelina Macias einiges berichten: „Wir haben viele tolle Sachen erlebt. Wir waren auch schon in Köln, Münster und Dortmund.“ Um den Schülerinnen und Schülern ein besonderes Abenteuer zu bieten, war ein Ziel fast immer dabei: „Ich war schon zehn Mal im Moviepark“, sagt die Lehrerin und lacht.

In der Regel nimmt in jedem Jahr eine neue Gruppe an dem Austausch teil, es gebe aber auch Wiederholungstäter: „Wir hatten auch zwei oder drei Schüler, die vier Mal dabei waren“, so Macias – wieder mit einem Lachen.

„Wir werden alles tun, um das zu behalten“

Sie wisse von vielen ihrer Schüler, dass diese über die Austausche hinaus noch lange Kontakt mit ihren Freunden aus Selm hatten. So waren gegenseitige Besuche in den Sommerferien keine Seltenheit.

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Die regelmäßigen Besuche der Schüler, später auch der Bürgerinnen und Bürger beider Orte, führten 2016 schließlich zur Unterzeichnung einer Partnerschaft. „Wenn ich zurückdenke, haben wir viel dafür getan. Wir wussten aber nicht, was daraus wird“, berichtet Macias. „Ich denke, es hat geklappt, weil wir jedes Jahr Besuch bekamen und die Gäste sehr gerne zu uns kamen.“

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich jedoch einiges verändert. Aus dem Gymnasium in Wojakowa wurde mit der Schulreform im Jahr 2018 eine 8-jährige Grundschule. „Wir hoffen, dass der Austausch bleibt, aber die Zahl der Schüler wird leider immer weniger“, bedauert Evelina Macias. Sie verspricht: „Wir werden alles tun, um das zu behalten. Das ist etwas Wichtiges für uns und die Schüler.“ Das sähen auch andere so: „Die Familien sehen auch, dass es sehr wichtig für die Kinder ist.“

Gymnasium: eine gute Schulform

Mit dem Wechsel der Schulform kann sich Macias noch immer nicht anfreunden. „Das Gymnasium war für mich eine gute Schulform. Die Schüler waren reifer und man könnte mehr mit ihnen machen“, ist Macias überzeugt. „Meiner Meinung nach war das auch besser für die Schüler.“

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Seit ihre Schule zu einer Grundschule wurde, muss die Deutschlehrerin sogar zwischen mehreren Schulen in der Gegend pendeln, um das geforderte Arbeitspensum zu erreichen. Dennoch hofft sie, dass sich im nächsten Frühjahr wieder eine Gruppe aus Polen in die knapp 1000 Kilometer entfernte Partnerstadt machen kann. Für Evelina Macias könnte es dann der elfte Besuch im Movie Park werden.

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