Schon der Weg auf die Burg Botzlar zu vermittelt den Eindruck, dass da ein ganz besonderes Gebäude steht. Das Gebäude strahlt mit hellen Wänden. Zwar weisen Baustellenbaken noch den Weg zur Burg, aber es ist schon mehr als nur zu erahnen, wie es ist, zum Haupteingang zu schreiten.
Was die Verantwortlichen der Stadt Selm seit Jahren versprochen haben, nämlich, dass die Burg auch nach dem Umbau zum Bürgerzentrum noch als die beliebte Burg Botzlar zu erkennen sein werde, haben sie gehalten. Schöner denn je kommt sie von außen betrachtet daher. Da ist man gespannt, ob das, was sie von außen verspricht, auch innen umgesetzt wurde.
Wer das Foyer betritt und den alten Zustand des Eingangsbereichs noch kannte, reibt sich die Augen. Man hat unglaublich viel Platz. Das war vor dem Umbau, als einen der Sanitärbereich direkt im Foyer empfing, ganz anders. Das Foyer ist jetzt multifunktional zu nutzen. Für kleine Empfänge gibt es eine Theke. Gut vorstellbar, dass demnächst auch Ausstellungen stattfinden können.
Der Begriff „multifunktional“ zieht sich übrigens durch das gesamte Konzept der neuen Burg. Vom Eingang aus links gehen zwei Türen ab. Hinter beiden versteckt sich ein großer Raum. Der ist durch eine Trennwand in zwei Räume verwandelbar. Deshalb auch zwei Türen. Konferenzen, Feiern – alles denkbar.

Neuer Ratssaal
Rauf in die erste Etage. Und dort wartet die größte Überraschung: Aus dem dunkel gehaltenen Ratssaal ist ein moderner Raum geworden. Helle Wände und Akustikdecken, moderne Stühle und Tische. Hier hat die Politik ihre neue, alte Heimat. Waren Ausschuss- und Ratssitzungen jahrelang während des Burg-Umbaus in das Bürgerhaus ausgelagert worden, tagt die Politik heute in einem mit neuer Medientechnik ausgestattetem Raum. Und auch hier ist wieder denkbar, dass Feiern laufen können. Dafür sind eine Küche und eine Theke eingebaut worden.
Der Gang in die zweite Etage offenbart, warum die Burg so besonders ist. Der Heimatverein Selm hat hier sein Büro bekommen. Nachdem die kleine Kneipe am alten Stadion der Bebauung am Campus Süd weichen musste, hatte der Heimatverein an der Kreisstraße eine Übergangsbleibe gefunden. Nun hat er ein Dauerdomizil. Passend zum 100-jährigen Bestehen.
Die zweite Etage wird jetzt nicht mehr von der Hausmeisterwohnung dominiert. Zwei Räume ermöglichen es der Volkshochschule und der Musikschule, ihre Angebote und Kurse in angemessener Atmosphäre anzubieten. Wer glaubt, der Aufstieg in die oberen Geschosse werde mühselig nur über die Treppe möglich sein, der irrt. Ein Aufzug macht die Burg barrierefrei. Und zwar komplett. Denn der Aufzug reicht vom Keller bis unters Dach.

Küche im Keller
Apropos Keller: Der hat seinen Charme durch die Gewölbe behalten. Hier sind Feiern möglich. Eine Küche gibt es auch. Die Burg ist innen fast fertig, wird aber auch schon rege genutzt. Außen sind die Arbeiten noch zugange. Unter anderem wird die Ursprungsgräfte wieder sichtbar gemacht. Jedenfalls wird sie in die Außenanlagen ein modelliert, aber nicht mehr mit Wasser gefüllt.
Selms Bürgermeister Thomas Orlowski hat jüngst beim Neujahrsempfang angekündigt, dass die Burg als Bürgerzentrum offiziell am 10. Mai eingeweiht wird. Die Menschen haben bereits mit den Füßen abgestimmt und ihre Burg erobert.