Kommunalpolitik
Abrechnungsaffäre: Selmer Ratsherr Werner Sell steht unter Verdacht
Die Abrechnungsaffäre im Kreis Unna zieht weitere Kreise. Und wieder einmal soll ein Selmer Ratsmitglied betroffen sein. Das bestätigte Selms Bürgermeister Thomas Orlowski unserer Redaktion.
In der Abrechnungsaffäre des Kreises Unna gibt es einen neuen Verdachtsfall: Dieses Mal steht Werner Sell (heute SPD), langjähriger Selmer Ratsherr und früheres Mitglied im Kreistag Unna, unter Verdacht, Doppelabrechnungen vorgenommen zu haben.
Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigte Selms Bürgermeister Thomas Orlowski (SPD) auf Anfrage am Montag (5. September).
Damit handelt es sich nach Dr. Hubert Seier (UWG) und Marion Küpper (Bündnis 90/Die Grünen) um das dritte Selmer Ratsmitglied, dem dieses Vergehen vorgeworfen wird. Dazu gesellt sich noch Timon Lütschen (Bündnis 90/Die Grünen) aus Kamen.
Interne Ermittlungen
Wie Thomas Orlowski unserer Redaktion schriftlich mitteilen ließ, habe es interne Ermittlungen gegeben. Den Anstoß dazu hatte die Selmer Familienpartei im März dieses Jahres mit ihrem Antrag im Stadtrat gegeben, dass die Abrechnungen der Verdienstausfälle aller Ratsmitglieder der aktuellen und auch der vorangegangenen Legislaturperiode geprüft werden sollen.
„Es besteht der Verdacht, dass Doppelabrechnungen vorgenommen worden sind. Werner Sell wurde über diesen Sachverhalt informiert“, teilte die Stadtverwaltung unserer Redaktion weiter schriftlich mit. Soll heißen, dass Fraktionsstunden möglicherweise doppelt abgerechnet worden sind; als Ratsmitglied in Selm und als Mitglied des Kreistags in Unna.
Werner Sell sei Gelegenheit gegeben worden, hieß es zudem, im Rahmen einer Anhörung Stellung zu dem Verdacht der Doppelabrechnung zu nehmen:
„Diese Anhörung ist noch nicht abgeschlossen.“
Landrat Mario Löhr ist über den Verdacht gegen Werner Sell informiert. © Kisker (A)
Landrat Mario Löhr (SPD) ist informiert
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Verdachts sei Mario Löhr (SPD), seit November 2020 Landrat des Kreises Unna und zuvor Selms Bürgermeister, als oberster Dienstherr der Kreispolizeibehörde informiert worden.
Ebenfalls sei das Rechnungsprüfungsamt über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt worden, hieß es bei der Selmer Verwaltung am Mittwoch.
Auf die Frage unserer Redaktion, nach dem Umfang der Doppelabrechnungen ließ uns Selms Bürgermeister Thomas Orlowski mitteilen:
„Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Anhörung, werden zurzeit zu der Anzahl der Fälle und Höhe der möglicherweise vorliegenden Doppelabrechnungen keine Angaben gemacht.“
Staatsanwaltschaft soll informiert werden
Nach der erfolgten Anhörung Sells werde der Sachverhalt an den Kreis Unna, das Rechnungsprüfungsamt und die Staatsanwaltschaft Dortmund weitergeleitet. Dort laufen bereits sei dem Frühjahr Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts des Betrugs gegen Hubert Seier, Timon Lütschen und Marion Küpper.
Den Zeitraum möglicher Doppelabrechnungen gab die Verwaltung „mit Mai 2017 bis Ende September 2020“ an. In dieser Zeit war Werner Sell, der nach eigenen Angaben seit 2009 dem Selmer Stadtrat angehört, für die Fraktion Die Linke unterwegs.
Seit November 2020 ist der 70-jährige Kommunalpolitiker, so steht es auf der Homepage der Selmer SPD, „erneut Parteimitglied der SPD und damit auch Ratsmitglied für die SPD“.
Werner Sell antwortet
Außerdem erklärt Sell an gleicher Stelle: „Ich bin verheiratet, Vater zweier Kinder und stolzer Großvater – mit meiner Frau kümmere ich mich um unsere Tierschutzhunde. In der SPD Selm habe ich nun wieder eine politische Heimat, um weiter für ein soziales Selm zu kämpfen.“
Auf die Fragen unserer Redaktion,
„Was sagen Sie zu den Vorwürfen?“ und„Bleiben Sie bei Ihrer Aussage gegenüber Hubert Seier (UWG) vom Frühjahr dieses Jahres? - „Ich war im Kreistag, ich bin im Stadtrat. Aber im Gegensatz zu Ihnen habe ich korrekt abgerechnet.“"antwortete Werner Sell am Dienstag (6. September) schriftlich wie folgt:
„Das Schreiben der Stadt Selm habe ich zum Anlass genommen, alle relevanten Unterlagen zu überprüfen. Wenn das Ergebnis der Überprüfung feststeht, nehme ich gerne dazu Stellung. Die Antwort Ihrer Frage bezüglich Herrn Dr. Seier wird Bestandteil meiner Stellungnahme sein.“
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