Kein Einzelfall in den Geschäften in Selm: leere Toilettenpapier-Regale. © Arndt Brede
Coronavirus
Corona-Krise in Selm: Auf der Suche nach Mehl und Klopapier
Die Corona-Krise hat die Regale in den Geschäften, was bestimmte Produkte betrifft, leer gefegt. Die Redaktion hat sich an drei Tagen in Selm auf die Suche nach Klopapier und Mehl gemacht.
Drei Tage lang, von Montag, 30. März, bis Mittwoch, 1. April, haben wir uns in zehn Supermärkten und Discountern umgesehen, ob es noch Toilettenpapier und Mehl gibt. Wobei diese Produkte beispielhaft sind. Zehn Supermärkte und Discounter, das sind Lidl, Rewe und K+K sowie Edeka Humpert in der Altstadt, Edeka, Netto und Aldi sowie dm im Selmer Zentrum und Lidl und Rossmann in Bork. Wir sind der Frage nachgegangen, ob das, was Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gesagt hat, nämlich „die Lebensmittelversorgung ist gesichert“, in Selm zutrifft. Mehl ist ein wichtiges Lebensmittel. Toilettenpapier ist kein Lebensmittel, dafür aber ebenso wichtig.
Tag 1, Montag, 30. März:
11.25 Uhr: Der Lidl-Markt in der Altstadt hat kein Toilettenpapier und kein Mehl in den Regalen.11.30 Uhr: Im Rewe-Geschäft nebenan herrscht ebenfalls Klopapier- und Mehlflaute. Es gebe Lieferschwierigkeiten, steht auf Plakaten an den Regalen.11.36 Uhr: Der K+K-Markt in der Altstadt hat vereinzelt Klopapier, aber kein Mehl.11.43 Uhr: Im Edeka Humpert in der Altstadt gibt es kein Toilettenpapier und auch kein Mehl. Immerhin steht an den Regalen, dass man mit Hochdruck daran arbeite, die Regale wieder aufzufüllen.12 Uhr: Die Regale des Edeka Geldmann sind in Sachen Toilettenpapier und Mehl leer.12.05 Uhr: Im dm-Markt gibt es noch vereinzelt Klopapier-Packungen. Aber auch hier: kein Mehl.12.10 Uhr: Der Aldi-Markt ist, was Mehl betrifft, leer gekauft. Toilettenpapier gibt es aber.12.15 Uhr: Im Netto-Markt Fehlanzeige bei Klopapier und Mehl.12.20 Uhr: Der Lidl-Markt in Bork hat noch Toilettenpapier, aber kein Mehl mehr.12.25 Uhr: Im Rossmann-Geschäft nebenan gibt es weder Klopapier, noch Mehl. Auf einem Zettel am Klopapier-Regal steht unter anderem, die Versorgung in Deutschland sei grundsätzlich nicht gefährdet.Tag 2, Dienstag, 31. März:
10.53 Uhr: Immer noch kein Toilettenpapier und kein Mehl im Lidl in der Altstadt.10.56 Uhr: Nach wie vor Ebbe im Rewe nebenan, was Klopapier und Mehl betrifft.11.00 Uhr: Im K+K-Markt gibt es jetzt auch kein Klopapier mehr. Mehl, wie gestern, auch nicht.11.10 Uhr: Unverändertes Bild im Edeka Humpert: kein Klopapier, kein Mehl.11.24 Uhr: Auch im Edeka Geldmann bleibt es dabei: Klopapier und Mehl: Fehlanzeige.11.28 Uhr: Der dm-Markt hat heute auch kein Klopapier mehr. Mehl fehlt nach wie vor.Am Dienstag war Mehl kurzzeitig im Aldi zu bekommen. Es war schnell weg. © Rademacher
Tag 3, Mittwoch, 1. April:
11.00 Uhr: Im Lidl in der Altstadt ist Klopapier wieder da, aber kein Mehl.11.05 Uhr: Der Rewe nebenan hat wieder Mehl. Klopapier aber nach wie vor nicht.11.15 Uhr: Im K+K gibt es vereinzelt Klopapier-Packungen. Mehl ist nach wie vor nicht da.11.20 Uhr: Auch am dritten Tag hintereinander gibt es im Edeka Humpert weder Mehl, noch Klopapier.11.30 Uhr: Im Edeka Geldmann liegen ein paar wenige Päckchen Mehl. Das Klopapier-Regal ist wieder leer.11.45 Uhr: Der dm-Markt hat kein Toilettenpapier und kein Mehl.12 Uhr: Im Aldi gibt es Klopapier. Das Mehl ist ausverkauft.12.10 Uhr: Die Netto-Regale mit Toilettenpapier und Mehl sind nach wie vor leer.12.20 Uhr: Im Lidl in Bork gibt es kein Mehl, aber dafür Klopapier.12.30 Uhr: Im Rossmann ist die Serie noch nicht gerissen: Auch am dritten Tag hintereinander sind weder Mehl, noch Klopapier vorhanden.Das sagen Händler und Unternehmen
Wir haben bei allen zehn Geschäften nachgefragt, woran die Versorgungssituation bei ihnen liegt. Von sieben haben wir Antworten erhalten. Der Anruf bei Martin Humpert erwischt den Chef des gleichnamigen Edeka-Geschäfts in der Altstadt am Donnerstag in einer besonderen Situation: „Ich bin gerade schwer im Stress. Ich kriege gerade Toilettenpapier.“ Ein Produkt, das man in den drei Tagen zuvor nicht im Edeka bekommen konnte. Woran lag’s? „Es gibt zu wenig Lkw und zu wenig Fahrer für solch eine Situation“, sagt Humpert. Ware liege allerdings bereit. So habe er an diesem Tag nicht nur Toilettenpapier bekommen, sondern auch Mehl. „Edeka arbeitet zum Beispiel schon mit Spediteuren zusammen“, berichtet Humpert.
