2026 gibt es kein Abitur in Selm Was ist, wenn jemand 2025 Prüfung nicht besteht?

2026 gibt es kein Abitur: Was ist, wenn jemand 2025 Prüfung nicht besteht?
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Jetzt sitzen wieder junge Frauen und Männer in den Räumen des Städtischen Gymnasiums Selm und arbeiten an ihren schriftlichen und mündlichen Prüfungen, die ihnen zum höchsten Schulabschluss in Deutschland verhelfen sollen: dem Abitur. Der aktuelle Abiturjahrgang ist der letzte sogenannte G8-Jahrgang, also ein Jahrgang, der - vorausgesetzt, es läuft alles individuell normal - das Abitur nach acht Jahren absolviert.

Ein Jahr länger müssen die künftigen Abiturientinnen und Abiturienten lernen, bis sie ihren Schulabschluss machen können. Denn das Schulsystem ist vor Jahren umgestellt worden und in Nordrhein-Westfalen gab es die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9). Die Folge: 2026 wird es in Nordrhein-Westfalen und damit auch in Selm keinen gymnasialen Abiturjahrgang geben. Weil eben die Umstellung des Schulsystems auf G9 (neun Jahre Gymnasium) dazu führt, dass die Schüler ein Jahr länger in der Schule bleiben und somit 2026 kein Abitur machen.

Die Zeugnisvergaben am Gymnasium Selm - hier eine Feier während der Coronapandemie - finden traditionell im Forum der Schule statt. Der Abiball kann jetzt quasi nebenan gefeiert werden.
Die Zeugnisvergaben am Gymnasium Selm - hier eine Feier während der Coronapandemie - finden traditionell im Forum der Schule statt. Der Abiball kann jetzt quasi nebenan gefeiert werden. © Günther Goldstein (Archiv)

Da stellen sich mehrere Fragen. Zum Beispiel: Was geschieht mit den Schülerinnen und Schülern, die das Abitur in diesem Jahr auch nach den Nachprüfungen nicht bestehen. Sie können dann ja auch 2026 kein Abitur machen, oder? Nicht in Selm jedenfalls. „Die Bezirksregierung Arnsberg hat sogenannten Bündelungsgymnasien eingerichtet, wo dann die Schülerinnen und Schüler zusammengezogen werden, die an der Stelle ihr Abitur machen können“, sagt Viola Löchter. Sie wiederholen dann den 13. Jahrgang. Das offiziell für den Kreis Unna zuständige Bündelungsgymnasium sei das in Bergkamen. „Die Schülerinnen und Schüler können sich aber auch beispielsweise für ein Gymnasium in Dortmund entscheiden, weil es besser zu erreichen ist.“

Weitere Optionen im Fall des Nicht-Bestehens: „Da muss man schauen, ob die Fachhochschulreife erreicht ist“, erklärt die Schulleiterin. „Manche haben ja schon die Absicht, nach dem Abitur in eine Ausbildung zu wechseln und könnten auch ohne Abitur diesen Weg gehen. Das sind sehr individuelle Entscheidungen.“

Am Selmer Gymnasium ist man aber auch schon in den Jahren vor den Abiturprüfungen bestrebt, dass es erst gar nicht dazu kommt, dass jemand das Abitur nicht besteht. „Die Schülerinnen und Schüler, die es betrifft, werden auch sehr früh von unseren Kollegen beraten, wie es weitergehen kann.“ Das geschehe schulintern, aber auch zum Beispiel in Verbindung mit Carina Eller, die bei der Stadt Selm für den Übergang Schule-Beruf zuständig ist. „Wir beziehen die Eltern auch mit ein.“

Abiball nebenan

Gibt es eigentlich so etwas wie Nachhilfe, die von der Schule angeboten wird, wenn es für die betroffenen Schülerinnen und Schüler eng wird? „Die Fachkollegen gucken, dass Hilfestellungen gegeben werden“, berichtet Viola Löchter. „Häufig bilden sich auch Lerngruppen unter den Schülern.“ Die Förderschwerpunkte seien aber sehr unterschiedlich, so dass immer individuell geschaut werde.

Was es aber seit der Coronapandemie gebe, als Schüler Distanzunterricht hatten, sei eine gezielte Vorbereitungswoche vor den Abiturprüfungen. „Dort haben die Schüler in den Leistungskursen und den abiturrelevanten Kursen intensiven Unterricht.“

Grundsätzlich werde aber das letzte Quartal vor den Prüfungen intensiv zur Vorbereitung genutzt.

„Wir freuen uns, dass wir wieder einen sehr leistungsstarken Abiturjahrgang haben“, sagt Viola Löchter. „Außerdem freuen wir uns auch darüber, dass wir den Abiball nebenan feiern können.“ Nebenan, das ist die Dreifachhalle, also die unteren Räume in der neuen Volksbank-Halle. Die Abiturientinnen und Abiturienten und ihre Familien müssen jetzt nicht mehr außerhalb der Stadt feiern, sondern können es neben dem Gymnasium tun.

Vorher ist am Freitag, 27. Juni, im Forum des Gymnasiums die Zeugnisverleihung vorgesehen. Am Tag darauf steigt dann der Abiball für den letzten G8-Jahrgang.