Als der Strom ausfiel, machten Jürgen Kruk und seine Frau Gabriele einen spontanen Spaziergang zum Wochenmarkt. In ihrer Firma konnten sie nicht weiterarbeiten, die Monteure kamen zurück. An den Ständen brodelte unterdessen die Gerüchteküche. © Maximilian Stascheit
Stromausfall in Schwerte
Wochenmarkt wird im Stromausfall zur „Gerüchteküche“
Längst nicht alles, was am Mittwoch auf dem Markt erzählt wurde, stimmte. Die Sparkasse blieb komplett zu, andere machten einen Notbetrieb mit Bargeld - und manche hatten zumindest etwas Strom.
Das Straßenbild ist am Mittwochmorgen an den meisten Orten der Innenstadt dasselbe: Menschen stehen vor den Geschäften, unterhalten sich aufgeregt und telefonieren. Die Abstandsgebote scheinen in der Aufruhr um den Stromausfall, der das Stadtleben seit 9.40 Uhr außer Gefecht setzt, teilweise in Vergessenheit zu geraten. Die Fenster in den oberen Stockwerken sind geöffnet, Leute blicken die Straße entlang, meist mit einem Handy am Ohr.
Auch die Ampeln bleiben aus. © Maximilian Stascheit
Es dauert eine Weile, bis den Schwertern klar wird, was in ihrer Stadt an diesem Morgen los ist. Die meisten denken zuerst an einen Stromausfall im eigenen Haus und schauen sich in der Nachbarschaft um. Doch auch die Ampelleuchten sind erloschen und in den wenigen Geschäften, die geöffnet haben, brennt kein Licht.
Erste Hoffnung, dass der Strom bis 12 Uhr wieder da ist
Thomas Traunecker ist am Morgen einer der Ersten, der offizielle Informationen erhält. Um 10.20 Uhr klingelt bei dem Mitarbeiter der Kamps-Bäckerei im Bahnhof das Handy. Er wird von der Deutschen Bahn über den Stromausfall informiert, die wiederum mit den Stadtwerken gesprochen hatte. „Die rechnen von 10 Uhr ausgehend mit ungefähr zwei Stunden, bis der Strom wieder da ist“, berichtet er. Wie sich später herausstellt, wird es noch deutlich länger dauern.
Die Fahrgäste, die am Morgen mit dem Zug in Schwerte ankommen, erfahren von ihm oft als erstes, was gerade los ist in der Stadt. Die Anzeigentafeln sind erloschen, die Bahnhofsuhren sind stehen geblieben, auch die Ticketautomaten funktionieren nicht.
Am Bahnhof funktionierten die Anzeigentafeln nicht mehr. © Maximilian Stascheit
Sparkasse vorübergehend geschlossen
Vor der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse halten zu diesem Zeitpunkt immer wieder Leute kurz an. Doch die elektronische Eingangstür bleibt geschlossen, stattdessen informieren zwei Mitarbeiterinnen am Fenster darüber, dass aktuell kein Bargeld abgehoben werden könne. „Bei uns funktioniert auch nichts mehr. Aus Sicherheitsgründen müssen wir auch geschlossen bleiben, bis der Strom wieder da ist“, erklärt Mitarbeiterin Manuela Wessinghage. Einige Kunden sind verärgert, denn ohne Bargeld ist in den Geschäften der Innenstadt und auf dem Markt an diesem Morgen nicht viel zu machen.
Auch in der Bäckerei Becker an der Bahnhofstraße blieb es am Mittwoch dunkel. Der Verkauf mit Bargeld lief aber vorübergehend weiter. © Maximilian Stascheit
Jürgen und Gabriele Kruk haben sich aufgrund des Stromausfalls für einen spontanen Besuch auf dem Wochenmarkt entschieden. Kruk ist Inhaber der Firma „Tschirbs Sanitär- und Heizungstechnik“ an der Eintrachtstraße. „Bei uns geht gar nichts mehr. Die Monteure sind größtenteils schon zurückgekommen. Die Geräte funktionieren ja ohne Strom auch nicht“, berichtet er. Mehr denn je dient der Wochenmarkt an diesem Morgen als Informations- und Gerüchteküche. Dass ein Großteil der Stadt von dem Stromausfall betroffen ist, hat sich schnell herumgesprochen. Da jedoch auch die Netze für mobiles Internet kaum bis gar nicht funktionieren, sind offizielle Informationen rar. Längst nicht alles, was man sich hier erzählt, entspricht den Tatsachen.
In der St.-Viktor-Apotheke konnten dank eines kleinen Notstromaggregats zumindest die Kassen weiter betrieben werden. Barbara Greine (l.) und Sabine Adelhütte hielten hinter der Theke die Stellung. © Maximilian Stascheit
Apotheke mit Notstromaggregat
Zu den wenigen Glücklichen mit einem Notstromaggregat zählt die St.-Viktor-Apotheke in der Brückstraße. Die Mitarbeiterinnen Sabine Adelhütte und Barbara Greine halten hinter der Verkaufstheke die Stellung. Lediglich die Kassen werden mit dem kleinen Aggregat versorgt, sodass Kunden zumindest weiter Medikamente kaufen und bezahlen können. „Damit können wir aber auch nicht Ewigkeiten überbrücken - drei bis vier Stunden vielleicht“, berichtet Adelhütte. Der Rest funktioniert auch hier nicht: „Wir können nicht telefonieren oder Bestellungen aufgeben. Nicht mal die Tür können wir schließen“, erklärt die Mitarbeiterin noch mit der Hoffnung, dass der Strom bis zum Feierabend um 13 Uhr wieder da ist. Diese wurde enttäuscht - der Eingang bliebt vorübergehend geöffnet.
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