Wie wirkt sich Corona auf Musikschule, VHS und Stadtbücherei aus?
Kultur in Schwerte
Keine Veranstaltungen, kein Unterricht, keine Ausleihe möglich – die Kulturbetriebe in Schwerte spüren die Corona-Auswirkungen. Besonders für einige Musiklehrer könnte es hart werden.

Die Bücher sind da. Menschen, die sie ausleihen wollen allerdings nicht. So ist es in der Corona-Zeit in der Stadtbücherei Schwerte. © Foto: Manuela Schwerte
Die Auswirkungen des Coronavirus machen auch vor dem Kultur- und Weiterbildungsbetrieb nicht halt. Sämtliche Einrichtungen des KuWeBe bleiben vorläufig bis zum 19. April geschlossen.
„Wie es weitergeht, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös vorhersagen“, so Matthias Hein, stellvertretender Vorstand des KuWeBe. „Am 14. April werden die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten die Lage neu bewerten. Dann wird sich zeigen, wie lange die Beschränkungen aufrecht erhalten bleiben müssen.“
Kleinkunstwochen erst 2021 wieder – Hoffnung für das Welttheater
Das Kulturbüro konnte die für April und Mai geplanten Abende der Kleinkunstwochen mit Tahnee, Sissi Perlinger und Liza Kos ins Frühjahr 2021 verschieben.
Die Gedenkfeier am 8. Mai im ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk sowie das Gastspiel der Neuen Philharmonie Westfalen am 10. Mai müssen leider entfallen.
Das nächste Highlight steht mit dem Welttheater der Straße am letzten Augustwochenende an. Holger Ehrich, Leiter des Kulturbüros, zeigt sich noch verhalten optimistisch.
„Wir hoffen, dass bis zu diesem Zeitpunkt Veranstaltungen wieder durchführbar sind und das Festival stattfinden kann. Unsere Planungen sind bereits im vollen Gange. Aber selbstverständlich haben Gesundheit und Sicherheit Vorrang und wir folgen den behördlichen Vorgaben. In abzuschließenden Verträgen werden wir eine Vorbehaltsklausel aufnehmen, so dass bei einem Ausfall möglichst
keine finanziellen Verpflichtungen entstehen.“
VHS und Musikschule: Man baut zur Sicherheit auf Online
Auch Volkshochschule und Musikschule werden vor Probleme gestellt. „Im Regelfall leben VHS und Musikschule vom Präsenzunterricht – dem Treffen von Lehrenden und Teilnehmenden“, weiß Marco Dafov, Leiter der beiden Einrichtungen, zu berichten. Für viele, vor allem langjährige VHS-Teilnehmende ist es eine enorme Umstellung und ungewohnte Situation, nicht mehr wie gehabt in einen Kurs oder Unterricht gehen zu können.
„Wir haben schon viel Feedback bekommen, und da hört man oft raus, dass die Leute den VHS- und Musikschulbesuch vermissen“, so Marco Dafov.
Sollte auch nach den Osterferien kein geregelter Unterrichtsbetrieb möglich sein, hat Dafov schon einen Plan B für seine Einrichtungen in der Tasche. „Ein Vorteil für den Ausfall der Präsenzangebote liegt darin, dass Online-Unterrichtsformate verstärkt in den Fokus geraten. Hier sind wir zurzeit sehr aktiv dabei, digitale Infrastrukturen aufzubauen und den Teilnehmenden, besonders im Bereich der nachträglichen Schulabschlüsse und des musikalischen Einzelunterrichts, als Ersatz sehr kurzfristig zur Verfügung zu stellen.“

Das Schild an der VHS. Auch dort findet derzeit nichts statt. © Bernd Paulitschke
Stillstand nach Ostern? Das würde viele Musiklehrer treffen
Sollte der durch die Pandemie bedingte Stillstand auch nach Ostern andauern, werde es besonders bei der Musikschule hohe Einnahmeausfälle geben, da fast 50 Prozent der Unterrichte in Schulen und Kitas stattfinden.
Problematisch ist die Situation dann nicht nur für die Einrichtungen selbst, sondern auch für die Lehrenden. Gerade die vielen freiberuflichen Lehrkräfte könnten durch Honorarausfälle in eine schwierige persönliche Situation
gelangen.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer sieht Matthias Hein. „Dachverbände von Volkshochschulen und Musikschulen setzen sich im politischen Raum mit Nachdruck dafür ein, dass sowohl die durch Betriebsschließungen entstandene Einnahmeausfälle aus Kursgebühren kompensiert werden, aber auch die durch Kursausfälle existenzielle Bedrohung der Lehrkräfte durch Rettungsschirme abgefedert werden.“

In der Musikschule bleiben die Instrumente zurzeit stumm. © Musikschule Schwerte
Stadtbücherei: Viele kommen jetzt online
Nicht ganz so erheblich werden die finanziellen Verluste in der Stadtbücherei ausfallen. „Für viele Bibliotheksfans ist es eine schwere Zeit“, weiß Anja Stock, Leiterin der Stadtbücherei, zu berichten.
„Zu uns kommen Menschen aller Altersgruppen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Sie schätzen den Treffpunktcharakter, nutzen den Ort zum Lernen, finden qualitätvolle Unterhaltung oder einen Platz vor, um mit Kindern zu spielen und vorzulesen. Auch wenn unserer Kundschaft eine gewisse Ruhe in der Bibliothek schätzt, momentan haben wir zu viel davon.“
Einen Trumpf hat Stock in Krisenzeiten in der Hinterhand: die digitalen Angebote. „Diese Onlinedienste gewähren für die Bevölkerung auch in schwierigen Zeiten einen gesicherten Zugang zu verlässlichen Infos und Unterhaltung.“ Die Stadtbücherei bietet im Übrigen einen kostenfreien Zugang für die Dauer von 6 Wochen zur sogenannten Onleihe. Dieses Angebot gilt für Interessierte, die noch keinen Leseausweis besitzen oder Kunden, deren Leseausweis derzeit nicht aktiv ist.
Stadtarchiv nur per Telefon und Mail erreichbar
Auch das Stadtarchiv hat für die Dauer der Coronakrise für den Publikumsverkehr geschlossen. Archivleiterin Beate Schwietz managt ihre Aufgaben im Wechsel zwischen Büro und Homeoffice. „Archivarische Anfragen sind natürlich weiterhin möglich und werden telefonisch bzw. per E-Mail bearbeitet“, so Schwietz.