Recht unauffällig kommt der Laden von Claudia Moch daher. Das Geschäft direkt am Kreisverkehr zwischen Kreisstraße und Beifanger Weg wirkt unscheinbar – ein Schaufenster, dass auf die Ware hinweist, die hier verkauft wird, gibt es nicht. Wer zufällig hier vorbei kommt, muss schon Glück haben, um bei „Stoff im Pott“ zufällig auf eine offene Tür zu stoßen.
Montags und donnerstags öffnete die Dortmunderin Claudia Moch ihren Laden bisher, zusätzlich dazu jeden ersten Samstag im Monat – jeweils dann, wenn nicht ein Stoffmarkt oder eine Messe dazwischenkommt. Diese besucht die Händlerin regelmäßig von der Nordsee bis ins Allgäu.
Seit April vergangenen Jahres verkauft die 41-Jährige an der Kreisstraße neben dem Online-Geschäft ihre Stoffwaren. Zuvor hatte Moch ein Lager in Bork, ein Betrieb war dort wegen Mängel am Gebäude nicht mehr möglich. „Da mussten wir innerhalb sehr kurzer Zeit raus“, berichtet die Unternehmerin.
Am jetzigen Standort versuchte Moch – vor sieben Jahren begann alles mit dem Verkauf aus dem Wohnzimmer heraus – ihre Stoffe auch in direktem Kontakt an die Kundschaft zu bringen. Der große Erfolg blieb jedoch aus. „Ich habe das schon geahnt“, so die gelernte Bankbetriebswirtin. „Während der Corona-Zeit mussten wir viele Sachen vorhalten. Da hat sich schon abgezeichnet, dass das Vor-Ort-Geschäft leider nicht mehr lohnenswert ist.“
Zwei Öffnungstermine
Ein Grund dafür: „Das ist kein klassisches Nähgeschäft. Ich biete ein komplett anderes Sortiment. Und das funktioniert hier nicht.“ In ihrem bewusst als „Outlet“ bezeichneten Laden bietet Moch neben Einzel- und Reststücken zusätzlich vorgeschnittene Ware an – am 15. Juni und 19. Juni vorerst zum letzten Mal.
Anschließend soll es in unregelmäßigen Abständen noch Lagerverkäufe geben: „Dann baue ich einmal komplett um und dann ist das an Stoff da, was in den Regalen ist.“ Das Motto bleibt weiterhin: „Wenn die Ware weg ist, ist die Ware weg.“
Auch die fehlende Attraktivität der Kreisstraße macht Claudia Moch für den mäßigen Erfolg mitverantwortlich: „Es gibt hier keine Attraktion – nichts, dass aus der Masse heraussticht. In Lünen gibt es die Lange Straße. Es gibt nette Eiscafés und ein paar nette Läden, in die man reinschauen kann.“ An der Kreisstraße sei das anders. „Wer soll aus anderen Städten hier her kommen?“
Verkauf bei Facebook
Aber selbst an einem anderen Ort würde Claudia Moch kein Ladenlokal mehr öffnen wollen, denn das Problem sei grundsätzlicher Natur: „Der Einzelhandel steckt im Moment in einer ganz großen Krise.“ Die Wertschätzung für das Produkt sei nicht mehr da. „Ich kann nicht erwarten, dass ich in einem Vor-Ort-Geschäft den Online-Preis bezahle, wenn ich auch noch wissen möchte, wie der Stoff funktioniert, welche Naht ich am besten mache und wie ich den Stoff wasche.

Um dennoch im Laden die gleichen Preise wie in ihrem Online-Shop anbieten zu können, verkauft Moch vorgeschnittene Stücke.
Künftig setzt die Mutter zweier Kinder wieder voll auf das Online-Geschäft. Bei Facebook bietet Moch sogar Live-Verkäufe an. Die Zuschauenden können während der Video-Übertragung einen Kommentar mit dem gewünschtem Produkt abgeben und erhalten die Ware wenige Tage später nach Hause geliefert. „Wenn der Stoff gut läuft, ist der in einer Sendung weg. Und ich bestelle ihn nicht noch einmal nach“, verrät Claudia Moch.
Neon und bunte Farben
Der aktuelle Trend in der Welt der Stoffe: „Dieses Jahr laufen Neon und bunte Farben gut.“ Die Pakete verpackt Claudia Moch ebenfalls in der Kreisstraße. „Der Online-Handel ist einfach: Paket auf, Bestellung rein, Paket zu, weg“, kommentiert Moch das Geschäft.
Direkt vor dem Ladenlokal ist es dann aber auch damit nicht so einfach: Eine Ladezone für Empfang von Ware oder zur Abgabe der Paket-Bestellungen gibt es nicht.
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