
Coronatests haben durch den nun finanziellen Aspekt nicht mehr die Bedeutung im Leben der Menschen. Auch die Pandemie im Allgemeinen gerät in den Hintergrund. © picture alliance/dpa
Corona im Rückblick: Was? Schon zweieinhalb Jahre Pandemie? Fast vergessen!
Meinung
Wie hoch ist die Inzidenz im Kreis Unna? Wie viele neue Fälle gibt es für Selm? Fragen, die unsere Autorin seit Monaten begleiten. Nun hat auch sie das Virus erwischt und zum Nachdenken gebracht.
Zwei Jahre dachte ich, dass das Coronavirus mir nichts anhaben kann. Dass ich mit meinen aktuell drei Impfungen und der Maske, die ständig auf meinem Gesicht klebt, sobald viele Menschen um mich herum sind, sicher bin. Falsch gedacht. Anfang Oktober – gut 32 Monate, nachdem der erste Infizierte hier im Kreis Unna erkannt wurde – hat es mich erwischt.
Die zwei roten Striche auf dem Coronatest haben mir deutlich vor Augen geführt, dass dieses Virus immer noch sehr präsent in unserem Alltag ist. Umso erschreckender wirkt es da, dass aktuelle Inzidenzen von über 600 (Kreis Unna) oder sogar über 2000 (Kreis Merzig-Wadern) nicht mehr die gleichen Reaktionen auslösen wie noch vor einem oder zwei Jahren. Kein bestürzter Kommentar, keine schockierenden Gesichter.
Vergessen, verdrängen, verarbeiten
Mir scheint es, dass die Menschen diese Pandemie verdrängen, weil vieles wieder möglich ist. Treffen in großen Gruppen, Flugreisen, Einkaufen ohne Maske. Dass wir irgendwann lernen müssen, mit diesem Virus zu leben, ist mir durchaus bewusst. Doch langsam habe ich das Gefühl, die Gesellschaft streicht das Virus aus ihrem Gedächtnis.
Vergessen kann ich die Pandemie aber alleine deswegen schon nicht, weil ich arbeitsbedingt fast jeden Tag auf die aktuellen Zahlen für Lünen, Selm und den gesamten Kreis Unna schauen. Diesen Datenberg will ich niemandem täglich antun, aber ein bisschen mehr Gedanken könnte sich die Menschen gerade mit Blick auf die angekündigte Herbst- und Winterwelle schon machen.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
