Auf den ältesten Postkarten beleben sie schon die Schwerter Straßenszenen. Selbst die längst verschwundene Straßenbahn ratterte noch an den runden Türmchen vorbei, von denen herab die Persil-Frau und andere Plakatfiguren mit ihren Produkten lockten.
Die Litfaßsäulen sind eigentlich aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Doch seit Monaten kleben keine Plakate mehr an ihren Wänden. Grau und trist stehen die Betonröhren am Straßenrand und nicht wenige fürchten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Telefonzellen. Einst so begehrt, dass die Post die Mahnung „Fasse dich kurz“ auf die Scheiben kleben musste, waren sie plötzlich weg.
Litfaßsäulen bleiben erhalten
Das soll den Litfaßsäulen aber nicht passieren. „Sie sollen erhalten bleiben“, erklärt Julian Walter von der Firma Imoled, die in Schwerte die Konzession für die Stadtwerbung erhalten hat. In deren Konzept der digitalen Leuchtwerbung passen die Betonröhren aber nicht. Sie sind irgendwie aus der Zeit gefallen und sehen unschön aus, wenn Wind und Wetter die aufgeklebten Großplakate abblättern.

Deshalb entwickelt Imoled ein neues Konzept für die 15 verbliebene Litfaßsäulen, die es in Schwerte vom früheren Konzessionsträger übernommen hat. Der Kern der Überlegungen: Sie sollen „zweckentfremdet“ und künftig nicht mehr als Werbeträger genutzt werden, sondern der Verschönerung dienen.
Denkbar wäre, sie der Stadt, städtischen Künstlergruppen oder Vereinen zur Verfügung zu stellen. Die Zuweisung solle dann über einen städtischen Partner geschehen, erklärt Julian Walter. Wie diese aussehen werde, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Eine andere Möglichkeit wäre eine Gestaltung mit Graffitis oder Aquarellen, wie es andernorts etwa auf Stromkästen geschieht.
Alle Säulen wurden geschält
Kostenfreie Werbung für Vereine, Soziales oder Ähnliches sei für die Litfaßsäulen aber nicht vorgesehen, erklärt Julian Walter weiter: „Dafür haben wir unsere digitalen Kanäle, die wir gerne auch für solche Zwecke kostenfrei anbieten.“

„Wir möchten die Litfaßsäulen den Leuten zurückgeben“, fasst Julian Walter zusammen. Weil dieser Aufwand jedoch vom Firmensitz in Paderborn aus nicht leistbar sei, brauche man einen Partner wie etwa die Stadt.
Die Vorarbeiten hat Imoled indes schon erledigt. Alle Schwerter Litfaßsäulen wurden schon einmal „geschält“ und geweißt. Unter den dicken Schichten der immer wieder aufeinander geklebten Plakate seien sogar „Sachen aus den 90er-Jahren“ zum Vorschein gekommen.
Erfunden von Ernst Litfaß
Litfaßsäulen selbst gibt es schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1854 wurden sie als Maßnahme gegen wildes Plakatieren von dem Berliner Drucker Ernst Litfaß erfunden. Deshalb hat das „ß“ in ihrem Namen auch die Rechtschreibreform Anfang der 1990er-Jahre überlebt.
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