Hängen diese Lieferschwierigkeiten auch mit dem veränderten Kaufverhalten der Kunden zusammen, weil sie mehr Vorräte anlegen? „Das hat sich in den letzten Tagen normalisiert“, sagt der Einzelhändler.
Schnell wieder vergriffen
Die Edeka-Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH, zu der der Edeka-Markt Geldmann im Selmer Zentrum gehört, beschreibt die Lage über ihre Pressestelle so: „Die Nachfrage in einigen Sortimentsbereichen, etwa bei Hygieneprodukten und haltbaren Lebensmitteln, ist deutlich gestiegen. Daher kann es zu Lücken in den Regalen kommen, doch diese können wir in der Regel wieder auffüllen. Auch unser Markt in Selm hat im beschriebenen Zeitraum beispielsweise Toilettenpapier erhalten (unter anderem am 1. April und am 2. April). Dieses war jedoch schnell wieder vergriffen.“
Sebastian Bayer, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Marketing und Beschaffung, antwortet auf unsere Anfrage: „In den letzten Wochen können wir in unseren mehr als 2.000 dm-Märkten in Deutschland eine stark gestiegene Nachfrage unter anderem nach Desinfektions-, Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, sowie nach Bio-Lebensmitteln verzeichnen.“ Sein Signal: „Der Nachschub ist unterwegs.“
„Sollten Sofortmaßnahmen in Deutschland notwendig werden, sind wir jederzeit in der Lage, entsprechend kurzfristig zu reagieren. Eine ausreichende Warenversorgung unserer Filialen ist auch weiterhin sichergestellt.“ Das teilt die Netto-Pressestelle mit.
Die Pressestelle von Lidl Deutschland verweist auf hohe Nachfrage und entsprechende Lieferprobleme. Und: „Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten zusammen, um schnellstmöglich für Nachschub zu sorgen.“
Lücken in der Versorgung versuchen die Unternehmen möglichst schnell wieder aufzufüllen. © Arndt Brede
Die Rossmann-Unternehmenskommunikation teilt unter anderem mit: „Wir sind im engen Austausch mit unseren Lieferanten und arbeiten mit großem Einsatz daran, die Warenversorgung in der gewohnten Qualität und Auswahl flächendeckend aufrechtzuerhalten.“
Aus der Aldi-Pressestelle kommt dieses Statement: „Wir merken, dass sich die so genannten Bevorratungskäufe und die Situation in unseren Märkten derzeit etwas beruhigen. Es ist davon auszugehen, dass sich viele Kunden in der vergangenen Woche bereits bevorratet haben und daher die Einkäufe etwas zurückgehen. In unseren Märkten nutzen wir die Zeit, die Regale weiter aufzufüllen.“ Die Lebensmittelbestände werden laut Aldi-Pressestelle „im Rahmen der routinemäßigen Belieferung unserer Märkte kurzfristig wieder aufgefüllt“. Die Lieferfrequenz und die Liefermenge seien insgesamt erhöht worden. Die Bitte von Aldi: „Im Hinblick auf die anstehenden Osterfeiertage würden wir uns natürlich darüber freuen, wenn unsere Kundinnen und Kunden bereits frühzeitig für das lange Wochenende einkaufen würden, anstatt ausschließlich den Gründonnerstag sowie Karsamstag zu nutzen.“
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