Cappenbergs Geschichte wird zum Roman

10 Projekte zur 900-Jahr-Feier in Cappenberg

Was sich vor 900 Jahren in Cappenberg tat, gleicht dem Stoff für einen Roman. Es geht um Burgherren, Priester und einen rätselhaften Kopf. Die Idee, daraus tatsächlich einen Roman zu machen, ist nur einer der Punkte, die für das große Jubiläumsjahr geplant werden.

Cappenberg

, 04.04.2018, 16:21 Uhr / Lesedauer: 3 min
2022 wird sich die Region mit verschiedenen Aktionen an Ereignisse erinnern, die vor 900 Jahren Geschichte machten.

2022 wird sich die Region mit verschiedenen Aktionen an Ereignisse erinnern, die vor 900 Jahren Geschichte machten.

Das werde etwas „richtig Großes“, sagt Ralf Schaltenbrand ein Ereignis, etwas, von dem nicht nur Cappenberg, der Schauplatz der Geschichte, sondern die ganze Region profitieren werde. Der ehemalige Präsident des Rotary-Clubs Kaiser Barbarossa Selm und der aktuelle Amtsträger Eckhard Göske präsentieren, was alles für 2022 geplant ist: dem Jahr, in dem sich zum 900. Mal außergewöhnliche Ereignisse jähren:

Gottfried von Cappenberg, der letzte Spross eines der mächtigsten und wohlhabendsten Adelsgeschlechtern des Hochmittelalters, bricht radikal mit seinem bisherigen Leben. Er verzichtet auf Familienfreuden, Reichtum und Kriegsglück und macht den Familiensitz auf den Cappenberger Höhen zum Kloster – im selben Jahr, in dem Kaiser Barbarossa geboren und getauft wird. Dessen Taufpate: Gottfrieds ebenfalls geläuterte Bruder: Otto von Cappenberg.

Das sind die wichtigsten Projekte zur Feier:


1. Stauferstele für Selm:


2,75 Meter hoch, 4,5 Tonnen schwer und achteckig: Wie die Stauferstele aussehen wird, die auf dem gerade gepflasterten Platz in der Aktiven Mitte, dem neuen Zentrum Selms zwischen Kreisstraße und Sandforter Weg, aufgestellt werden wird, ist bekannt. 34 solche Stauferstelen in fünf europäischen Staaten gibt es schon. Sie erinnern an Spuren des Adelsgeschlechts. Barbarossa – Otto von Cappenbergs Patensohn – gilt als sein berühmtester Vertreter.

2. Ausstellung in Münster und Cappenberg:


„Seit der großen Staufer-Ausstellung 1977 in Stuttgart und der Ausstellung ,Die Staufer und Italien‘ in Mannheim 2010 hat es keine umfassende Ausstellung mehr zu Friedrich Barbarossa gegeben“, sagt Thorsten Fechtner, Sprecher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das werde sich 2022 ändern: Die geplante Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster und im Schloss Cappenberg werde „aufgrund ihrer europäischen Ausrichtung und zugleich ihrer regional-historischen Verankerung für Westfalen (...) von hervorragender Bedeutung“ sein. Prof. Dr. Ralf Schaltenbrand von den Rotariern hofft „dass zusammengeführt wird, was einst zusammengehörte“: der goldene Barbarossakopf aus dem Cappenberger Kirchenschatz, die Taufschale aus dem Berliner Kunstgewerbemuseum – beides Geschenke des Kaisers für seinen Paten – und Ottos Testament im Archiv des Grafen von Kanitz.

3. Wissenschaftliche Tagung:


Ein Internationales Symposium „Kaiser Barbarossa 2022“ mit Beiträgen aus Geschichte und Kunstgeschichte ist geplant. Neue Erkenntnisse erwarten Interessierte aber schon in diesem Jahr. „Die arrangierte Ehe: Heirat als Mittel der Politik in der Zeit Friedrich I. Barbarossa“ ist am 27. September, 19 Uhr, das Thema von Prof. Dr. Hedwig Röckelein in der Stiftskirche.

4. Roman:


„Ken Follet wäre der Richtige“, sagt Schaltenbrand. Der britische Schriftsteller historischer Romane könnte das historische Geschehen in Cappenberg als Vorlage für eine spannende Lektüre verwerten, meinte der Selmer und wandte sich an dessen Verlag Bastei Lübbe. „Der Brite war leider schon für die nächsten Jahre ausgebucht.“ Ein anderer Autor des Verlags habe sich aber bereits an die Arbeit gemacht. Arbeitstitel: Der Pate des Kaisers.

5. Autobahnschilder:


Offiziell heißen die braunen Tafeln mit weißer Schrift touristische Unterrichtungstafeln. Zwei davon wünschen sich Göske und Schaltenbrand: eine für die A1 (Werne/Bockum-Hövel), die andere für die A2 in Lünen. Sie sollen auf das Schloss Cappenberg, die Stiftskirche und den Barbarossakopf dort hinweisen.

6. Außerschulischer Lernort Schloss Cappenberg


Viel besser als im Klassenzimmer können Jugendliche an der historischer Stätte Geschichte lernen. Davon sind die Mitglieder des Geschichtlichen Forums Cappenberg überzeugt und haben einen Förderantrag beim Land NRW gestellt. Dass es Interesse gibt, wissen sie. Wie Schaltenbrand berichtet, haben sich neben dem Städtischen Gymnasium Selm und der Sekundarschule auch schon Schulen aus anderen Kommunen gemeldet: etwa das Ernst-Barlach-Gymnasium Unna.

7. Kirchensanierung:


Die lang ersehnte Rundum-Sanierung der romanischen Stiftskirche am Schloss Cappenberg freut und sorgt die Jubiläums-Organisatoren gleichermaßen. Denn noch haben die Millionen Euro teuren Arbeiten an dem Gotteshaus im Besitz des Landes NRW gar nicht begonnen. „Dass die Kirche im Jubiläumsjahr eingerüstet ist, darf natürlich nicht sein“, sagt Schaltenbrand. Wird es auch nicht, wenn es nach Benjamin Hahn geht, dem Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg: „Wir können zwar noch nicht sagen, wann es losgeht, sehen aber zu, rechtzeitig fertig zu werden.“

8. Barbarossapraline:


Das Jubiläumsjahr soll ein sinnliches Vergnügen werden. Dafür könnte auch die Barbarossa-Praline sorgen. Vielleicht auch ein Barbarossa-Bräu? „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, so Schaltenbrand.

9. Gemeinschaft:


Ende des Jahres hatten Schaltenbrand und Göske mit Bürgermeistern der gesamten Region Goslar besucht, wo sie nicht nur Barbarossas Kaiserpfalz besichtigten. Sie schmiedeten Pläne für eine Zusammenarbeit 2022, die sich inzwischen in Arbeitsgruppen konkretisiert habe. Mit dabei sind Selm, Werne, Lünen, Lüdinghausen, Nordkirchen, Olfen und Unna. Tagesgäste, Touristen, die länger bleiben und eine Aufwertung der Region als Ziel für Kulturinteressierte: „Davon können alle profitieren“, so Schaltenbrand.

10. Übernachten:


Ob Hotel- oder Gästebett: Die Organisatoren gehen davon aus, dass Barbarossa- und Gottfried-Touristen auch über Nacht bleiben. Ein kleines Reisebudget soll kein Hinderungsgrund sein: „Gudrun Funke aus Cappenberg sucht zurzeit für Gäste des Katholikentags in Münster Privatquartiere“, sagt Schaltenbrand. Was zwischen dem 9. und 13. Mai 2018 funktioniere, solle auch 2022 klappen.